Zwischen Angst und Vertrauen – Kölner Stadt




„Und“, fragt der Zahnarzt, „alles in Ordnung bei Ihnen?“ „Wunderbar“, sagt der Patient. „Die Zähne sind zu meiner Zufriedenheit ausgefallen.“

„Wunderbar“ sagen freilich die wenigsten Patienten, wenn sie zum Zahnarzt gehen. Kaum jemand macht das gern. Der Zahnreport 2011 der Krankenkasse Barmer GEK ergab, dass jeder Dritte innerhalb eines Jahres überhaupt keinen Zahnarzt besucht. Dabei sollte jeder zweimal pro Jahr zur Kontrolle zum Zahnarzt gehen. Das senkt das Risiko, dass es zu schmerzhaften Eingriffen kommt, und es kostet keine Praxisgebühr.

Psychologie nicht unterschätzen

Obwohl Zahnärzte im Gegensatz zu früheren Zeiten dank lokaler Betäubungen weitgehend schmerzfrei behandeln können, haben 60 bis 80 Prozent der Menschen ein Angstgefühl vor dem Zahnarztbesuch, sagt Prof. Hans-Peter Jöhren von der Zahnklinik Bochum. Der Gründer des Therapiezentrums für Zahnbehandlungsangst kann das durchaus verstehen: „Ein Zahnarzt arbeitet direkt am Kopf in einem sensiblen Bereich, und der Patient hat in seiner Rückenlage keine Kontrolle.“

Jöhren plädiert dafür, der psychologischen Komponente der Zahnmedizin mehr Beachtung zu schenken. „In der heutigen Zahnarztausbildung werden Arzt und Patient auch viel mehr als Partner gesehen als früher.“ Auf jeden Fall sollten Patienten offen über ihre Ängste sprechen. „Ein guter Zahnarzt geht darauf ein, zeigt Empathie und strahlt Ruhe aus.“ Denn die Behandlung eines ängstlichen Patienten brauche mehr Zeit.

Wie findet man den richtigen Zahnarzt?

Wie bei kaum einem anderen Facharzt ist also beim Zahnarzt ein Vertrauensverhältnis besonders wichtig. Doch wie findet man den richtigen Zahnarzt? Die Auswahl ist groß: Gut 67000 niedergelassene oder in einer Praxis angestellte Zahnärzte gibt es in Deutschland. Werbung ist Ärzten nach ihrer Berufsordnung nur begrenzt erlaubt. Fachgebiete und Spezialkenntnisse dürfen auf dem Praxisschild stehen, aber Dr. Celina Schätze, Vorsitzende des Deutschen Arbeitskreises für Zahnheilkunde (DAZ), kritisiert, dass „das immer mehr um sich greift und fast nur Marketinggründe hat“.

Viele Angaben sind kein zertifizierter Qualitätsnachweis – das Wort „Implantologie“ kann sich jeder Zahnarzt aufs Praxisschild schreiben, ein echter Tätigkeitsschwerpunkt ist es nur nach spezieller Fortbildung. Celina Schätze rät, eher auf Betreuung und Sorgfalt zu achten als auf Modernität und schickes Ambiente.

Gutes Zeichen: Praxis legt Wert auf Vorsorge

Die Stiftung Warentest hat Kriterien aufgestellt, mit deren Hilfe sich die Qualität einer Zahnarztpraxis beurteilen lässt. Dazu gehören eine gute Beratung und Aufklärung, penible Hygiene, effizientes Terminmanagement und Preistransparenz. Ein Zahnarzt sollte stets sorgfältig alle Zähne und das Zahnfleisch untersuchen, langfristig beobachten und keinen Patienten zu einem Eingriff drängen. Er sollte Therapievorschläge in Ruhe und mit allen Abstufungen in Preis und Qualität darstellen.

Eine gute Zahnarztpraxis, das betont die Bundeszahnärztekammer, legt Wert auf Vorsorge und bietet eine Professionelle Zahnreinigung an. Diese Zahnreinigung (PZR) ist stufenweise aufgebaut. Eine speziell ausgebildete Fachkraft kontrolliert den Reinigungsbedarf der Zähne und entfernt harte und weiche Beläge, auch dort, wo man beim täglichen Zähneputzen nicht hinkommt, zum Beispiel am Zahnfleischsaum. Zahnfleischtaschen werden überprüft und gereinigt. Die Zähne werden poliert und fluoridiert. Auch eine Beratung zur häuslichen Zahnpflege gehört dazu. Am Ende kontrolliert der Zahnarzt Ergebnis und Zahnzustand.

Patienten sollten darauf achten, dass alle diese Punkte eingehalten werden und dass die PZR nicht von einer normalen Zahnarzthelferin oder gar von einer Auszubildenden gemacht wird. Es sollte eine Prophylaxe- oder Fachassistentin beziehungsweise Dentalhygienikerin sein. Ganz schmerzfrei ist die Zahnreinigung nicht: „Wenn es richtig gemacht wird, geht es unter das Zahnfleisch, und das blutet dann auch“, sagt Petra Müllerstedt vom Verband medizinischer Fachberufe. Doch das Ergebnis lohne sich, meint Stiftung Warentest.

Prophylaxe keine Vorsorge

Wie oft die PZR nötig ist, hängt von der Zahn- und Allgemeingesundheit ab (meist ein- bis viermal pro Jahr). Was sie kostet, hängt vom individuellen Aufwand ab (zwischen 50 und 150 Euro). Das muss der Patient in der Regel selbst bezahlen. Die Bundeszahnärztekammer (BZAEK) betont, die Wirksamkeit der PZR sei wissenschaftlich erwiesen: „Schon vor 30 Jahren wurde in Studien belegt, dass Patienten, die regelmäßige Zahnreinigungen bekommen, seltener an unter Karies und Parodontitis leiden“, sagt BZAEK-Vizepräsident Prof. Dietmar Oesterreich.

Doch eine Kassenleistung ist sie nicht. Nur private Krankenkassen erstatten die Kosten in der Regel. Manche gesetzlichen Kassen bieten die PZR als Regelleistung über Bonusprogramme oder über Kooperationen mit Praxen an. Zudem übernehmen einige Zahnzusatzversicherungen die Kosten

Buchtipp: Stiftung Warentest: Gesunde Zähne. Vorsorge, Behandlung, Kosten. 159 Seiten, 16,90Euro


Lesen Sie auch das Interview mit Professor Hans-Peter Jöhren zu Möglichkeiten der Behandlung von Angst-Patienten.

DIE WEITEREN TEILE DES ZAHN-SPECIALS:

GESUNDE ZÄHNE: ZAHNPFLEGE

GESUNDE ZÄHNE: ZAHNERSATZ

GESUNDE ZÄHNE: KOSTEN


Zahnarztbesuch: Angst des Patienten ernst nehmen

Kosten: Nicht an der falschen Stelle sparen

Zahnersatz: Klapper-Gebiss unerwünscht

Zahnpflege: Fegen oder Staubsaugen




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