Herbst: Zeit der Melancholie?

Von Psychologie aktuell Gastautorin Petra Neumann.

Es wird Herbst, das Jahr geht in seine letzte Biegung und beginnt Abschied zu nehmen. Die Gedanken werden melancholisch und in einem gewissen Maße ist das auch etwas Wunderbares. Die Gefühle schweifen und man gedenkt der Tränen des Abschieds, frischer und älterer. Denn jene Wunden, die ein Abschied schlägt, verheilen niemals ganz.

Etwas Melancholie tut gut!

Alle Veränderungen, sogar die meistersehnten, haben ein ihnen innewohnende Melancholie. Denn wann immer sich ein Wunsch erfüllt, müssen wir Abschied von unserer Hoffnung darauf nehmen; und ist die Realität nicht fast immer fragiler und profaner als wir es uns in unserer Vorstellungskraft ausgemalt haben? Das ist also normal, doch weh tut der Abschied meist trotzdem. Denn was wir hinter uns lassen, ist ein Teil unserer selbst. Wir Menschen wünschen uns so sehr das Entweder-oder, dabei ist das Leben ein Sowohl-als-auch.

Neues verlangt nach Abschied vom Alten!

Wir müssen immer erst Lebewohl sagen, bevor wir in eine neue Erfahrung eintreten können. Der Abschied schmerzt, ja er schmerzt! Er tut auch dann weh, wenn man sich schon lange auf ihn freut. Aber, wie sagt der Volksmund auch: verlasse das Fest, wenn es dir am besten gefällt. Und wenn ein paar Tränen fließen, dann ist das in Ordnung. Denn wenn Engel reisen, weint der Himmel und Deine Tränen sind ein Ausdruck davon.

Hüten wir unsere Zunge ausreichend?

Doch auch das müssen wir achtsam wahrnehmen: Abschied verleitet immer dazu, etwas zu sagen, was man sonst nicht ausgesprochen hätte. Nun sieht man sich bekanntlich immer zwei Mal im Leben. Hüten wir also unsere Zunge, auch wenn Groll uns erfüllen sollte. Abschied bedeutet immer auch vergeben und versöhnen. Wenn Dich alles verlassen hat, kommt das Alleinsein. Wenn Du alles verlassen hast, kommt die Einsamkeit. Bleibe dann bei Dir selbst und lerne die Stärke, die aus der Einsamkeit erwächst.

Eine Geschichte der Hoffnung!

Wenn es in der Seele zu sehr schmerzt, dann denke man an eine alte Weisheit:

"Auf dem Hof war der Hahn erkrankt. Niemand konnte mehr damit rechnen, er werde auch am nächsten Morgen noch krähen. Abschied war angesagt. Die Hennen machten sich Sorgen, sie waren unbeirrt überzeugt, die Sonne gehe nur auf, weil des Meisters Kikeriki sie herbeirufe. Der nächste Morgen aber belehrte sie eines Besseren! Die Sonne ging auf wie jeden Tag; nichts hatte ihren Gang beeinflusst!"

Aus Persien

Doch wir wollen es mit der Nachdenklichkeit nicht allzuweit treiben. Denn schon Goethe sagte: "In jeder großen Trennung liegt ein Keim von Wahnsinn; man muss sich hüten, ihn nachdenklich auszubrüten und zu pflegen". Alles hat seinen Moment. Von dem, was du erkennen und messen willst, musst du Abstand nehmen, wenigstens eine gewisse Zeit. Wie heißt es so schön: "Erst wenn du die Stadt verlassen hast, siehst du, wie hoch sich ihre Türme über die Häuser erheben". Alles ist eins und Trennung ist nichts.

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