Stress vor und an Weihnachten muss nicht sein

Ulm / sz Besinnlich und ruhig sollte sie eigentlich sein – die Advents- und Vorweihnachtszeit. Doch für viele Menschen bedeuten die Wochen vor dem Heiligen Abend vor allem eines: Stress. Aber warum werden die Tage zwischen Weihnachtsmarkt, Adventssingen und Plätzchen backen regelmäßig zur Strapaze? „Zunächst haben wir Spaß daran, Geschenke für unsere Lieben zu besorgen und das perfekte Weihnachtsfest zu planen. Kommt es jedoch durch mehrere Stressoren und Zeitdruck zur Überlastung und vernachlässigen wir positive Aktivitäten, kann dies unser Wohlbefinden oder sogar die Gesundheit beeinträchtigen“, weiß Dr. Roberto Rojas von der Psychotherapeutischen Hochschulambulanz der Universität Ulm.

Der erfahrene Psychologe berichtet, dass Patienten vor den Feiertagen vermehrt über Niedergeschlagenheit, Müdigkeit, Ohrgeräusche („Tinnitus“) oder Rückenschmerzen klagen – der Stress fordert also seinen Tribut. Und auch noch in der Erholungsphase, wenn alle Geschenke verteilt und die Verwandten abgereist sind, zwingt uns der Körper womöglich zu einer Ruhepause.

„Es ist bekannt, dass ausgeprägter Stress im Körper Energie mobilisiert, wodurch wir den Stress bewältigen können. Fällt die Anspannung ab, reagiert der Mensch nicht selten mit psychosomatischen Beschwerden“, erläutert Professorin Iris-Tatjana Kolassa, Leiterin des Instituts für Klinische und Biologische Psychologie der Uni.

Doch was passiert genau in unserem Körper, wenn wir gestresst sind? „Die Aktivierung der so genannten „sympathiko-adreno-medullären-Stressachse“ versetzt uns in Alarmbereitschaft. Eine erhöhte Anspannung, Wachsamkeit sowie emotionale Erregung sind die Folge. Etwa 20 Minuten nach Wahrnehmung eines Stressauslösers beginnt die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Stress über einen längeren Zeitraum kann zu einer geringeren Frustrationstoleranz sowie zu Überlastungssymptomen führen. Die Psychologie-Professorin empfiehlt Berufstätigen deshalb eine geschickte Planung der Feiertage.

Dabei dürfen eigene Interessen nicht vernachlässigt werden: „Gerade in der stressigen Vorweihnachtszeit sollte man seine Energiequellen beibehalten und weiterhin Zeit für den Lieblingssport oder Treffen im Freundeskreis einplanen“, betont auch Roberto Rojas.

Nicht zuletzt verursachen zu hohe Erwartungen, die wir an uns selbst und an andere stellen, Stress. Hier gilt es einfach mal „Nein“ zu sagen und anzunehmen, dass das Weihnachtsfest nicht perfekt sein muss, raten die Uni-Psychologen. Meist freut sich die Familie mehr über entspannte, gut gelaunte Gesichter unter dem Tannenbaum als über eine aufwändige Feier und teure Geschenke.

„Weihnachten als Fest der Besinnung ist eine Chance, zur Ruhe zu kommen und nachzudenken. Diese Haltung sollten wir auch über die Feiertage hinaus mit ins nächste Jahr nehmen, um so den Alltagsstress dauerhaft zu reduzieren“, rät Roberto Rojas allen vorweihnachtlich gestressten Zeitgenossen.

(Erschienen: 20.12.2013 16:20)

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