Studie: Wie sich ein unsicherer Arbeitsplatz auswirkt

Untersuchung der Johannes-Kepler-Universität Linz zeigt Folgen nicht nur für Arbeitnehmer, sondern auch für Unternehmen

Dass Unsicherheit und Angst um den Arbeitsplatz mit einer Reihe
negativer Konsequenzen einhergehen, konnte bereits in zahlreichen
internationalen Studien nachgewiesen werden. Besonders in Krisenzeiten wackeln auch viele Arbeitsplätze - für Arbeitnehmer bedeutet das oft Unsicherheit und Angst. Wie genau sich diese Unsicherheit auswirkt, wurde in einer Längsschnitt-Studie der Abteilung für Arbeits-, Organisations- und Medienpsychologie der Johannes-Kepler-Universität (JKU) Linz untersucht.

Das Ergebnis: Fürchten Angestellte um ihren Job, so schadet dies nicht nur ihrem Wohlbefinden, sondern auch den Unternehmen - denn sie verlieren durch steigende Kündigungsbereitschaft der Angestellten oft ihre besten Kräfte, schreiben die Psychologen in einer Aussendung. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im renommierten "Journal of Occupational Health Psychology" veröffentlicht. An der Studie nahmen 178 Personen teil.

Suche nach abschwächenden Faktoren

Die JKU-Forscher suchten aber auch nach Faktoren, die diese negativen Konsequenzen von Arbeitsplatzunsicherheit abschwächen können: "Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Work Involvement", erklärt Forscherin Barbara Stiglbauer. Work Involvement misst, wie wichtig einer Person Arbeit ist. Dabei gehe es um Arbeit generell, nicht um den aktuellen Job.

Work Involvement

Ergebnisse der Längsschnitt-Studie zeigen, dass sich bei Personen, denen Arbeit generell sehr wichtig ist - die also ein hohes Work Involvement aufweisen, Arbeitsplatzunsicherheit weniger stark auf das Wohlbefinden auswirkt als bei Personen, denen Arbeit weniger wichtig ist. Der Grund: "Möglicherweise sind Personen mit hohem Work Involvement widerstandsfähiger", vermutet Stiglbauer. Hohes Work Involvement bietet also eine gewisse Stabilität und somit Schutz in unsicheren Zeiten. Diese Schutzfunktion bestehe allerdings nicht unbedingt langfristig, so die Wissenschaftlerin. Besteht also über einen längeren Zeitraum Unsicherheit und Angst um den Arbeitsplatz, so schadet dies auch dem Wohlbefinden von Personen mit hohem Work Involvement.

Kündigungsabsicht steigt

Die Ergebnisse der Studie zeigten außerdem sehr deutlich, dass geringeres Wohlbefinden infolge von Arbeitsplatzunsicherheit auch ein wichtiger Grund ist, warum die Kündigungsabsicht bei unsicheren Arbeitsplatzverhältnissen steigt. "Der gefundene Zusammenhang zwischen geringem Wohlbefinden und erhöhter Kündigungsbereitschaft deckt sich auch mit den Erkenntnissen aus der Burnout-Forschung", so Stiglbauer. Für Unternehmen sei es daher umso wichtiger, auch in Krisenzeiten gezielt das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu fördern. (red, derStandard.at, 18.7.2012)

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Abstract zur Studie im Journal of Occupational Health Psychology

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