Psychotherapie via Internet

Beobachter: Woran erkennt man seriöse 
Gesundheitsportale?
Marc Schmitz: Nutzer sollten auf das Impressum und die Datenschutzbestimmungen achten. Ausserdem darauf, wann die Artikel aufgeschaltet und welche Quellen verwendet wurden. Ratsam ist auch ein Blick in die Rubrik «Über uns». Ein gutes Portal schreibt in seinen Leitlinien fest, dass Inhalte ­regelmässig überprüft und aktualisiert werden. Das ist wichtig, weil die Medizin ständigem Wandel unterliegt und veraltete Informationen mitunter gefährlich sein können. Wesentlich sind darüber hinaus verständlich geschriebene und wissenschaftlich fundierte Artikel. Und schliesslich ist Neutralität und Unabhängigkeit ein Qualitätsmerkmal. Nutzer sollten immer klar erkennen, was redaktioneller Inhalt ist und was Werbung. Alle Werbeflächen müssen klar ­gekennzeichnet sein.

Beobachter: An welchen Gütesiegeln kann man sich 
orientieren?
Schmitz: Am Logo des Aktionsforums Gesundheitsinformationssystem, Afgis. Es kennzeichnet qualitativ gute Angebote. Und die HONcode-Zertifizierung belegt, dass ein Portal den Standard für vertrauensvolle Information einhält.

Beobachter: Was kann ein Gesundheitsportal leisten?
Schmitz: Onmeda etwa bietet Informationen zu Krankheitsbildern und Symptomen sowie zu Diagnose- und Behandlungsverfahren, einen Medikamentenratgeber, Ratgeber zu Schwangerschaft, Kinderentwicklung, Ernährung oder Fitness sowie tagesaktuelle News und Gesundheitstipps. Darüber hinaus Diskussionsforen.

Beobachter: Und was können die Gesundheitsportale nicht bieten?
Schmitz: Sie können keinen Arztbesuch und keine professionelle Beratung ersetzen. Auch Ferndiagnosen und Untersuchungsverfahren sind unmöglich. Deshalb: Lassen Sie Beschwerden immer vom Arzt abklären! Auch können die Redaktionen nicht alle Forschungsergebnisse aufarbeiten. Es werden jene Inhalte berücksichtigt, die durch klinische Studien nachgewiesen wurden und damit allgemein anerkannt sind.

Beobachter: Portale weisen darauf hin, dass man die Informationen nicht nutzen soll, um eine Selbstdiagnose zu stellen oder gar Medikamente auszusuchen. Liegt nicht genau darin die Gefahr?
Schmitz: Klar ist: Wer Medikamente nehmen muss, sollte sich von einer Fachperson beraten lassen. Ich denke aber nicht, dass von den Portalen eine Gefahr ausgeht. Sie dienen vielmehr der Aufklärung und tragen dazu bei, dass Patienten mündig werden. Und wer gut informiert ist, achtet vielleicht auch besser auf seine Gesundheit.

Beobachter: Sehen Ärzte in den Plattformen eine sinnvolle Ergänzung oder Unterstützung ihrer Arbeit? Oder fürchten sie «eingebildete Kranke» 
beziehungsweise Patienten, die alles besser wissen?
Schmitz: Immer mehr Menschen informieren sich über Gesundheitsthemen im Internet. Neusten Studien zufolge hat es den Arzt als erste Informationsquelle abgelöst. Wir arbeiten eng mit Ärzten und Experten zusammen und erhalten positive Rückmeldungen. Patienten, die Bescheid wissen, können ihren Gesundheitszustand besser einschätzen und nachvollziehen, welche Behandlungsschritte notwendig sind.

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