Ruth Perlitz „Ich kann kein Blut sehen.“




BERGISCH GLADBACH -
Als Ruth Perlitz 1966 ihr Abi tur in der Tasche hatte, wollte sie „was mit Menschen“ machen. Lehrerin wollte sie aber nicht werden, auch Medizin schied als Studienfach aus: „Ich kann kein Blut sehen.“
Eine Schulkameradin hatte gerade mit Psychologie angefangen und brachte Perlitz auf die Idee, sich genauer über dieses Fach zu informieren.

Gestern wurde die Diplom-Psychologin nun im Bergisch Gladbacher Rathaus in den Ruhestand verabschiedet. 36 Jahre lang war sie Leiterin der Gladbacher Erziehungsberatungsstelle der Caritas. Viele Hundert Familien aus dem südlichen Rheinisch-Bergischen Kreis hat sie vertraulich und kostenfrei beraten.

Nach dem Studium in Saarbrücken kam die Saarländerin durch ihren Mann, der eine Stelle in Köln gefunden hatte, ins Rheinland. „Ich hab dann einfach mal bei der Beratungsstelle in Bergisch Gladbach angerufen“, so Perlitz. Damals habe es sehr viele Stellen für Psychologen gegeben, sie sei direkt eingestellt worden. Und immer dort geblieben.

Der Arbeitsmarkt hat sich seit den Siebzigern stark verändert, genau wie die Erziehungsberatung an sich: „Wir haben heute drei mal so viele Fälle. Außerdem lassen sich die meisten Probleme nicht mehr auf einen Aspekt begrenzen.“

Häufig gebe es in Familien sowohl Trennungs- als auch Geld- und Suchtprobleme. Erziehung sei für Eltern aber auch viel schwerer geworden, da die Zukunft unsicherer sei. „Heute stehen schon Viertklässler unter enormem Druck.“ Früher habe man eher individuell beraten, heute würde die ganze Familie in die Beratung mit einbezogen. „Die positivste Veränderung ist, dass Prügel in der Erziehung heute verboten sind“, sagt Ruth Perlitz. Das Verbot bestehe aber erst seit 1999.

„Die größte Freude hat mir immer bereitet, zu sehen, wie sich der Weg von Menschen nach der Beratung entwickelt“, sagt Perlitz. Sie habe vielen Familien helfen können, deren Weg sich „festgefahren hatte“. „Ich konnte Dinge wachsen sehen“, so Perlitz, „wie ein Gärtner“.
Auf die neue Lebensphase freue sie sich nun. „Ich lasse die Zeit einfach mal auf mich zukommen.“ Vermissen werde sie ihr tolles Team und auch das Vertrauen, das ihr ihre Klienten stets entgegengebracht hätten.

Psychologie zu studieren, sei für sie die richtige Entscheidung gewesen. „Für mich war es auch der richtige Weg, in den klinischen Bereich zu gehen und mich auf Erziehung zu spezialisieren.“ Es sei ein großes Glück, eine Arbeit zu haben, die einem Spaß mache.




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