Vorurteile: Schluss mit Schubladen

Demnach nimmt die Entwicklung von Vorurteilen bei Kindern im Vorschulalter stetig zu und erreicht zwischen fünf und sieben Jahren einen Höhepunkt. Mit zunehmendem Alter der Kinder kehrt sich diese Entwicklung um und die Vorurteile werden weniger. „Dies spiegelt die normale geistige Entwicklung von Kindern wider“, erläutert Prof. Beelmann. „Während sie zunächst soziale Kategorisierungen von Erwachsenen vorzugsweise den Eltern übernehmen, dann durch Abgrenzung von Personen anderer sozialer Gruppen ihre eigene Identität finden müssen, lernen sie später zu differenzieren und individuelle Bewertungsmuster gewinnen die Oberhand über pauschale Stereotype.“ In diesem Alter sehen die Psychologen daher einen idealen Zeitpunkt, um mit gezielten Präventionsprogrammen gegen Vorurteile vorzugehen. „Prävention, die in diesem Alter einsetzt, unterstützt den normalen Entwicklungsverlauf, der dadurch verstärkt wird“, so Beelmann. Wie die aktuelle Studie und die bisherigen Erfahrungen der Jenaer Psychologen mit ihrem eigenen Präventionsprogramm zeigen, nehmen die Vorurteile im Grundschulalter besonders stark ab, wenn Kinder Kontakt zu Mitgliedern von sozialen Fremdgruppen haben, etwa zu Kindern anderer Nationalität oder Hautfarbe. „Das funktioniert auch, wenn der Kontakt gar nicht zu realen Personen besteht, sondern über Bücher oder erzählte Geschichten vermittelt wird.“

Das Grundschulalter sei aber auch eine kritische Zeit, in der sich Vorurteile verfestigen könnten. „Wenn es keinerlei Kontakt zu sozialen Fremdgruppen gibt, kann man auch keine persönlichen Erfahrungen machen und hält an pauschalen negativen Bewertungen länger fest.“ Hierin sehen die Wissenschaftler etwa eine Erklärung dafür, dass in Regionen mit sehr niedrigem Anteil an Ausländern und Migranten häufig die Fremdenfeindlichkeit besonders hoch ist.

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