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Neugeboren und süchtig

Über 13'000 Babys kommen laut einer Studie in den USA pro Jahr drogensüchtig zur Welt. Der Blick in ein Spital im Bundesstaat Tennessee zeigt, wie die Kleinen behandelt werden – und wie sie leiden.

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Gegen die Schmerzen: Der kleine Liam erhält von Pfleger Andrew Presnell eine Dosis Morphium.
Bild: Keystone


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Es ist unmöglich, kein Mitleid zu haben. Er ist winzig, noch nicht einmal zwei Wochen alt - und man sieht ihm an, dass er leidet. Sein Kinn zeigt einen Ausschlag, da er seine Haut wund gerieben hat, eine Wange ist zerkratzt. Sein Körper zittert, immer wieder. Pflegekräfte beobachten ihn rund um die Uhr, für den Fall, dass er einen Krampfanfall bekommt oder sogar aufhört zu atmen.

Das Baby kam drogensüchtig zur Welt. Es wird im East Tennessee Children's Hospital behandelt, einem Kinderkrankenhaus in Knoxville (US-Staat Tennessee). Hier kämpfen Ärzte und Pfleger sozusagen an der Frontlinie gegen eine Epidemie: Abhängigkeit von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln. Die Mutter des Jungen nahm sie während der Schwangerschaft und gab die Sucht damit an ihr Baby weiter. Jetzt leidet es unter Entzugserscheinungen.

Das Krankenhaus geht davon aus, dass es im Laufe dieses Jahres 320 drogenabhängige Kinder behandeln wird - fast zehnmal so viele wie 2008. Im vergangenen Jahr waren es 283. «Wir waren völlig überrascht», sagt Andrew Presnell, ein Pfleger in der Abteilung, zu dem dramatischen Anstieg. «Wir wussten nicht, was wir tun sollten.»

Morphium gegen Entzugserscheinungen

Offizielle Angaben über die Zahl drogenabhängiger Babys in den USA gibt es nicht. Laut einer Studie, die im vergangenen Jahr im «Journal of the American Medical Association» veröffentlicht wurde, waren es 2009 mehr als 13 000. Tennessee ist der bisher einzige Bundesstaat, der Statistiken über drogenabhängige Neugeborene führt, wie Stephen Patrick von der Universität von Michigan sagt, einer der Autoren der Studie.

Als bevorzugte Behandlung im Krankenhaus von Knoxville werden den Babys kleine Dosen von Opiaten gegeben, um sie dann langsam zu entwöhnen. Alle paar Stunden erhielten sie etwas Morphium zur Linderung der Entzugserscheinungen, erläutert John Buchheit, Chef der Neugeborenen-Abteilung. Die Entwöhnungsphase könne sich über Tage oder auch Wochen erstrecken.

«Das Problem sind die Nebenwirkungen von Morphium», sagt der Arzt. «Das grösste, das, was uns Sorgen bereitet, ist, dass es einen Atmungsstillstand hervorrufen kann.»

Die Schmerzen für die Babys, die in der Abteilung wegen Drogenabhängigkeit behandelt werden, können extrem sein. Nach Angaben von Ärzten und Pflegekräften können die Kleinen unter Übelkeit, Erbrechen, schweren Magenkrämpfen und Durchfall leiden. «So schlimmer Durchfall, dass ihre Hinterseite rot wird, als habe sie jemand in kochend heisses Wasser gesteckt, mit Blasen und Blut», schildert Carla Saunders, die hilft, die Behandlung in der Klinik zu koordinieren.

Die Babys reiben sich wund

Demnach haben die Babys auch Schwierigkeiten mit dem Essen und Schlafen, manchmal kommt es zu Krampfanfällen. Viele leiden unter Hautproblemen und Zittern - es werden ihnen Handschuhe übergestreift, weil sie so erregt sind, dass sie sich ständig kratzen und wund reiben.

Und es ist sehr schwer, sie zu beruhigen. So liegen viele der Neugeborenen in privaten verdunkelten Räumen mit automatischen Schaukelvorrichtungen. Aber wichtiger noch ist die persönliche Hilfe von aussen. Knapp 60 Freiwillige stehen den Pflegekräften zur Seite, um die Babys in ihren Armen zu wiegen, sie zu besänftigen.

Bessere Aufklärung ist nötig

Bob Woodruff ist einer von ihnen. Behutsam schaukelt der 71-jährige pensionierte Professor den zehn Tage alten Liam hin und her. Er geht von Zimmer zu Zimmer, dahin, wo man ihn braucht. «Es ist sehr befriedigend», sagt Woodruff. Und man kann nicht anders, man ist tief bewegt, wenn man diese Kinder sieht, wie Krankenschwester Saunders schildert. «Wenn es etwas gibt, was die Menschen in unserer Gesellschaft davon abhält, beim Problem Drogensucht einfach wegzuschauen, dann sind es diese Babys.»

Und helfen würde auch eine bessere Aufklärung, meint John Dreyzehner von der Gesundheitsbehörde in Tennessee. Er gehört zu einer Gruppe, die erreichen will, dass Arzneimittel-Verpackungen künftig eine Warnung aufweisen - für Schwangere. (Tagesanzeiger.ch/Newsnet)

Erstellt: 04.06.2013, 22:52 Uhr


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