Somatopsychologie – die ungeliebte Schwester?

Von Psychologie aktuell Redakteurin Klaudia Luise Weber.

Ein Wort in aller Munde, doch den wenigsten wirklich in seiner vollen Bedeutung bewusst: Die Psychosomatik . Schon der Begriff gibt erste Hinweise, denn er besteht aus den zwei Teilen Psyche und Soma. "Psyche" steht für den seelisch-funktionalen Anteil und "Soma" bedeutet auf Altgriechisch ganz einfach "Körper". Die Psychosomatik ist also das Fachgebiet, das sich mit dem Einwirken seelischer auf körperliche Zustände befasst.

Wer wirkt hier auf wen ein?

Dass körperliche und psychische Bedingungen einenander beeinflussen, ist inzwischen den meisten Menschen bekannt. Im Falle der Psychosomatik schaut man sich das Geschehen aus Richtung der Psyche an. Also die Frage: welche Auswirkungen haben seelische Zustände auf den Körper. Es gibt jedoch auch die umgekehrte Richtung! Die Somatopsychologie befasst sich mit dem Einflusses körperlicher Erkrankungen auf die Psyche.

Die unbekannte Schwester!

Die Somatopsychologie ist so etwas wie die unbekanntere, ungeliebte und unterfinanzierte Schwester der Psychosomatik. Dabei ist sie rasend wichtig. Eine Vielzahl körperlicher Erkrankungen, Toxine und Organschädigungen können zu Schäden an Gehirn oder Nervensystem führen, und damit zu Symptomen, die hinsichtlich des klinischen Bildes seelische Störungen imitieren und mit diesen verwechselt werden können.

Auch indirekt ein Problem?

Dabei muss eine körperliche Erkrankung noch nicht einmal direkt eine psychische Fehlfunktion hervorrufen, um zum Problem zu werden. So manche organische Erkrankung hat dramatische seelische und soziale Folgen. Zum Beispiel können ein Diabetes, eine Krebserkrankung oder auch verschiedene Behinderungen schwere seelische Beeinträchtigungen nach sich ziehen.

(Foto: Johnhain/Pixabay/CC0)
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Ein wechselseitiges System!

Die Auswirkung der Psyche auf den Körper und des Körpers auf die Psyche sind stark, vielschichtig und voneinander untrennbar. Man sollte sich und seine Mitmenschen allerdings auch vor naiven Kurzschlüssen bewahren: Krankheiten werden nicht einfach "herbeigedacht" und nicht jede seelische Bewegung zeigt sich direkt als konkretes organisches Problem. Ein simplizistisches Denken á la "an meinem Diabetes ist die Lieblosigkeit meines Mannes schuld", ist nicht nur falsch, es ist auch abenteuerlich vereinfacht.

Das Leben ist ein komplexes Geschehen!

Die Welt, der Mensch und die ganze Natur sind ein dermaßen vielschichtiges und fein austariertes System, dass man sich Fragen der Gesundheit niemals mit derartigen "küchenpsychologischen" Vereinfachungen näher sollte. Auch mancher Therapeut ist allzu schnell in der Versuchung, auf verlockend einfache Zusammenhänge als Erklärung für ein komplexes Geschehen zurückzugreifen. Man tut jedoch weder sich noch dem Patienten damit einen Gefallen.

Eine meisterbare Herausforderung?

Die Kunst in der Psychosomatik besteht darin, den Menschen in seiner Ganzheit zu sehen - und sich dabei immer bewusst zu sein, dass eben das Meiste sowohl für den Patienten wie auch für den Heilkundler gar nicht sichtbar ist. Oder einfacher gesagt: wer in der Psychosomatik als Therapeut seine fachlichen und menschlichen Grenzen kennt, wird ein besserer Behandler sein.

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