Therapie bei Depressionen: Die neue Form des alten Elektroschocks


Therapie bei Depressionen: Die neue Form des alten Elektroschocks
Durch Stromschläge herbeigeführte Krampfanfälle sollen schwerst Depressiven helfen.
FOTO: Shutterstock/Tinydevil
Durch Stromschläge herbeigeführte Krampfanfälle sollen schwerst Depressiven helfen.
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Tanja Walter

Tanja Walter hat Psychologie studiert und schreibt als Autorin für Gesundheit, Reise und die Region.

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Die Idee, einen psychisch Kranken mit Stromstößen ins Hirn helfen zu wollen, wirkt befremdlich. Und es wird noch unfassbarer: Ziel dieser medizinisch anerkannten Therapie ist das Auslösen eines epileptischen Anfalls. Unter Kurznarkose wird bei der Elektrokrampftherapie (EKT) durch einen kurzen elektrischen Reiz ein Krampfanfall herbeigeführt. Über eine Maske strömt neben dem Narkosemittel auch reiner Sauerstoff. Was aber genau im Hirn vor sich geht, ist noch ein Geheimnis.

Behandlung unter Todesängsten

Einen großen finsteren Schatten werfen erste Behandlungsversuche mittels Elektroschockverfahren auf die heute als Standardtherapie bezeichnete EKT. Erstmals versuchte sich im Jahr 1934 in einer Psychiatrischen Heilanstalt in Ungarn der Oberarzt Ungar Ladislaus von Meduna in der Möglichkeit, mittels herbeigeführter Krampfanfälle den Schalter im Hirn von Schizophrenen umzulegen und der Krankheit beizukommen. Er allerdings löste die gewünschten Anfälle durch die Kreislaufstimulanz Cardiazol aus, das er spritze. Mit heftigsten Nebenwirkungen für die Patienten: Die Chemikalie verödete häufiger gespritzt die Venen der Patienten und versetzte sie in Todesängste.

Vier Jahre später entschloss sich der Direktor der Neuropsychiatrischen Uniklinik in Rom dazu, Krampfanfälle bei schizophrenen Patienten mittels Elektroschock herbeizuführen. Er testete das Verfahren an Hunden, denen er eine Elektrode in den After schob und eine ins Maul. Dann schaltete er den Strom ein. Mehr als die Hälfte der Tiere überlebte den Versuch nicht, bis sein Assistent den tödlichen Grund erkannte: Das Herz lag in der Stromschleife. An Schweinen testete der Forscher im Schlachthof die Wirkung von Elektroschocks am Kopf und stellte fest, dass die Tiere so einen Stromschlag von 125 Volt überstanden. Von da an befestigten die Forscher die Elektroden am Kopf ihrer psychiatrischen Patienten. Anfänglich allerdings noch ohne Narkose. Und in mancher Psychiatrie gegen Hälfte des 20. Jahrhunderts oft gegen den Willen der Betroffenen.

Eine Therapie mit Image-Problem

Neben dieser schockierenden Historie dieser Therapieform mögen ebenso wie Filme wie "Einer flog übers Kuckucksnest" für das Image-Problem der EKT bis in die heutige Zeit hinein gesorgt haben. Zu sehr wirken Bilder nach wie die, in denen Hauptdarsteller des Kinofilms Jack Nicholson bei vollem Bewusstsein einer Zwangs-Elektrokrampftherapie unterzogen wurde. Beängstigend und für manchen vielleicht auch verstörend ist die Aussicht auf die Gabe von Mitteln zur Muskelentspannung, die vor der Behandlung zum Schutz der Muskulatur verabreicht werden. Ohne dies würde die medizinische Therapie an eine Hinrichtung auf dem Elektrischen Stuhl erinnern: Der Behandelte würde in wilde Zuckungen verfallen.

Genau im Moment des künstlich herbeigeführten epileptischen Anfalls setzt der Moment der Besserung ein. Unter der Befeuerung des Hirns schütten die Nervenzellen Signalstoffe aus, die als Nervennährstoffe die Fortexistenz neuronaler Verbindungen sicherstellen. Zu ihnen gehören Wachstumsfaktoren wie der Nerve Growth Factor (NGF) oder der Brain Derived Neurotrophic Factor (BDNF).

Warum die Elektrokrampftherapie hilft

Genau das ist es, was Depressiven fehlt: Sie haben weniger BDNF im Blut als Gesunde. In manchen Fällen kann der Mangel durch die Gabe von Antidepressivum ausgeglichen werden. Innerhalb nur einer Woche kann man so bewirken, dass der Spiegel dieses Signalstoffs steigt. Bei anderen hingegen passiert nichts. Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover stellten fest, dass bei einigen Patienten, denen ein Antidepressivum hilft, die Konzentration des Signalstoffs nach einer Woche gestiegen war. Daraufhin untersuchten sie das für die Bildung von BNDF zuständige Gen verändert ist. In solchen Fällen wirkt das Antidepressivum nicht. Wohl aber die Elektrokrampftherapie.

Und auch in der Washington University of St. Louis kam man den Gründen für die heilsamen Elektroschocks auf die Spur. Wissenschaftler entdeckten dort, dass bestimmte Hirnbereiche bei depressiven Menschen stärker miteinander kommunizieren als bei Gesunden. Neurologen bezeichnen das als Hyperkonnektivität. Außerdem machten die Forscher im Hirn einen Punkt aus, den so genannten "dorsalen Nexus", der ihrer Auffassung nach eng verwoben ist mit dem Entstehen einer Depression. Sie fanden Hinweise darauf, dass diese Stelle möglicherweise so etwas wie einen Kurzschluss in der Denkzentrale erzeuge und folgerten daraus, dass es hilfreich sein könne, auf irgendeine Art die starke Kommunikation zwischen den Hirnarealen zu drosseln. 

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