Pfarrer will das Miteinander fördern

Menschen mit Behinderungen haben das Leben von Rudolf Schmid, dem neuen Chef des Haller Kreisseniorenrats, nach dem Studium bis heute geprägt. Er studierte 1969 in Tübingen und ab Sommer 1971 in München Theologie. Zusätzlich wählte er Psychologie als zweites Studium bis 1979. Seine Diplomarbeit schrieb er in der Hangweide, dem Dorf für Behinderte der Diakonie Stetten.

"Ich schrieb über Menschen, die nicht sprechen können, sich aber bewegen. Es war zu prüfen, ob dies gezielt möglich ist", sagt Schmid. Er entwickelte eine Methode für die Beobachtung von sechs Behinderten. Man habe erkannt, dass diese Menschen gezielt Orte aufsuchen. "Auch wenn sie sich nicht äußern können und ihr Verhalten schwer deutbar ist, muss man damit rechnen, dass sie mehr wahrnehmen. Das gilt auch heute noch", erklärt Schmid.

Er freut sich, dass er auch bei Behinderten am Haller Sonnenhof diese Chance hatte. 2002 begann dort seine Arbeit. Er zog im Pfarrhaus ein. Seine Frau Christa blieb mit der Tochter bis zum Abitur noch zwei Jahre in Waiblingen. Sohn Johannes war bereits im IT-Studium. Bis 2009 wohnte die Familie auf dem Sonnenhof, danach in einem eigenen Haus. "Das war sehr schön. Ich bin vielen Bewohnern nach der Arbeit begegnet."

In den vergangenen elf Jahren hat sich im Sonnenhof viel verändert. Zusätzlich zur Jugendarbeit gibt es Offene Hilfen im Erwachsenenbereich, ambulantes betreutes Wohnen, Förder- und Bildungsstätten. Eingebracht hat sich der Sonnenhof in das Thema Inklusion.

Es müssen dezentrale Wohneinheiten im Sonnenhof gebaut werden. Eine Aufgabe, die Schmid dieses Jahr sehr beschäftigt. Der Kinder- und Jugendbereich wird kleiner, der Erwachsenenbereich größer. Gebaut wird nicht auf dem Gelände, sondern außerhalb. Die Erwachsenen sollen mehr in die Gesellschaft hineingehen. "Die Zentrale lösen wir aber nicht auf. Es wird immer Menschen geben, die einen besonderen Raum benötigen werden. Gesunde Menschen sollen auch von außen auf das Gelände kommen, damit viel Austausch stattfindet", lautet Schmids Wunsch.

Schmids Frau ist freischaffende Künstlerin, "aber sie begleitet mich sehr intensiv". In der Familie wird im Ruhestand die Unterstützung des Sohnes eingeplant. Er hat körperliche Probleme. Ihm wurden 1994 im Alter von 14 Jahren beide Nieren transplantiert. Rudolf Schmid wird, wenn am 25. April ein Nachfolger gewählt worden ist, noch bis zum Jahresende tätig sein. Im September werde voraussichtlich der Nachfolger eingesetzt.

Für private Hobbys hat der neue Vorsitzende des Haller Kreisseniorenrats bislang wenig Zeit. Radfahren, Wandern, Schwimmen stehen auf dem Wunschprogramm. Auch Lesen, Theater, insbesondere die Freilichtspiele und Kunstausstellungen gehören dazu. In der schönen Welt Hohenlohes werde die Familie auch im Ruhestand leben, berichtet Schmid.

Der Arbeit des Kreisseniorenrats will Rudolf Schmid sich nach Freistellung aus dem Sonnenhof intensiv widmen. Menschliches Miteinander war und ist ihm ein besonderes Anliegen. "Es macht mir Mut, im Kreisseniorenrat dazu beizutragen, dass auch andere ihr Leben so gestalten können." Das Thema Senioren gehöre zum zentralen gemeinschaftlichen Leben. Richtiges Einbringen in die Kreisseniorenarbeit sei ihm aber erst ab 2013 möglich.

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