Schlaganfall: So retten Sie Leben!

Ich bin derzeit in einer besonderen Situation. Als stellvertretende Chefredakteurin von Psychologie aktuell muss ich meine unersetzliche Freundin, Kollegin und Chefin "ersetzen", die sich derzeit von einem mittelschweren Schlaganfall in einer Rehaklinik erholt. Ihre Chancen auf weitgehende Genesung stehen gut. Und doch zeigt ihr Fall einmal mehr: um ein Haar wäre es ganz furchtbar schief gegangen.

Was war passiert?

Am Ende einer Urlaubsreise hatte sie plötzlich Kopfschmerzen. Nicht schlimm, jedoch ganz anders als sie es kannte. Bald darauf begannen einige Finger zu kribbeln, eine Hälfte der Lippe wurde bizzelig. Vorsichtshalber wurde ein Arzt aufgesucht, da aber keine Lähmungen vorlagen gab man ihr das OK zur weiteren Heimfahrt.

Bergab im ICE!

Irgendwo in einem Intercity zwischen der Nordsee und Frankfurt eskalierte die Lage. Wie sie heimkam, daran erinnert sie sich kaum noch. Da war nur der immens starke Impuls zu schlafen.

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Unerkannt endet ein Schlaganfall im Rollstuhl oder im Grab.
(Foto: ferobanjo/Pixabay CC0)

Zum Glück rief sie in einem letzten hellen Moment ihren Sohn an. Diesem war nach dem dritten Wort sofort klar: Schlaganfall! Selber schwer gehandicapped, organisierte er gegen den heftigen Widerstand meiner inzwischen verwirrten Chefin medizinische Hilfe und sorgte für einen sofortigen Transport ins Krankenhaus.

Das Zeitfenster war zu!

Ab da ging es flott, die medizinische Notfallkette bekann zu greifen. Ab in die Stroke Unit, CT, MRT, das ganze Räderwerk. Doch es war zu spät für eine ursächliche Behandlung. Der Schlaganfall war zu dieser Zeit schon fast 20 Stunden alt. Das Zeitfenster innerhalb dessen eine Auflösung des Gerinnsels möglich gewesen wäre, es hatte sich irgendwo auf der Zugfahrt geschlossen.

Was wäre wenn?

Hätte der zuerst kontaktierte Arzt erfasst, mit was er es zu tun hat, die Geschichte wäre anders verlaufen. Man hätte das Gerinnsels auflösen können, der schwere Weg der Wiederherstellung durch eine Reha und eine Narbe im Gehirn wäre vermeidbar gewesen. Ich verrate nicht zuviel, wenn ich Ihnen gestehe: wir alle in der Redaktion würden den entsprechenden Arzt gerne in der Luft zerreißen.

Was bleibt, ist die Hoffnung!

So bleibt nur die Erkenntnis, dass es auch erschreckend schlechte Ärzte gibt. Jedoch auch die Dankbarkeit, dass die Chancen aufgrund eines wahnsinnigen Glücks bezüglich einer "günstigen" Lage des Hirninfarkts gut stehen, dass unsere Kollegin, Freundin und Chefin ab Herbst trotz allem wieder voll an Bord sein wird.

Was lernen wir daraus?

Für uns alle sollte es aber eine Warnung sein. Lieber einmal zu oft die 112 wählen - einmal zu wenig könnte unverzeihlich enden. Jeder Schlaganfall ist ein Notfall und potentiell tödlich! Betroffene müssen schnellstmöglich in ein Krankenhaus mit einer Schlaganfallstation (Stroke Unit) gebracht werden.

Zur Erinnerung die Symptome eines typischen Schlaganfalls:

  • einseitige Lähmung oder Kraftminderung, insbesondere im Arm oder Bein
  • einseitiges Taubheitsgefühl in Arm, Bein, im Gesichtsbereich (taubes, pelziges oder kribbeliges Gefühl), einseitig herabhängender Mundwinkel
  • Lähmung einer Gesichtshälfte
  • Sehstörungen
  • Sprechstörungen wie z.B. undeutliches Sprechen
  • reduzierte Ausdrucksfähigkeit, d.h. der Betroffene kann nicht mehr benennen, was er möchte oder redet sinnlos
  • Anweisungen werden nicht oder falsch umgesetzt
  • Gleichgewichtsstörungen
  • Schwindel
  • Bewusstlosigkeit
  • ungwöhnliche Kopfschmerzen (von leicht bis extrem)

Es müssen dabei keineswegs alle Symptome in typischer Weise vorliegen. Schon eines oder einzelne genügen! Auch ein Kommen und Gehen der Symptome bedeutet keine Entwarnung!

Wählen Sie im Zweifel auch gegen den Willen des Betroffenen den Notruf - er könnte bereits verwirrt sein!

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