Verschlechterung der Schreib- und Lesekompetenz bei Jugendlichen und Studenten

Ausdauer, Konzentration und Disziplin sind wichtige Eigenschaften, die für das Lesen und Schreiben benötigt werden - heutzutage aber immer seltener anzutreffen sind. "Alles soll möglichst schnell gehen, am besten auf einen Klick zu haben sein", so Belwe, "doch das funktioniert beim Lesen und Schreiben nicht." Schreiben wird als lästige Aufgabe wahrgenommen und nicht als schöpferischer Prozess, bei dem sich neue Gedanken entwickeln. Erschwerend kommt hinzu, dass vielen Studenten die notwendige Übung fehlt. Abgesehen von telegrammstilartigen Mails oder SMS wird über das Studium hinaus kaum geschrieben und selbst hier tauchen erhebliche Mängel auf. Fehlerhafte Grammatik, Interpunktion, Wortwahl und mangelhafte Orthografie - rund 60% der Studierenden haben mit diesen Schwierigkeiten zu kämpfen, schätzt der ISM-Dozent. Wenn es darum geht, einen längeren Text, beispielsweise eine Bachelor- oder Masterarbeit zu verfassen, kommen weitere Probleme hinzu: Exakte Themenbestimmung, Gliederung des Textes in Schwerpunkte, Entwicklung einer systematischen und strukturierten Vorgehensweise - auf diese Herausforderungen lassen sich viele Studenten gar nicht erst ein. Stattdessen hoffen sie im Internet fertige Textbausteine zu finden, die sie leicht abgewandelt übernehmen und zu einem Text zusammenfügen können.

Durch das Internet hat sich das Lesen und Schreiben stark verändert. "Das Netz ist zweifellos eine geniale Erfindung, das vieles möglich macht. Allerdings muss es Werkzeug bleiben und darf nicht als Spielzeug das Leben des Einzelnen und der Gesellschaft dominieren." Sobald die Informationen gesammelt sind, sollte das Netz aus- und das Selbstdenken eingeschaltet werden - ein Prozess, der heutzutage immer seltener funktioniert. Stattdessen wird wahllos alles aus dem Internet aufgesogen und das in einer Computersprache, die einer exakten Ausdrucksfähigkeit eher abträglich ist. Die Abhängigkeit von neuen Medien versetzt viele Studenten in einen regelrechten Zustand der Schreckbereitschaft: Mein Smartphone könnte klingeln! Oder eine SMS könnte kommen! Konzentration ist in diesem Zustand undenkbar und angesichts der enormen Beschleunigung in unseren Lebens- und Arbeitsbereichen ohnehin eine große Herausforderung. Eine Gesellschaft, in der vieles auch beliebig geworden ist, erscheint locker. Doch die damit verbundene Vagheit, Vielzahl von Optionen und die Marotte, sich am besten auf nichts festlegen zu wollen, schlägt sich in der Sprache nieder. "Wir bewegen uns in einer sprachlichen Grauzone, in der wenig konkret werden kann", so Belwe. Deshalb dürfe man sich nicht wundern, wenn Schüler und Studenten "irgendwie" schreiben - in der Hoffnung, dass Lehrer und Dozenten ahnen, was gemeint ist.

Die neuen Medien haben nicht nur das Kommunikations-, sondern auch das Lese- und Schreibverhalten revolutioniert. Doch für die sich verschlechternden Lese- und Schreibkompetenzen sind sie nicht allein verantwortlich. Die Erziehung im Elternhaus spielt eine ebenso wichtige Rolle. "Eltern müssen ihren Kindern vorleben, wie wichtig Lesen und Schreiben ist. Das beinhaltet mit den Kindern zu lesen, zu schreiben und vor allem zu sprechen." Doch das kommt in vielen Familien zu kurz - ein Defizit entsteht, das die Schulen nicht mehr ausgleichen können. Aber sie können mehr mit dem klassischen Medium Buch arbeiten und den souveränen Umgang mit neuen Medien trainieren. Gleichzeitig müssen Eltern, Schulen und Hochschulen größeren Wert auf die Sprache legen. "Die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Studierenden ist Aufgabe einer Hochschule. Dazu zählen auch sprachliche Kompetenzen, denn wer führen will, muss nicht nur ein Gespräch führen, sondern auch federführend sein können."

Basierend auf seinen langjährigen Erfahrungen hat Dr. Andreas Belwe ein Konzept entwickelt, das Lese- und Schreibfähigkeiten trainiert und aus vielen praktischen Übungen sowie Kreativitäts- und Strukturierungstechniken besteht. Ein Ziel besteht darin, den Studierenden die Scheu vor dem Lesen und Schreiben zu nehmen.

"Viele Studenten meinen, sie müssten kritische Auseinandersetzungen mit einem Text in den Worten des gelesenen Autors schreiben. Auf diese Weise wird aber nichts reflektiert, sondern lediglich reproduziert - und obendrein nichts behalten. Ich bringe die Studierenden dazu, dass sie ein grafisches Gebilde als eigenen Text anfertigen und die neuen Informationen mit dem bereits bestehenden Wissen verknüpfen. Damit entsteht Wissen, das auch behalten wird." Dem ISM-Dozenten geht es dabei auch darum, dass die Studierenden neu Gelesenes in ihr eigenes Denken "übersetzen" und ihre Sprache entwickeln, die sie wiederum fürs Schreiben benötigen. Diesen Prozess übt Belwe, indem er einen Text lesen und gleich danach etwas dazu schreiben lässt. "Dieser Schritt bereitet vielen erhebliche Mühe und schon schwindet die Motivation. Knüpft aber daran eine bestimmte Fragestellung und wird für die Übung eine Kreativitäts- oder Strukturierungstechnik eingesetzt, entsteht plötzlich eine erstaunliche Dynamik: Der Text kann erschlossen werden, man entdeckt neue Verbindungen, findet eine eigene Sprache dafür und ganz nebenbei beginnt die Arbeit mit Texten Freude zu machen. Und Freude ist ein starker Motivator, der wiederum die Verstehenslust weckt. Ohne diese psychologischen Momente funktionieren solche Prozesse kaum."

Wie sich die Lese- und Schreibkompetenz zukünftig entwickeln wird, hängt also von zahlreichen Faktoren, aber auch von jedem einzelnen ab. Auf sprachliche Fähigkeiten wird die moderne Welt nicht verzichten können. Je mehr Menschen mit Sprache umzugehen wissen, desto mehr Möglichkeiten werden sich eröffnen. "Wer diese Möglichkeiten will, wird an seiner Lese- und Schreibkompetenz arbeiten. Ich persönlich vertraue auf die Selbstregulation der Individuen - allerdings unter kompetenter Anleitung", resümiert Belwe.

Hintergrund:
Die International School of Management (ISM) zählt zu den führenden privaten Wirtschaftshochschulen in Deutschland. In den einschlägigen Hochschulrankings firmiert die ISM regelmäßig an vorderster Stelle.
Die ISM hat Standorte in Dortmund, Frankfurt/Main, München und Hamburg. An der staatlich anerkannten, privaten Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft wird der Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen in kompakten, anwendungsbezogenen Studiengängen ausgebildet. Alle Studiengänge der ISM zeichnen sich durch Internationalität und Praxisorientierung aus. Projekte in Kleingruppen gehören ebenso zum Hochschulalltag wie integrierte Auslandssemester und -module an einer der über 140 Partneruniversitäten der ISM.

 

Head of Marketing Communications
International School of Management (ISM) GmbH
Otto-Hahn-Str. 19
44227 Dortmund

www.ism.de

 

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