Prävention: Rote Karte für Mobbing

Manchmal reiche es schon, ärmer zu sein als die anderen, sagt Paula Hinz (13). „Nicht der gleiche Stil. Oder zu gut in der Schule , sagen Teenager, wenn sie sich schlecht fühlen. Wie beim Fußball signalisiert eine Gelbe Karte: Achtung, Regelverstoß! Das Präventionsprogramm, das dahintersteckt, haben Wissenschaftler der Freien Universität Berlin (FU) mehrere Jahre lang mit Partnern entwickelt. Sie haben die Rollenspiele und Übungen, die soziales Lernen fördern, an Bremer und Berliner Schulen getestet.

Unter dem Namen „fairplayer.manual“ bieten die Wissenschaftler das Rüstzeug interessierten Schulen seit Freitag nun bundesweit für die Klassen 7 bis 9 an. „Faiplayer“ läuft bis zu einem halben Jahr im regulären Unterricht. Die Länge und Intensität ist ein Unterschied zu vielen anderen Antimobbing-Strategien.

Mädchen mobben versteckter

FU-Entwicklungspsychologe Herbert Scheithauer beobachtet seit Jahren, dass Mobbing an Schulen zu einem ernsten Problem geworden ist. In deutschen Studien klagen fast zwölf Prozent der Schüler darüber, einmal im Monat damit zu tun zu haben – als Täter oder als Opfer. Für Scheithauer ist Mobbing eine Form von Jugendgewalt. Neue Medien wie Handy und Internet haben die Spielarten noch vergrößert.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) unterstützte am Freitag im Mendelssohn-Gymnasium den Ansatz der Wissenschaftler. „Wenn man in der Schule Angst vor anderen haben muss, ist das ganz fürchterlich. Schule prägt fürs Leben“, sagte er. Es sei sehr wichtig, den respektvollen Umgang miteinander zu lernen, um Konflikte zu vermeiden oder zu lösen. „Das hält eine Gesellschaft zusammen.“

Die Fortschritte durch „fairplayer“ werden bisher von Uni-Psychologen gemessen. Im Ergebnis hielten deutlich weniger Schüler Gewalt für eine Lösung, berichtete Scheithauer. Viele schritten bei Mobbing ein. Auch Paula und Onia wissen jetzt, wie das geht. „Ich stelle mich neben jemanden und sage: Du bist nicht allein“, erläutert Onia. Sie glaubt, dass Mädchen genauso oft mobben wie Jungen. „Die machen das nur versteckter. Sie prügeln sich nicht“, ergänzt sie. Auch die Eltern hat die Initiative an der Schule begeistert. „Da wird eine Basis gelegt, mit der man diese Ellenbogengesellschaft aufbrechen kann“, lobt Vater Tobias Solcher.

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