Prinz: Eine Ikone nimmt Abschied

"Die Sonne geht unter, Birgit Prinz bleibt für immer." Der Stadionsprecher im Frankfurter Volksbank Stadion brachte es am Dienstagabend beim offiziellen Abschiedsspiel der deutschen Rekordnationalspielerin auf den Punkt. Prinz wird nicht nur in den Herzen der Fans bleiben. Vielmehr hat sie sich durch ihre Vorzeige-Karriere einen Platz in den Geschichtsbüchern des Frauenfussballs gesichert.

Unter dem Motto"Bye, bye Birgit" traf die deutsche Frauen-Nationalmannschaft am Bornheimer Hang - Heimat des FSV Frankfurt -, wo 1992 die Profi-Karriere der dreifachen FIFA Weltfussballerin im zarten Alter von 15 Jahren begann, auf den 1. FFC Frankfurt, für den die erfolgreichste deutsche Akteurin aller Zeiten zwischen 2002 und 2011 aktiv war.

"Es war ein schönes Spiel an einem schönen Abend. Ich hatte sehr viel Spaß und habe mich sehr darüber gefreut, dass die Nationalmannschaft und der 1. FFC Frankfurt dabei waren, denn beide Teams waren ein Stück Heimat für mich. Wehmut kam aber nur bei meinem Vater auf. Er hat eine Träne verdrückt. Bei mir kommt das vielleicht später noch", resümierte Prinz auf der Pressekonferenz nach der Partie.

Bei ihrem letzten Auftritt im Dress der DFB-Auswahl und des Frankfurter Frauen-Bundesligisten, für die Prinz jeweils eine Halbzeit spielte, zeigte die Torjägerin noch einmal ihre ganze Klasse. Zum 6:3-Erfolg des Star-Ensembles von Nationaltrainerin Silvia Neid, dem an diesem Abend unter anderem auch Steffi Jones, Präsidentin des Organisationskomitees der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Deutschland 2011™, angehörte, steuerte die zweimalige Weltmeisterin ein Tor für ihren ehemaligen Klub und einen Treffer für das DFB-Team bei.

Dass ihr zweiter Torerfolg aus stark abseitsverdächtiger Position fiel, kommentierte die ehemalige Weltklasse-Stürmerin mit einem Lächeln: "Ach Quatsch, ich stand beim Abspiel ganz klar hinter dem Ball", antwortete sie mit einem Augenzwinkern auf die Frage, ob es ihr nicht unangenehm wäre, dass ihr letztes Tor für Deutschland irregulär gewesen wäre.

Ob Abseits oder nicht spielte zumindest an diesem Abend keine große Rolle. Der Spaß stand klar im Vordergrund. Und so freute sich die Rekordtorschützin des DFB-Teams (128 Tore) vor allem darüber, dass so viele alte Weggefährtinnen für sie nach Frankfurt gekommen waren. "Es ist schon etwas komisch, dass all diese Spielerinnen heute Abend wegen mir hier sind. Das macht mich sehr glücklich", sagte die 34-Jährige in ihrer typisch bescheidenen Art.

Auch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte es sich nicht nehmen lassen, vor Ort zu sein und fand lobende Worte für "eine der größten Botschafterinnen, die der DFB hervorgebracht hat. "Was Birgit Prinz für den Frauenfussball geleistet hat, ist einmalig. Sie hat ihrem Sport ihren Stempel aufgedrückt, insbesondere durch ihre Leistungen, und das weit über die deutschen Grenzen hinaus. Sie ist ein Qualitäts-Siegel in der ganzen Welt. Mit ihren Erfolgen hat sie Maßstäbe gesetzt, an die sehr schwer heranzukommen ist", sagte Niersbach.

Ganz wird die WM-Rekordtorschützin (14, gemeinsam mit Marta aus Brasilien) die Füße allerdings nicht vom Ball lassen. Beim Frauen-Zweitligisten 1899 Hoffenheim hält sich Prinz fit, ihre Konzentration gilt beim Klub aus dem Kraichgau jedoch der Hospitation im Sportpsychologen-Team von Dr. Jan Mayer.

"Ich bin unter anderem für die Belange der Profis und des Jugendleistungszentrums zuständig. Teilweise arbeite ich alleine, in anderen Gebieten beobachte ich nur. Dabei geht es vor allem um psychologische Diagnostik und die Trainer-Fortbildung", sagte Prinz, die während ihrer aktiven Karriere ihr Psychologie-Studium absolvierte, gegenüber FIFA.com.

Auch in Zukunft will Prinz dem Sport im Allgemeinen und Fussball im Speziellen treu bleiben. "Tatsache ist, dass ich mich gerne als Psychologin in den Bereichen Sport und Management etablieren möchte. Gerade im Fussball spielt die Psychologie eine große und wichtige Rolle, da die Persönlichkeitsentwicklung und die Motivation eines Profis fundamental für den persönlichen als auch den Erfolg einer Mannschaft sind. In diesem Rahmen gibt es durchaus einige Themen, an denen man innerhalb eines Vereins arbeiten kann und sollte", erläuterte das Aushängeschild des deutschen Frauenfussballs im Interview mit dem Fussball-Weltverband.

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