Schutzlos in der eigenen Familie: Was steht hinter häuslicher Gewalt?


Was steht hinter häuslicher Gewalt? Bildquelle: © somenski / fotolia.com


(lifePR)
Heidelberg,

14.08.2012,


Artikel in Springer Schwerpunktheft zu "Gewalt" untersucht den Teufelskreis, in dem ein Familientyrann und seine Angehörigen stecken. │ Psychologische Hintergründe und zugrundeliegende Mechanismen werden detailliert betrachtet.

Durch den brutalen Frauenmord in Berlin-Kreuzberg ist das Thema wieder in aller Munde: häusliche Gewalt und wie ihr begegnet werden kann. Was gerade in Berlin passiert ist, ist kein Einzelfall. Laut Terre de Femme wird in Deutschland alle zweieinhalb Tage eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet. Und vor der Tat liegt die tagtägliche Gewalt. Aber nicht nur Männer schlagen und unterdrücken - auch Frauen leben ihre Aggressivität in der geschützten Privatsphäre aus. Welche psychologischen Mechanismen und Strukturen hinter einem solchen Verhalten stehen, analysiert ein Artikel in der Springer Medizin Zeitschrift Forensische Psychiatrie, Psychologie und Kriminologie.

Der Beitrag betrachtet die Thematik anhand der Fallgeschichte eines international wahrgenommenen Inzesttäters, Josef Fritzl, der seine Tochter über 24 Jahre im Keller seines Hauses gefangen hielt und dort mehrere Kinder mit ihr zeugte. Der Fall dient als Folie, um grundlegende Merkmale eines Menschen heraus zu arbeiten, der insbesondere im privaten Bereich gewalttätig vorgeht. Hierzu werden die Persönlichkeitsstrukturen von Fritzl und ebenso die Besonderheiten der häuslichen Situation herausgearbeitet.

Die Funktionsmuster des Täters Fritzl entsprechen laut der Analyse der Autorin denjenigen aller Familientyrannen: Während im öffentlichen Bereich soziales und kommunikatives Verhalten gezeigt wird, erlebt die Familie selbst den Menschen als aggressiv und unberechenbar - er nutzt den Privatbereich als Schutzraum für die Tat. Der Tyrann handelt aus einem umfassenden Kontrollbedürfnis heraus: Sein Ziel ist die totale Kontrolle über alle Beziehungen im Familiensystem. Der Beitrag stellt fest, dass der Hintergrund für dieses Verhalten zumeist zu suchen ist in einer Kindheit, der die nötige emotionale Zuwendung fehlte. Welche komplexen Emotionen und auch rationalen Überlegungen im Beispielsfall Josef Fritzl antrieben, legt der Artikel ausführlich dar. Die Autorin weist außerdem auf die Explosivität des Themas hin: Der gewaltsame Tod in all seinen Formen - Mord an einem Familienmitglied, Selbstmord mit vorhergender Tötung aller Familienmitglieder oder auch Ermordung des Tyrannen selbst - ist als Möglichkeit ein jederzeit vorhandener Anteil der tyrannischen Strukturen.

Der Beitrag "Schutzraum Familie - Überlegungen zu Haustyrannen anhand des Falles F." von Heidi Kastner, Linz, erscheint am 15. August 2012 in Heft 3 von Forensische Psychiatrie, Psychologie und Kriminologie. Das Heft widmet sich schwerpunktmäßig dem Thema "Gewalt". Zum Themenkomplex "Häusliche Gewalt" gehört im selben Heft außerdem der Artikel "Tödliche Gewalt gegen die Partnerin - Zur Bedeutung der Tatbereitschaft bei Affektdelikten".

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