"Schwerpunkt liegt bei Grundschülern"

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25. Februar 2012

BZ-INTERVIEW mit Elsbeth Kiewald-Herber, die über 20 Jahre die Psychologische Beratungsstelle in Rheinfelden geleitet hat.


  1. Elsbeth Kiewald-Herber Foto: Leony Stabla

RHEINFELDEN. Kommenden Dienstag wird Elsbeth Kiewald-Herber die Psychologische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche, eine Einrichtung des Landkreises, nach rund 23 Jahren verlassen. BZ-Mitarbeiterin Leony Stabla sprach mit der Leiterin der Außenstelle Rheinfelden über ihre langjährige Arbeit und die Zukunft.

BZ: An welchen Personenkreis richtet sich das Angebot der Beratungsstelle?

Elsbeth Kiewald-Herber: Wie der Name schon sagt geht es eigentlich immer um Kinder, Eltern und Familie. Der Schwerpunkt der Anmeldungen liegt bei Grundschulkindern bis zu Kindern in der Pubertät, aber natürlich auch schon im Alter davor und auch danach, dort ist die Nachfrage aber geringer. Offiziell sind wir für Menschen bis zu einem Alter von 27 zuständig, doch diese nutzen meist eher das Angebot für Erwachsene.

BZ: Was sind Anlässe für Menschen, sich an Sie zu wenden?

Kiewald-Herber: Die Anlässe sind ganz unterschiedlich, da gibt es zum Beispiel Eltern, deren Kinder aggressiv oder ängstlich sind oder Probleme in der Schule haben. Wir haben Kinder und Jugendliche, bei denen eine psychologische Beratung von Gericht angeregt wurde. Auch haben wir Fälle von sexueller Gewalt oder anderer Kindeswohlgefährdung. Ein Schwerpunkt ist auch die Beratung in Zusammenhang mit Familie und Scheidung.

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BZ: Wie darf man sich Ihre Arbeit vorstellen?

Kiewald-Herber: Am Anfang steht immer ein Erstgespräch, um sich einen Eindruck zu verschaffen. Das weitere Vorgehen ist sehr vielfältig und situationsabhängig. Manchmal bleibt es bei wenigen Kontakten, manchmal werden es mehr, dann versuchen wir herauszubekommen, was ein "Symptom" mit Vorgeschichte oder Person zu tun hat, beraten Eltern oder ganze Familien, unterstützen Kinder, machen psychologische Untersuchungen und Diagnostik. Wir machen keine Therapie im engeren Sinn. Wenn wir merken, dass eine Therapie nötig ist, dann verweisen wir die Betreffenden an einen niedergelassenen Psychotherapeuten. Es kann höchstens vorkommen, dass wir Kindern helfen, die Wartezeit für einen Therapieplatz zu überbrücken. Aber die Grenzen zwischen Beratung und Therapie sind immer wieder fließend.

BZ: Schaffen Sie es, die Probleme nicht zu nah an sich herankommen zu lassen?

Kiewald-Herber: Das lernt man mit der Zeit. Am Anfang ist die Fülle an Problemen fast überwältigend. Man kann aber nicht hilfreich sein, wenn man mitleidet. Sicher gibt es immer wieder Situationen, die einem sehr nahe gehen, dann ist es schwierig, das nicht mit nach Hause zu nehmen. Aber wenn man hilfreich sein will, muss man berührt bleiben, ohne sich zu verstricken.

BZ: Wie sind Sie zu diesem Beruf gekommen?

Kiewald-Herber: Zur Psychologie bin ich gekommen, weil ich immer schon Interesse an Menschen hatte, ich wollte verstehen warum wir tun, was wir tun. Zur Beratungsstelle kam ich dann nach dem Studium über einen Umweg bei Siemens, wo ich sehr viel gelernt habe, wovon ich heute noch profitiere. Erst war ich in Lörrach in der Beratungsstelle, dann bin ich nach Rheinfelden gewechselt, dies fand ich sehr spannend, weil die Außenstelle in Rheinfelden damals noch im Aufbau war. Und ich hoffe, dass die Kontinuität in Rheinfelden erhalten bleibt, jedenfalls haben wir uns sehr dafür eingesetzt, dass die Stelle wieder besetzt wird.

BZ: Was war Ihnen das Wichtigste an Ihrer Arbeit?

Kiewald-Herber: Ich fühle mich allgemein sehr verbunden mit dieser Stelle und bin rückwirkend sehr dankbar für die ganzen Erfahrungen, die ich hier gemacht habe. Das Wichtigste für das Gelingen ist die Beziehungsgestaltung. Wenn es funktioniert eine Beziehung aufzubauen, dann kann man etwas bewegen, darauf baut alles auf. Wenn Menschen sich öffnen, ist das ein Geschenk, auch für den Berater.

BZ: Wie haben sie vor Ihr Leben jetzt zu gestalten?

Kiewald-Herber: Ich habe immer dazu geneigt, alles zu verplanen. Zuerst wollte ich das auch wieder mit meinem neuen Lebensabschnitt tun, aber ich habe beschlossen, jetzt erstmal in diesem neuen Zustand anzukommen. Ich wollte mein ganzes Leben immer mal ein Jahr aussteigen – jetzt bekomme ich mein Sabbat-Jahr ohne Ende. Nur eines weiß ich, ich habe da noch eine "alte Liebe", ich habe schon nach dem Abitur überlegt, Kunst zu studieren, habe es aber verworfen. Dies werde ich jetzt nachholen. Ich habe mich bereits in Basel zu einem Studium eingeschrieben. Ansonsten werde ich in Ruhe schauen, was sich entwickelt.


Beratung ist kostenlos und vertraulich durch Sozialpädagogen, Heilpädagogen und Psycholgen (Erziehungsberatung, Familienberatung, Jugendberatung und Prävention); Grundlage der Arbeit ist das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG). Tel. 07621/410-5333 (Außenstelle Rheinfelden).

 

Autor: bz

Autor: lys

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