Spitzenkongress der Psychologie kommt nach Bielefeld

12-09-12
Spitzenkongress der Psychologie kommt nach Bielefeld

Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie (DGPs) wird vom 23. bis 27. September erstmals in der Universität Bielefeld ausgerichtet. Der Kongress der DGPs gilt als die bedeutendste und größte Konferenz für psychologische Forschung in Deutschland. Knapp 2.500 Psychologinnen und Psychologen nehmen daran teil. Unter dem Motto „Faszination Forschung“ präsentiert der 48. Kongress Spitzenforschung aus allen Feldern der Psychologie und angrenzende Disziplinen. Die Spannbreite der Vorträge und Workshops reicht von der klassischen psychischen Gesundheit über die Frage, wie wir zu den Menschen werden, die wir sind, bis hin zur Frage, auf welchen Grundlagen wir tagtäglich unsere Entscheidungen treffen. Die Veranstalter laden alle Interessierten zu zwei öffentlichen Vorträgen ein, die von hochrangigen Experten gehalten werden.

48. Kongress der DGPs
Professor Dr. Werner Greve von der Universität Hildesheim spricht in einem öffentlichen Vortrag in der Universität Bielefeld über die Fähigkeit von Menschen, sich als dieselbe Person zu erleben, obwohl sie sich lebenslang verändern. Foto: privat
Mit dem freien Willen befasst sich Professor Dr. Wolfgang Prinz vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig in seinem öffentlichen Vortrag in der Universität Bielefeld. Foto: Nikolaus Brade

In dem ersten öffentlichen Vortrag spricht Professor Dr. Werner Greve von der Universität Hildesheim am Dienstag, 25. September, ab 18.30 Uhr über das Thema: „Erkenne dich selbst? – Wie kann ich ‚Ich‘ bleiben und doch meine Entwicklung ernst nehmen?“ In dem Vortrag in Hörsaal 1 thematisiert Greve, dass Menschen sich zwar ihr Leben lang verändern, Neues lernen und ihre Ansichten und Ziele wechseln, dass sie sich aber trotz dieser Wandlungen immer als dieselbe Person erleben und auch von Mitmenschen meistens als stabil und vorhersagbar wahrgenommen werden. Der Psychologe geht unter anderem darauf ein, wie es gelingt, Lebenswenden zu meistern und aus ihnen zu lernen, ohne seine Identität zu verlieren.

Den zweiten öffentlichen Vortrag hält Professor Dr. Wolfgang Prinz vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig am Mittwoch, 26. September, ab 18.30 Uhr im Hörsaal 1. Er befasst sich mit dem Thema Willensfreiheit und damit der Frage, inwieweit Menschen ihre Entscheidungen frei von inneren und äußeren Zwängen treffen. Prinz geht der Diskussion um diese klassische Frage der Psychologie und Philosophie nach. Er analysiert den Begriff Willensfreiheit und knüpft an Beispiele und Erfahrungen aus dem Alltagsleben an.

Zum Programm für die teilnehmenden Forscher und Praktiker gehören zudem 18 prominent besetzte Vorträge – die Keynotes. Die Referentinnen und Referenten berichten von aktuellen Entwicklungen in der psychologischen Forschung, stellen die Verbindung zwischen Grundlagenforschung und klinischer Anwendung her und stellen neue Ansätze und Perspektiven vor, mit denen die Wissenschaftler Antworten auf gesellschaftliche Fragen und Krisen geben wollen.

Professorin Dr. Christiane Spiel von der Universität Wien in Österreich zeigt in ihrer Keynote, dass es sich lohnt, im Bildungsbereich, in Unternehmen und der Politik Strategien und durchgeführte Maßnahmen zu evaluieren – um daraus zu lernen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Professor Dr. Gerd Gigerenzer, Direktor am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin, erörtert in seinem Vortrag seine Forschungsergebnisse zur Frage, wie Menschen heutzutage Entscheidungen treffen. Er stellt analytische und anscheinend objektive Methoden intuitiven Entscheidungen gegenüber, die auf Wissen und Erfahrungen beruhen. Über Gewaltprävention im Fußball spricht Professor Dr. Friedrich Lösel von der University of Cambridge in Großbritannien und der Universität Erlangen-Nürnberg. Er ist einer der Verfasser der größten Hooligan-Studie in Deutschland. Lösel empfiehlt einen Maßnahmenkatalog, der neben Einschränkungen auch Kontrollen und Fan-Arbeit vorsieht.

Zum ersten Mal sind Ehrengäste der Polskie Towarzystwo Psychologiczne (Polnischen Gesellschaft für Psychologie) bei der Jahrestagung vertreten. Sie berichten über die Lage der Psychologie in Polen.
Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie ist die Vereinigung der in Forschung und Lehre arbeitenden Psychologinnen und Psychologen, ein rechtsfähiger, gemeinnütziger Verein. Rund 3.000 Mitglieder in Deutschland, Österreich und der Schweiz sind in der DGPs zusammengeschlossen; ihr gemeinsames Ziel ist es, mit den Resultaten ihrer Arbeit Stellung zu beziehen in der Welt der Universitäten, der Forschung und im Alltag. Psychologische Erkenntnis da zu verbreiten, wo sie nützlich ist und helfen kann – dazu will auch die DGPs beitragen: durch die Bündelung und Verbreitung relevanter Information, durch Anstöße zur Verbesserung der Lehre, durch Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen und anderen Ländern, durch kluge Förderung von wissenschaftlichem Nachwuchs und durch Information einer interessierten Öffentlichkeit.

Kontakt:
Prof. Dr. Rainer Riemann
Fakultät für Psychologie und Sportwissenschaft
Telefon: 0521 106-4529
E-Mail: rainer.riemann@uni-bielefeld.de

Rainer Riemann (Hrsg.): 48. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie

Pabst, 680 Seiten, DIN A4, ISBN 978-3-89967-829-1

Open all references in tabs: [1 - 4]

Leave a Reply