Psychologie an der Uni Halle: Fatale Auswirkungen auf die Patientenversorgung …

Halle (Saale)/MZ

Während die drohende Schließung der Institute für Informatik oder Geowissenschaften der Universität Halle hohe Wellen schlug, blieb es um das Institut für Psychologie vergleichsweise ruhig. Doch ihm droht das gleiche Schicksal. Bereits 2004 stand das Institut auf der Kippe, zehn Jahre später ist es erneut bedroht - in diesem Fall mit Auswirkungen auf die Patientenversorgung.

Bereits 2004 war das Institut für Psychologie von der Schließung bedroht. 
(BILD: Archiv/Kison, Privat)

Eine, die deshalb Alarm schlägt, ist Nicole Oestreich-Langrock. Sie ist Geschäftsführerin des Institutes für Psychologische Psychotherapeuten (IPP) in Halle. „Die Schließung des Psychologie-Institutes wäre fatal. Das würde uns hart treffen“, sagt sie. Dem IPP würde der Nachwuchs fehlen, denn das Institut bildet Psychologie-Absolventen zu Verhaltenspsychologen mit dem Ziel der Approbation aus. Damit können Psychologen auch niedergelassen arbeiten, seien einem Facharzt gleichgestellt. „Als studierter Psychologe darf man sonst nur im klinischen Bereich, als Schul-, Arbeits- oder Organisationspsychologe oder in Beratungsstellen arbeiten“, erklärt sie.

"Der Bedarf ist riesig"

Gleichzeitig ist das IPP aber auch an der Patientenversorgung beteiligt. „Zurzeit arbeiten bei uns 21 Ausbildungspsychologen, die 163 Patienten ambulant betreuen, aber zusätzlich auch noch im klinischen Bereich tätig sind“, sagt Oestreich-Langrock. Der Bedarf sei „riesig“, das zeigt sich auch am IPP mit Wartezeiten von etwa drei Monaten für einen Termin - was immer noch kürzer ist als anderswo.

Dass Psychotherapeuten fehlen, hat auch Hauke Schmidt gemerkt. Er fand keinen Nachfolger, der seine Praxis in Aschersleben übernimmt. „Bevor ich die Zulassung in Aschersleben bekam, habe ich es an verschiedenen Orten probiert, mich auch als möglicher Nachfolger beworben. Darin bestand vor vier bis sechs Jahren, aber auch in der Zeit davor, die einzige Möglichkeit, an einen Sitz zu kommen“, sagt er. Mittlerweile gebe es eine neue Bedarfsplanungsrichtlinie der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalts (KVSA), die den Effekt habe, dass es derzeit freie Sitze in vielen Regionen gebe. Laut KVSA könnten noch etwa 44 Therapeuten zugelassen werden, 440 seien aktuell besetzt. „Ich denke auch, dass jemand, der seine Ausbildung in einer bestimmten Region macht, sich danach auch mit einiger Wahrscheinlichkeit in dieser Region niederlassen möchte“, sagt Schmidt.

Unterdessen hat sich das Psychologie-Institut der Uni mit einem Offenen Brief an Minister, Fraktionsvorsitzende und wissenschaftspolitische Sprecher der Parteien des Landes gewandt. Studenten haben parallel eine Internetpetition für den Erhalt des Psychologie-Institutes ins Leben gerufen.

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