Psychologie – Multitasking wird völlig überschätzt

Anzeige




Ausgerechnet jene Menschen, die sich für besonders multitaskingfähig halten, sind es eher nicht. Gerade wer meint, ohne Problem beim Autofahren telefonieren zu können, sollte das lieber bleiben lassen.

Christian Weber, geboren 1966 in Berlin, hat die  Deutsche Journalistenschule (DJS) in München besucht, an der Ludwig-Maximilians-Universität Politik, Volkswirtschaft und Soziologie studiert und an der University of Cambridge mit einem M. Phil. in "International Relations" abgeschlossen. Als freier Autor arbeitete er vor allem für SZ-Magazin, Merian und Natur. Er war dann zwölf  Jahre Redakteur und zuletzt stellvertretender Leiter des Ressorts Forschung und Technik beim Nachrichtenmagazin Focus. 2008 wurde er Redaktionsleiter beim Magazin Süddeutsche Zeitung Wissen, 2010 wechselte er in die Wissens-Redaktion der SZ. Als Buchautor verfasste er den Band "Skifahren" in der dtv-Reihe "Kleine Philosophie der Passionen" und gab in der SZ-Edition den Band "Gemischte Gefühle" heraus. Gemeinsam mit Werner Siefer schrieb er das Sachbuch: "Ich. Wie wir uns selbst erfinden." Christian Weber unterrichtet an der Akademie der Bayerischen Presse Recherche,  Reportage und Wissenschaftsjournalismus.

Forscher hatten schon häufiger vermutet, dass es keine gute Überlebensstrategie ist, gleichzeitig am Steuer zu sitzen und sich mit dem Smartphone zu beschäftigen.

Noch mehr Bedenken stiftet eine Studie, die Psychologen der University of Utah im Fachmagazin Plos One (online) veröffentlicht haben. Deren Kernaussage formuliert Studienautor David Sanbonmatsu so: "Unsere Daten deuten darauf hin, dass gerade die Leute, die beim Autofahren telefonieren, dies eigentlich nicht tun sollten." Denn: "Wir konnten zeigen, dass diejenigen, die am meisten multitasken, offenbar am wenigsten dazu fähig sind."

Die Wissenschaftler hatten bei insgesamt 310 Studenten deren tatsächliche Multitasking-Fähigkeit sowie die Ausprägung bestimmter Persönlichkeitsmerkmale ermittelt. Außerdem wurden die Probanden befragt, wie gut sie selbst ihre Fähigkeit einschätzen, verschiedene Dinge parallel zu erledigen. Mit einem weiteren Fragebogen wurden die tatsächlichen Multitasking-Gewohnheiten erfragt.

Zu den überraschenden Ergebnissen gehörte, dass ausgerechnet die 25 Prozent Test-Besten beim Autofahren und anderen Gelegenheiten am wenigsten dazu neigten, mehrere Aktivitäten zu kombinieren.

Anzeige



An der Spitze standen vielmehr diejenigen, die sich selbst zwar für gute Multitasker halten, im Test aber versagten.

Überhaupt scheinen die meisten Menschen ihre diesbezüglichen Fähigkeiten zu überschätzen: 70 Prozent erklärten sich für überdurchschnittlich gut, was statistisch unmöglich ist. Den Daten zufolge neigen impulsive Menschen, die sich leicht langweilen, zum Multitasking.

Open all references in tabs: [1 - 7]

Leave a Reply