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Nur das Beste für das Wunschkind

Die wenig bekannte und kostspielige Polkörperdiagnose ermöglicht Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, Eizellen genetisch untersuchen zu lassen. Ein Zürcher Paar hatte damit Erfolg.

Kinderglück aus dem Reagenzglas: In der Schweiz nutzen jährlich Tausende Ehepaare diese Möglichkeit.

Kinderglück aus dem Reagenzglas: In der Schweiz nutzen jährlich Tausende Ehepaare diese Möglichkeit.
Bild: Gaëtan Bally/Keystone

Umstrittene Gesetzesvorlage im Parlament

Am nächsten Montag berät die vorberatende Kommission des Ständerates einen Gesetzesentwurf, wonach der Embryonencheck PID künftig zugelassen werden soll. Weil dazu eine Verfassungsänderung nötig ist, würde es zu einer Volksabstimmung kommen. PID ist eine Erweiterung der künstlichen Befruchtung und ist heute in den meisten Ländern Europas erlaubt. Dabei werden die im Reagenzglas aus der Verschmelzung von Samen- und Eizellen entstandenen Embryonen auf ihre genetische Qualität hin getestet. Nur die besten werden dann der Frau wieder in die Gebärmutter eingesetzt. Die Folge ist eine bessere Erfolgsquote der künstlichen Befruchtung. In der Schweiz ist dieses Verfahren verboten, weil dabei Embryonen mit schweren genetischen Mängeln aussortiert werden.

Doch das PID-Verfahren eröffnet auch neue Möglichkeiten bei der Bekämpfung von Erbkrankheiten, weil man damit schwere unheilbare Krankheiten wie Chorea Huntington bereits am frühen Embryo entdecken kann. In der Praxis werden solche Krankheiten derzeit bei der vorgeburtlichen Untersuchung während der Schwangerschaft entdeckt. Meist folgt eine Abtreibung. Gemäss dem bundesrätlichen Entwurf soll eine PID nun erlaubt werden, allerdings nur zur Entdeckung schwerer Erbkrankheiten, welche das Kind von den Eltern erben könnte. Spontan auftretende Erbkrankheiten wie Trisomie 21 dürfen nach wie vor nicht getestet werden. Während den Gegnern selbst diese moderate Lockerung zu weit geht, ist der neue Entwurf für die Reproduktionsmediziner immer noch nicht praktikabel genug. (mma)

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Von ihrem Eizellenglück hat Petra* aus einem Brief an einem kalten Wintertag kurz vor Weihnachten erfahren. Zwei ihrer Keimzellen, so hatten ihr die Fruchtbarkeitsärzte des Universitätsspitals Zürich beschieden, seien gesund. Zwei von zehn Eizellen, die man ihr zuvor in einer künstlichen Befruchtung entnommen und im Reagenzglas getestet hatte. Petra war zuerst ein bisschen enttäuscht, dass nur so wenige ihrer Eizellen als fit genug beurteilt wurden, um bei ihr eine Schwangerschaft auszulösen. Doch für die Ärzte war das ein gutes Resultat. Immerhin war Petra schon 37 Jahre alt. «Wir haben auch ein Bild dieser Eizelle», freute sich Petra während der Schwangerschaft, «x-fach vergrössert auf einem A4-Blatt. Eine perfekte Eizelle. Das war der Anfang!»

Jetzt ist Janis da, geboren am 20. Oktober. Er verdankt sein Leben den modernsten Verfahren der Reproduktionsmedizin. Seine Eltern wollten eigentlich unbedingt eine natürliche Geburt. Doch der unbeschwerte Weg führte immer wieder in die Sackgasse. Viermal verlor Petra ihr Kind. Dann entschieden sie sich für eine künstliche Befruchtung. Dabei nahmen sie die besten und teuersten Methoden in Anspruch.

Die Polkörperdiagnose gleicht in vielen Belangen dem umstrittenen Embryonencheck, der Präimplantationsdiagnostik (PID). Der wichtigste Unterschied ist, dass bei der Polkörperdiagnostik nur die mütterlichen Eizellen und nicht der vollständige Embryo genetisch untersucht wird. Studien haben nämlich gezeigt, dass bei Frauen über 37 Jahren im Durchschnitt die Hälfte der Eizellen Chromosomenfehler haben und so unfruchtbar sind. Mit der Polkörperdiagnose lassen sich diese fehlerhaften Eizellen vor der künstlichen Befruchtung aussortieren.Jährlich würden in der Schweiz kaum 20 Paare, die eine In-vitro-Fertilisation (IVF) machen, dieses Verfahren in Anspruch nehmen, sagt Fortpflanzungsmediziner Bruno Imthurn vom Universitätsspital Zürich.

Das ist wenig angesichts der Tatsache, dass rund 6000 Paare eine künstliche Befruchtung durchführen lassen. Doch das Verfahren ist wenig bekannt und zudem sehr teuer. Zusätzlich zu den rund 6000 Franken, die eine künstliche Befruchtung kostet, müssen die Eltern noch einmal 3000 Franken aufwenden. Und die Methode verbessert zwar die Aussicht auf eine Schwangerschaft, garantieren kann sie sie jedoch nicht.

Mit diesen Techniken wollten sich Petra und Marco eigentlich nie herumschlagen. «Meine Wunschvorstellung war immer eine natürliche Geburt», sagt die Marketingspezialistin. Mit 32 Jahren wurde sie zum ersten Mal schwanger – ganz natürlich. Der Moment war perfekt. Beide hatten inzwischen eine gute Anstellung im mittleren Kader erlangt, sie in der Kosmetikbranche, er im Sportartikelbereich. Sie hatten eine schöne Wohnung mitten in Zürich – mit Sicht ins Grüne, Richtung Sonnenaufgang. Petra trieb damals vor allem der Gedanke um, wo sie am schonendsten gesund gebären kann.

Doch bei der vorgeburtlichen Untersuchung zeigte sich, dass mit dem Erbgut des Babys etwas nicht stimmte. Das Kind wäre von Trisomie 21 betroffen gewesen. Petra und Marco entschlossen sich deshalb für einen Abbruch. Im folgenden Jahr wurde Petra wieder schwanger, dann ein drittes und ein viertes Mal. Doch nie konnte sie das Baby halten.

Petra und Marco kamen über die Schicksalsschläge hinweg. «Wir waren nie das verzweifelte kinderlose Paar», sagt Marco. «Wir hätten uns auch ein Leben ohne Kinder vorstellen können, uns ist nie langweilig geworden.» Wo andere Paare in eine Depression versinken oder verzweifelt nach dem letzten Strohhalm greifen, funktionierten Petra und Marco normal weiter. Im Beruf gab es genug zu tun, sie genossen die Ferien, trieben viel Sport und pflegten ihr weit gespanntes Beziehungsnetz.

Ein Gedanke, der nicht loslässt

Doch eines Abends bei einem Glas Wein drehte sich das Gespräch mit einer Freundin, einer Gynäkologin, wieder einmal um die Schwangerschaft. Die Ärztin, die selber zwei Kinder aus künstlicher Befruchtung geboren hatte, war glücklich. Petra dagegen war seit ihrem letzten Abort nie mehr schwanger geworden, drei Jahre lang. «Wenn man viermal schwanger war und es doch nicht geklappt hat, fragt man sich schon, was los ist», sagt sie. Jetzt liess Petra der Gedanke, mittels künstlicher Befruchtung nachzuhelfen, nicht mehr los. Viel wusste sie noch nicht darüber. «Aber wenn schon so vielen Pärchen damit geholfen werden konnte, wieso nicht uns?», fragte sie sich.

Eine künstliche Befruchtung ist trotz aller Fortschritte der Reproduktionsmedizin noch immer ein Schuss ins Blaue. Die Erfolgsquoten schwanken zwischen 20 und 40 Prozent pro Behandlung. Bei der natürlichen Zeugung liegt die Erfolgsquote bei jungen Frauen bei 30 Prozent, nimmt aber mit fortschreitendem Alter der Frau kontinuierlich ab auf unter 15 Prozent ab 35 Jahren. Eine der wichtigsten Ursachen für diese Misserfolge sind Erbgutfehler beim frühen Embryo, die mit dem Alter der Frau stark zunehmen.

Deshalb bemühen sich die Reproduktionsmediziner seit Jahren um Möglichkeiten, den Erfolg zu steigern. Alles dreht sich um den Embryo, der aus der Vereinigung von Samen- und Eizelle entsteht. Er wird im Labor gehätschelt und gepflegt, bevor er der Frau wieder eingepflanzt wird. Dort, wo es erlaubt ist, testen ihn die Ärzte mit dem PID-Verfahren noch in der Kulturschale, um zu sehen, ob sein Erbgut fit genug ist und er den hürdenreichen Weg zum Kinde schafft. In der Schweiz ist dies jedoch verboten, weil dabei auch Embryonen ausselektioniert werden. Die Polkörperdiagnose ist da ein eleganter Ausweg. Damit können die vitalsten Eizellen vor der Befruchtung ausgesucht werden, womit zumindest ein Risikofaktor ausgeschaltet wird.

Mit der Zeit beschäftigten sich Petra und Marco immer intensiver mit der künstlichen Befruchtung. «Ich war immer noch keine Befürworterin der Laborbefruchtung», sagt Petra – aber für sie war klar: Sie wollte nicht in 20 Jahren dasitzen und bereuen müssen, dass sie nicht das Maximum gegeben hätte. «Da machte es auch bei mir klick», sagt Marco und schnippt mit den Händen. «Von nun an zogen wir beide am selben Strick.» Die Skepsis gegenüber der Reproduktionsmedizin wich Entschlossenheit. Bei Tests zeigte sich, dass Marcos Spermienqualität tadellos war. Petras Geschichte mit vier unvollendeten Schwangerschaften deutete zudem darauf hin, dass tatsächlich mit den Eizellen etwas nicht in Ordnung ist. Sicher war es nicht. «Als uns die Ärzte eine IVF mit Polkörperdiagnose vorschlugen, waren wir gleich einverstanden», erzählt Marco. «Wenn wir schon eine künstliche Befruchtung machen, dann wollten wir in der Champions League mitspielen.»

Die Polkörper sind ein Abfallprodukt der Eireifung und enthalten eine identische Kopie des Eizellen-Erbguts. Von jeder reifen Eizelle entstehen zwei Polkörper, die untersucht werden können. Seit kurzem können damit bereits alle 23 Chromosomen auf bekannte Störungen getestet werden, aber auch auf überzählige Chromosomen, die zum Beispiel Trisomie 21 auslösen. «Vorläufige Erhebungen haben gezeigt», erklärt Bruno Imthurn, «dass die Schwangerschaftsrate von 30 auf 60 Prozent steiget, wenn ein Paar eine IVF mit Polkörperdiagnose macht. Voraussetzung dafür ist, dass mindestens zehn Eizellen vorliegen.»

Erstaunlich einfach

Petra war selber überrascht, wie problemlos die künstliche Befruchtung bei ihr ablief. «Etwas komisch war der Beginn. Aber wenn man einmal im Prozess drin ist, läuft das durch», erzählt Petra. Von den zwei gesunden Eizellen wurde eine fertig befruchtet und Mitte Januar in Petras Gebärmutter eingesetzt. Bereits die erste Kontrolle zeigte, dass Petra endlich wieder schwanger war. «Ich war richtig erstaunt», sagt Petra heute, «ich habe nicht dran geglaubt. Alle hatten mir gesagt, dass es selten beim ersten Mal klappt.»

Die Schwangerschaft verlief ruhig. Petra und Marco machten nur noch eine UItraschalluntersuchung und den neusten Bluttest, mit dem ohne Gefahr für Mutter und Kind festgestellt werden kann, ob das werdende Kind tatsächlich keine erbliche Behinderung haben wird. Beide Tests waren negativ. Am 20. Oktober, so hiess es in der Geburtsanzeige, wurde Janis geboren, gesund, 48 cm lang und 3,8 Kilogramm schwer. Wie ihr Kind auf die Welt kam, möchten sie trotzdem nicht öffentlich herumerzählen, auch wenn sie es unter Freunden nicht verschweigen. «Die Reproduktionsmedizin ist halt immer noch ein Tabu», sagt Petra, «man erzählt nicht so gerne davon.»

* Alle Namen geändert. (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 08.11.2013, 16:32 Uhr


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