Psychologie: Wer lange überlegt, geizt

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Die Forscher um Erstautor David G. Rand von der Harvard- Universität in Cambridge (US-Bundesstaat Massachusetts) berichten im britischen Fachjournal «Nature», sie hätten bei ihren Untersuchungen keinen Fall gefunden, in dem jemand nach längerer Überlegung grosszügiger als nach einer schnellen Entscheidung gehandelt hätte.

In einem ersten Experiment sollten Vierergruppen Geld in einen Topf werfen. Jedes Gruppenmitglied hatte umgerechnet etwa 50 Cent zur Verfügung. Alle wussten, dass der Spielleiter den Gesamtbetrag im Topf verdoppeln und dann in Beträgen gleicher Höhe an die vier Spieler auszahlen würde. In einem solchen Versuch profitieren also alle am meisten, wenn jeder die Höchstsumme in den Topf gibt.

Dennoch legten die meisten nicht ihr ganzes Geld in den Gemeinschaftstopf. Die Forscher fanden heraus: Wer in weniger als zehn Sekunden entschied, gab im Durchschnitt rund 66 Prozent seines Guthabens ab, wer länger brauchte, nur etwa 53 Prozent.

Intuition im Alltag, wo Zusammenarbeit mit anderen vorteilhaft ist

Den Zusammenhang zwischen zunehmender Entscheidungsdauer und abnehmender Bereitschaft, sich kooperativ zu verhalten, fanden die Forscher in weiteren Studien bestätigt. Sie sind der Ansicht, dass die für schnelle Entscheidungen ausschlaggebende Intuition im Alltag entwickelt werde, wo die Zusammenarbeit mit anderen vorteilhaft ist.

So kann im gesellschaftlichen Umfeld der eigene Ruf auf dem Spiel stehen oder eigennütziges Handeln sozial geächtet werden. Dass die Intuition bei der Kooperation von Menschen eine wichtige Rolle spiele, zeige sich bereits bei der spontanen Hilfe unter jungen Kindern, schreiben die Wissenschaftler.

Komplett rationales Handeln führt zu eigennützigem Handeln

Die Autoren der Studie folgern aus ihren Ergebnissen, dass rationale Überlegungen notwendig sind, um den ersten kooperativen Impuls zu überwinden. «Wenn man Entscheidungsträger ermutigt, komplett rational zu entscheiden, kann das den unbeabsichtigten Nebeneffekt haben, dass sie eigennütziger handeln.»

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