Vernachlässigte Kinder im Focus: Bundespräsident besucht Bonner Uni …


Drei Frauen und drei Männer stehen neben und hintereinander auf einer Treppe.



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Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt besuchte Joachim Gauck die Kinderklinik

In der KinderSchutzGruppe der Uni-Kinderklinik arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen, Psychologen, Seelsorger und Mitarbeiter der Jugendämter Hand in Hand. Der große Vorteil dabei sei, dass da die speziellen Fachkenntnisse vieler Disziplinen gebündelt werde, sagt der Radiologe Mark Born.


Ein weißes, großes Haus mit vielen Fenstern.

In der Kinderklinik wird "Hand in Hand" gearbeitet

Denn ein einzelner könne oft nicht das ganze Spektrum an Symptomen von Vernachlässigung oder Misshandlung überblicken. Mal sei es eher der Entzug von Liebe, da seien Psychologen gefragt, mal körperliche Verletzungen, die von Ärzten begutachtet würden.

Einige Verletzungen sind verdächtiger als andere


Der Leiter der Kinderschutzambulanz der Uniklinik Bonn Dr. Ingo Franke sagt, blaue Flecken oder Schürfwunden holten sich Kinder beim Spielen häufig an den Knien, am Gesäß oder an den Oberschenkeln. Aber: "Dann gibt es Stellen im Gesicht, auf der Wange oder am Ohr, oder auf dem behaarten Kopf, oder hinter Ohr oder im Genick-Bereich, die sehr verdächtig sind, dass es nicht verunfallt ist, sondern beigebracht ist."
Er bekommt häufig Kinder zu sehen, bei denen er Verletzungen nach sexuellem Missbrauch ausschließen muss. Die Kinder seien zwar oft traumatisiert. Aber diese Untersuchungen in einem speziellen Untersuchungsraum: dem Kinderschutzzimmer, seien oft auch befreiend für die betroffenen Kinder.


Ein Mann in einem Arztkittel in einem Untersuchungszimmer.

Dr. Ingo Franke in einem Behandlungssaal der Kinderklinik

Viele Kinder hätten einen Benefit von der Untersuchung: Missbrauchte Kinder hätten häufig das Gefühl, "dass da unten irgendwas nicht stimmt. Bei der Untersuchung bekommen die Kinder dann in der Regel mit, dass da alles in Ordnung ist." In Fällen von sexuellem Missbrauch oder bei gravierender Vernachlässigung sind auch immer Mitarbeiter der Jugendämter eingeschaltet. "Wenn es sehr sicher ist, wird auch die Rechtsmedizin eingeschaltet, die dann sich festlegt, das ist oder nicht, dann kann man... dann muss das Kind auch aus der Familie genommen werden, wir erleben es ja, dass man Kinder schützen muss." Im schlimmsten Fall auch vor den eigenen Eltern.

Gauck beeindruckt vom Bonner Modellprojekt


Zwei ältere Männer sprechen in ein graues und ein blaues Mikro.



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Joachim Gauck und Dr. Ingo Franke - Beide sind stolz auf das Projekt

Der Bundespräsident zeigte sich beeindruckt von dem Bonner Modellprojekt. Er habe an der Kinderklinik Menschen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen getroffen, die betroffenen Kindern die bestmögliche Hilfe geben könnten. Die Fachleute respektierten dabei, dass sie alle zusammen das größtmögliche Ziel erreichen könnten. Joachim Gauck liegt das das Projekt für vernachlässigte Kinder am Herzen - und offensichtlich auch seiner Lebensgefährtin Daniela Schadt.

Trotzdem könne er für das Modellprojekt in Berlin nur werben: Als Bundespräsident könne er mit Abgeordneten und Ministern sprechen, aber nicht selbst entscheiden, wofür Geld ausgegeben werde. Aber das Wort des Bundespräsidenten wiege ja häufig viel.


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