Bonn.
In den Play-offs ist alles intensiver: Die Spiele sind härter, der Einsatz der Spieler ist größer, die Fans sind noch euphorischer. Und noch eines wächst mit jeder Partie einer Serie von bis zu fünf Spielen in zwölf Tagen: der Stellenwert des Faktors Psychologie.
Das gilt besonders für das heutige zweite Viertelfinale zwischen den Telekom Baskets und Oldenburg (19.30 Uhr Telekom Dome), in dem die Bonner in ihrem ersten Heimspiel den 0:1-Rückstand nach der 63:69-Schlappe vom Samstag ausgleichen wollen. Nachdem sie über drei Viertel dominant aufgetreten waren, brachen sie in den letzten zehn Minuten ein (10:25).
Deshalb wird heute auch die Frage im Mittelpunkt stehen, ob diese Oldenburger Aufholjagd psychologisch richtungweisend für die gesamte Serie sein wird: Ohne sie wäre Oldenburg mit der Hypothek von drei Niederlagen in dieser Saison gegen Bonn und einem 0:1-Rückstand an den Rhein gefahren, statt dessen hat der amtierende Vizemeister mächtig Selbstvertrauen getankt. Die Bonner dagegen werden daran zu knabbern haben, dass sie eine Riesenchance auf einen „Steal“ vergeben haben – die Chance auf einen Auswärtssieg wird sich bei den heimstarken Niedersachsen nicht an jedem Abend bieten: Oldenburg ist in zwölf Bundesligaheimspielen im Jahr 2014 noch ungeschlagen, bezwang dabei Bayern München (87:72), Ulm (76:62) und Berlin (82:73). Nur im Pokal (83:90 gegen Bamberg) gab es eine Schlappe in eigener Halle. Und einmal müssen die Bonner ja in Oldenburg gewinnen, wollen sie erstmals seit 2009 wieder ins Halbfinale einziehen – zwei Heimsiege eh vorausgesetzt.
„Haben alles richtig gemacht“
Cheftrainer Mathias Fischer weiß um diese psychologisch schwierige Ausgangslage, meint aber fast schon trotzig: „Wir haben am Samstag alles richtig gemacht, nur müssen wir es am Dienstag länger richtig machen.“ Das bedeute, seine Mannschaft müsse die Konzentration gerade auch in der Endphase hochhalten, als bei Oldenburg Chris Kramer heiß lief, der mit 18 Punkten, sieben Rebounds, vier Assists, drei Steals und zwei Blocks der überragende Mann des Spiels war: „Kramer haben wir als einzigen nicht ausschalten können“, gibt auch Fischer offen zu.
Zufrieden konnte der Baskets-Coach aber damit sein, wie die Baskets-Defense die gefürchteten Oldenburger Dreierschützen Rickey Paulding (11 Punkte) und Julius Jenkins (9) aus dem Spiel nahm. Nur ein Treffer der beiden bei acht Dreier-Versuchen – das wird heute Abend schwer zu wiederholen sein.
Aber auch bei Bonn haben ja Jamel McLean (7 Punkte), Ryan Brooks (9) und Benas Veikalas (7) in ihrer Punkteausbeute noch nicht alle Karten auf den Tisch gelegt. Durch die vier Dreier in Folge zu Beginn des zweiten Viertels, mit denen die Baskets nach 16 Minuten beim 32:20 ihre höchste Führung herausschossen, haben sie sich womöglich auch zu sehr auf ihre Fernschüsse verlassen. In der gesamten zweiten Halbzeit gelang nur Tony Gaffney noch ein weiterer Treffer, insgesamt standen 19 Fehlschüsse (7 von 26) zu Buche.
Hinter dem Einsatz von Gaffney heute steht ein kleines Fragezeichen: Der Forward knickte im Schlussviertel um und zog sich eine Bänderdehnung zu: „Wir werden heute und morgen mit Bewegungstests prüfen, ob er spielen kann“, wollte Fischer sich gestern noch nicht festlegen.