„So lange online, bis du sozial offline bist“

(SN-pack). Die Internetsucht ist ein relativ neues Phänomen. Entsprechend gebe es dazu auch „wenig seriöses Material“, wie Primar Friedrich Wurst vom Salzburger Universitätsklinikum für Psychiatrie und Psychotherapie am Dienstag sagte. Er hat gemeinsam mit Anton Kühberger, Professor für Psychologie an der Universität Salzburg, eine Studie zum Computerspiel- und Internet-Nutzungsverhalten von Salzburgs Schülern durchgeführt. Diese bringt ein wenig Licht ins Dunkel: 2,5 Prozent der Schüler sind demnach bereits vom Internet beziehungsweise vom PC abhängig. Burschen sind doppelt so oft betroffen wie Mädchen.

Spiel geht weiter, auch wenn man offline ist

Ob jemand abhängig wird oder nicht, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab. Generell sind Burschen eher gefährdet als Mädchen und Vielspieler eher als Gelegenheitsspieler. Die meisten Spiele seien aber grundsätzlich unproblematisch, sagt Kühberger. Die große Ausnahme bilden Online-Rollenspiele. „Eine besondere Suchtgefahr geht von Spielen aus, in denen man eine Rolle übernehmen und aufsteigen kann. Die Spielewelt bleibt in der Regel sehr real. Das heißt, das Spiel geht auch weiter, wenn der Spieler offline ist“, erklärt der Psychologie-Professor. Der Jugendliche hat dadurch immer den Zwang online zu sein, um nichts zu versäumen und nicht überholt zu werden. 20 Prozent der Befragten, die Spiele dieser Kategorie spielen, haben Einbußen in der realen Welt. Sie vernachlässigen etwa die Schule oder leiden unter Schlafstörungen.

„Abstinenz kann nicht das Ziel sein“

Grundsätzlich unterscheidet sich Internet- und PC-Sucht in einem Punkt essenziell von anderen Abhängigkeiten wie Drogen oder Alkohol: Sie ist nicht stoffbezogen, sondern eine Verhaltensstörung. Das Ziel könne nicht sein, abstinent zu werden, sagen die Mediziner. Schließlich bräuchten die Süchtigen Internet und PC weiterhin in ihrem beruflichen, schulischen und privaten Alltag. Wann man überhaupt von einer Sucht spricht, erklärt Primar Wurst: „Es spielt keine Rolle, ob die Eltern finden, das Kind spielt zuviel. Für die Sucht gibt es klare Kriterien.“ Darunter fällt der Zwang zu spielen, ein Kontrollverlust, Entzugserscheinungen wie Nervosität oder Schwitzen und das Fortfahren mit dem Konsum, auch wenn bereits eine schädliche Wirkung - wie etwa Schlafstörungen - eintreten.

Online-Spiele vermeiden

Auch für Landeshauptfrau Gabi Burgstaller ist es bedenklich, dass Jugendliche oft „solange online sind, bis sie offline sind - vom sozialen Netz“. Um das zu verhindern will sie die Prävention an den Schulen verstärken. Erste Kontaktstelle sei dabei die „KIS“, an die sich Lehrer, Schüler aber auch Eltern wenden können. Letztere hätten eine besondere Verantwortung bei dieser Problematik, sagt Primar Wurst. „Eltern sollten genau hinschauen und sich dafür interessieren, was ihr Kind macht“, sagt er. Ein maßvoller Umgang mit Computerspielen sei in jedem Fall zu empfehlen, vermeiden sollte man Online-Spiele. Wer dennoch in die Sucht schlittert, könne sich einer Therapie unterziehen. In den meisten Fällen wird es sich dabei um eine Verhaltenstherapie handeln, in der vor allem das richtige Zeitmanagement erlernt werden soll.

Anlaufstelle bei PC- oder Internetsucht: KIS - Kontaktstelle für schulische Präventionsarbeit: Aignerstraße 8, 5020 Salzburg, 0662/8083-4030, kis@salzburg.at

© SN/SW

Leave a Reply