Eltern im Vorteil: Kinder machen gesund und verlängern das Leben

Wer im Internet sucht, findet jede Menge Informationen darüber, welchen Einfluss Eltern auf das Wohlbefinden ihrer Kinder haben. Doch wie wirken sich die Sprösslinge auf die Gesundheit ihrer Mütter und Väter aus? Darüber weiß die Wissenschaft offenbar noch wenig, wenn man die Suchergebnisse im weltweiten Netz als Maßstab nimmt.

In den letzten Jahren haben einige Forscher begonnen, sich mit der Frage auseinanderzusetzen. Eine aktuelle amerikanische Studie ergab beispielsweise, dass Menschen mit Kindern weniger anfällig für Erkältungen sind als solche ohne. Für ihre Untersuchung hatten Rodlescia Sneed von der Carnegie Mellon University und ihre Kollegen knapp 800 Personen per Nasentropfen Erkältungsviren verabreicht.

Etwa drei Viertel der Teilnehmer infizierten sich mit dem Krankheitserreger, dies traf Eltern und Kinderlose gleichermaßen. Allerdings entwickelten die Teilnehmer ohne Kind danach im Schnitt doppelt so häufig Schnupfensymptome wie Studienteilnehmer mit ein oder zwei Kindern. Eltern von drei oder mehr Kindern erkrankten sogar noch seltener, schreiben die Forscher im Fachmagazin "Psychosomatic Medicine".

Das niedrigere Schnupfen-Risiko für Väter und Mütter bestand selbst, als die Kinder nicht mehr zu Hause wohnten. Hatte der Nachwuchs das Nest verlassen, betrug das Risiko der Eltern sogar nur ein Viertel dessen von Kinderlosen. Waren Eltern vielleicht besser geschützt, weil sie zuvor zwangsläufig häufiger mit Erkältungsviren in Kontakt kamen? Das konnten die Forscher durch Tests ausschließen. Es müssen andere Gründe für die positive Wirkung existieren.

Natürliche Blutdrucksenker: Mütter profitieren stärker als Väter

Dass sich Kinder auch günstig auf den Blutdruck auswirken können, hat eine Studie aus dem Jahr 2009 ergeben - allerdings nur für die Mütter. Für die Untersuchung trugen knapp 200 Teilnehmer zwischen 20 und 68 Jahren ein Messgerät am Körper, das den Blutdruck über 24 Stunden aufzeichnete. Die Blutdruckdifferenz zwischen Frauen mit Kindern und kinderlosen Frauen betrug beim systolischen (dem höheren) Wert 12 Punkte und beim diastolischen sieben Punkte. Das Alter der Kinder spielte keine Rolle.

Julianne Holt-Lunstad von der Brigham Young University in Provo, Utah, und ihre Co-Autoren erklären sich das Ergebnis mit verschiedenen Faktoren. So steigt etwa laut einer Studie der Blutdruck stillender Mütter, die eine stressreiche Aufgabe vor sich haben, weniger an, wenn sie zuvor zehn Minuten lang ihr Baby im Arm halten. Mütter kleiner Kinder könnten also vom häufigen Körperkontakt profitieren. Bei Schulkindern hingegen könnte es laut den Forschern für die Mütter hilfreich sein, sich in einem ausgedehnten sozialen Netz zu bewegen. Erwachsene Kinder bieten möglicherweise selbst soziale Unterstützung.

"Im Alltag kann es zwar mühsam sein, sich um Kinder zu kümmern", sagt Holt-Lunstad, "es hat sich jedoch gezeigt, dass, wenn man stressigen Lebensbedingungen ein Gefühl von Sinn und Bedeutung abgewinnt, dies mit besseren gesundheitlichen Ergebnissen verbunden ist." Dies könnte neben den Müttern auch auf die Väter zutreffen: Dass der männliche Körper - wenn vielleicht auch nicht so stark wie der weibliche - ebenfalls von Kindern profitieren könnte, hat vor kurzem eine amerikanische Studie bestätigt. Demnach ist das Risiko, an einer Herzkreislauf-Erkrankung zu sterben, bei Vätern geringer als bei kinderlosen Männern. Zwei Kinder oder mehr Kinder vermittelten den größten Schutz.

Studie mit Norwegern: Kinder lassen länger leben

Kinder als Lebenselixier? Zu diesem Ergebnis kam auch eine große norwegische Studie: Bei der Auswertung der Daten sämtlicher Norwegerinnen und Norweger, die zwischen 1935 und 1958 geboren wurden, zeigte sich, dass Eltern sich offenbar über eine höhere Lebenserwartung freuen dürfen. Demnach war die Wahrscheinlichkeit, im Alter zwischen 45 und 68 Jahren zu sterben, bei Kinderlosen deutlich höher als bei Personen mit zwei Kindern, und zwar bei Frauen um 50 Prozent und bei Männern um 35 Prozent. Das Sterberisiko von Eltern mit einem Kind lag zwischen den Ergebnissen der kinderlosen und der kinderreicheren Norweger.

Eine mögliche Ursache für die größere Todesfalldifferenz bei den Frauen könnte sein, dass Kinderlosigkeit das Risiko für Brustkrebs erhöhen kann. Doch selbst als die Forscher solche Todesfälle außen vor ließen, blieb der Effekt erhalten. Es muss also, wie auch die Ergebnisse der Männer zeigen, noch andere Dinge geben, die hinter dem Phänomen stecken.

Wie lässt sich das Phänomen erklären?

Eine Erklärungen glauben Forscher zumindest schon ausschließen zu können: Dass Elternschaft die körperliche Gesundheit fördert, liegt demnach nicht an der Ehe als solcher, die, wie man weiß, dem Menschen ebenfalls gut tut. Das haben einige der Forscher überprüft. Ob Kinder übrigens gut für die Psyche sind, darüber streiten die Gelehrten. Eltern seien weniger zufrieden und tendieren mehr zu Depressionen, Ängsten und Ärger als Kinderlose, haben mehrere Studien ergeben. Andere Psychologen halten jedoch auch gegen diese These: Sie sei bisher zu schlecht belegt, eine neue Studie kommt gar zu dem Schluss, dass Eltern glücklicher sind und mehr Sinn im Leben sehen. Speziell Letzteres halten Wissenschaftler wie Holt-Lunstad für eine mögliche Erklärung dafür, warum Eltern offenbar gesünder sind.

Um Klarheit zu bekommen, müssen weitere Untersuchungen den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Kindern genauer analysieren. Denn, auch wenn es viele Theorien über einen Einfluss der Kinder auf die Gesundheit ihrer Eltern gibt, haben Forscher bisher noch keine richtig belegen können. Erst wenn auch das der Fall ist, können sie sich wirklich sicher sein, dass es tatsächlich die Kinder sind, die für die gute Gesundheit ihrer Eltern verantwortlich sind. Und nicht etwa Menschen mit einer guten Konstitution eher (und mehr) Kinder bekommen.

Entsprechend lautet auch das Fazit von Sneed und ihren Kollegen: "Unsere Ergebnisse, wiewohl spannend, lassen Raum für weitere Studien, um herauszufinden, wie verschiedene Aspekte des Elternseins … mit der physischen Gesundheit in Beziehung stehen könnten."

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