Stress sabotiert die Selbstkontrolle

Wichtige Entscheidungen mssen oft unter Stress gefllt werden, doch wie dieser die Entscheidungsfhigkeit beeinflusst, darber ist noch wenig bekannt, schreiben Neurokonomen der Universitt Zrich im Fachjournal "Neuron". In ihrer Studie zeigen sie auf, wie Stress das Gehirn dazu bringen kann, die Selbstkontrolle bei einer Entscheidung herabzusetzen.

In der Studie wurden 29 Teilnehmer im Labor in moderaten Stress versetzt: Sie mussten eine Hand drei Minuten lang in Eiswasser tauchen. Danach whlten die Probanden im Magnetresonanz-Tomographen (MRI) eines von zwei Fotos von Speisen aus, einer schmackhaften, aber ungesunden, und einer gesunden, aber weniger verlockenden.

Eine Kontrollgruppe hielt ihre Hand fr drei Minuten in lauwarmes Wasser. Alle Probanden hatten vorgngig angegeben, einen gesunden Lebensstil zu fhren, etwa mit ausgewogener Ernhrung oder Sport, wie die Universitt Zrich am Mittwoch mitteilte.

Bei Stress lieber ungesund

Tatschlich whlten die mit Eiswasser gestressten Probanden mit grsserer Wahrscheinlichkeit eine ungesunde Speise aus als die Kontrollpersonen. Sie berbewerteten offenbar die geschmacklichen Attribute.

Dies offenbarte sich auch in den Gehirnbildern: Die neuronalen Verbindungsmuster waren bei den Gestressten verndert, und zwar in jenen Hirnregionen, die fr die Ausbung von Selbstkontrolle wichtig sind. Dazu gehren der Mandelkern (Amygdala), das Striatum und fr die Entscheidungsfindung wichtige Areale der Gehirnrinde. Das Stresshormon Cortisol spielte hingegen nur fr einige dieser neuronalen Vernderungen eine Rolle.

Die Fhigkeit zur Selbstkontrolle sei an mehreren Punkten des neuronalen Netzes empfnglich fr Strungen, erklrte Erstautorin Silvia Maier von der Universitt Zrich in der Mitteilung. "Die optimale Selbstkontrolle erfordert ein przises Gleichgewicht der Interaktionen zwischen den beteiligten Gehirnregionen", sagte sie.

Dass sogar moderater Stress die Selbstkontrolle beeintrchtigen kann, ist laut den Forschenden eine wertvolle Erkenntnis. Moderate Stressfaktoren seien hufiger als extreme Ereignisse und beeinflussten daher die Selbstkontrolle hufiger und bei einem grsseren Teil der Bevlkerung.

Dies ffnet laut Studienleiter Todd Hare interessante weitere Forschungsfragen - etwa ob Faktoren wie Sport und soziale Untersttzung, die erwiesenermassen vor strukturellen Gehirnvernderungen nach schwerem Stress schtzen, auch die Auswirkungen von moderatem Stress bei Entscheidungen mildern knnen. (sda)

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