Rot-schwarze Bunkermentalität

Seit Langem beklagen Journalisten und Bürger die Wadlbeißerei von Rot und Schwarz. Sie missfällt auch immer mehr von deren Granden – nicht zuletzt, weil sie fürchten, dass das Gezänk auch zu ihren Lasten geht. Dieser Tage haben die ÖVP-Landeshauptleute Pühringer und Platter ihren Bundeschef Spindelegger zur "Kurskorrektur" gemahnt, weil die eigene, einst staatstragende Partei bei "nur noch 20 Prozent herumgrundelt". Was passiert? Spindelegger kritisiert die Kritiker – und beißt verbal wieder zu: SPÖ-Verteidigungsminister Klug solle die Truppe "nicht aushungern", Reformpläne für das Heer müssten her. Klug und Genossen kontern sinngemäß: Dass der Finanzminister, der ja das Geld verteile, so etwas sage, sei nachgerade skurril.

Warum lassen SPÖ und ÖVP nicht endlich von den gegenseitigen Attacken? Warum rennen sie sehenden Auges in den Polit-Untergang? Rational ist das nicht mehr erklärbar. Psychologie ist vonnöten: Je weiter Kanzler und Vizekanzler im Eck stehen, desto weniger reflektieren sie das eigene Tun. Bestärkt durch einen kleinen Kreis von Getreuen ist die Wahrnehmung getrübt. Außen- und Innenfeinde, Schuldige an der Malaise werden gesucht: Presse-Leute schrieben alles und jeden nieder, selbst Parteifreunde machten madig, was geleistet worden sei. Klassische Bunkermentalität. Dabei wäre es so einfach, etwa in Sachen Heer: Rot und Schwarz setzen sich zusammen, erarbeiten eine Lösung für das Problem, die sie gemeinsam präsentieren.


Sich auf Kosten des anderen zu profilieren, hat noch nie funktioniert. Es schadet beiden. Werner Faymann und Michael Spindelegger werden das wohl erst erkennen, wenn es zu spät ist: nach der nächsten Wahl.

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