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Den Preis erhielt Wolfgang Prinz für sein wissenschaftliches Gesamtwerk – und dafür, dass er die altehrwürdige Tradition der Würzburger Schule der Denkpsychologie in der modernen Kognitionspsychologie fortgeführt hat, wie Psychologie-Professor Wilfried Kunde in der Laudatio sagte.

Radikalen Gegenentwurf vorgelegt

Seit Mitte der 1980er-Jahre hat sich Wolfgang Prinz stark für das Thema Verhaltenskontrolle interessiert. Bis dahin wurden in der Psychologie die Prozesse der Wahrnehmung und der Bewegungssteuerung eher getrennt voneinander betrachtet. Hierzu legte Prinz damals einen radikalen Gegenentwurf vor, der als „common coding“ bekannt wurde.

Seine Grundannahme: Wahrnehmung und Verhalten sind so eng miteinander verzahnt, dass sich kaum sagen lässt, wo Wahrnehmung endet und Verhalten beginnt. Das ist zum Beispiel dann der Fall, wenn der Mensch jemanden imitiert – spontan und ohne es zu beabsichtigen. „Säuglinge tun das schon wenige Tage nach der Geburt“, so Kunde.

Verblüffende Erkenntnisse gewonnen

Der Common-Code-Ansatz habe ein sehr erfolgreiches Forschungsprogramm stimuliert. Darin hat die Arbeitsgruppe von Prinz viele Wechselwirkungen zwischen Wahrnehmung und Verhalten gezeigt. Eine besonders verblüffende Erkenntnis: „Nicht nur das, was wir wahrnehmen, beeinflusst unsere Bewegungen. Auch die Art und Weise, wie wir uns bewegen, bestimmt unsere Wahrnehmung“, so Kunde. Beispiel: Die Planung einer Bewegung mit der rechten Hand kann den Menschen mehr oder weniger blind machen für Objekte, die ebenfalls mit dem Merkmal „rechts“ zu tun haben – etwa für Pfeile, die nach rechts weisen.

Lebenslauf des Preisträgers

Wolfgang Prinz, Jahrgang 1942, hat Psychologie, Philosophie und Zoologie an der Universität Münster studiert und 1970 an der Universität Bochum promoviert. 1975 wurde er Professor für Experimentelle Psychologie an der Universität Bielefeld. Dort war er von 1982 bis 1989 Direktor des Zentrums für interdisziplinäre Forschung.

1990 wurde Prinz auf den Lehrstuhl für Psychologie und Philosophie der Universität München berufen. Zugleich wurde er zum Direktor des Max-Planck-Instituts für Psychologische Forschung ernannt. 2004 gehörte er dann zu den Gründungsdirektoren des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2010 tätig war.

Prinz hat viele Ehrungen und Auszeichnungen erhalten, darunter den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der als eine Art „deutscher Nobelpreis“ gilt. Er wurde in die Akademie der Naturforscher Leopoldina berufen und bekam die Ehrenmitgliedschaft der Europäischen Gesellschaft für Kognitionspsychologie verliehen.

Bisherige Külpe-Preisträger

Den Oswald-Külpe-Preis vergibt das Würzburger Institut für Psychologie seit 2005 alle zwei Jahre. Die bisherigen Preisträger sind Asher Koriat (Universität Haifa, 2005), Richard E. Nisbett (Universität Michigan, 2007) und Michael Tomasello (Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie Leipzig, 2009).

Dotiert ist der Külpe-Preis mit 4.000 Euro. Er wurde durch eine Zuspende zur Sparkassenstiftung der Stadt Würzburg geschaffen; der Spender will anonym bleiben.

Namensgeber des Preises

Der Preis erinnert an Oswald Külpe (1862-1915), der im Jahr 1896 das Würzburger Psychologische Institut gegründet hat und als Vater der „Würzburger Schule der Denkpsychologie“ in die Wissenschaftsgeschichte eingegangen ist. Die Vertreter dieser Forschungsrichtung waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts die ersten, die höhere geistige Prozesse wie das Denken, Wollen und Urteilen experimentell untersuchten – eine Thematik, die damals noch als unwissenschaftlich galt.

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