Menschenkenntnis statt Algorithmen

Die Geschichte von Gleck's begann in einer Stuttgarter Buchhandlung, irgendwo zwischen Ratgebern für Psychologie und Liebesbeziehungen. Dort arbeitete Eva Bachmann, obwohl sie sich schon seit Jahren beruflich weiterentwickeln wollte. Ihre Kundengespräche gingen weit über die Ratgeberliteratur hinaus, Bachmann wurde selbst zu einer Ratgeberin. "Irgendwann sagte mir ein Kunde, ich solle doch Beziehungscoach werden", erinnert sie sich. "Das brachte mich auf die Idee."

Knapp vier Jahre später ist aus der ehemaligen Buchhändlerin eine gefragte Kupplerin geworden. 2010 gründete sie ihre regionale Partnervermittlung Gleck's; heute vertrauen 200 Männer und Frauen aus der Region auf ihre Menschenkenntnis.

Das Besondere an Gleck's: Bachmann überlässt das Matching nicht Computeralgorithmen, sondern verliest die potenziellen Paare per Hand. Ehe sie einen neuen Kunden in ihre Kartei aufnimmt, versucht sie in einem zweistündigen Gespräch, so viel wie möglich über seine Persönlichkeit herauszufinden. Daraufhin durchforstet sie ihre Kartei nach passenden Partnern und macht dem Suchenden entsprechende Vorschläge per E-Mail.

Dabei bleibt die 35-Jährige realistisch: "Eine gute Partnerschaft beruht auf so vielen komplexen Faktoren, dass man nicht zu viel verheißen sollte." Den Partner fürs Leben verspricht sie ihren Kunden nicht - wohl aber Gelegenheiten zum ungezwungenen Kennenlernen: "Ich organisiere Speed-Datings, Kletter- oder Zeichenkurse." Wenn ein Vorschlag mal nicht passe, lerne sie einfach dazu. Wer seine Partner online sucht, müsse in so einem Fall erst umständlich einen neuen Fragebogen ausfüllen.

Nach einem langsamen Start ist Gleck's gerade dabei, sich im Raum Baden-Württemberg zu etablieren. Erst seit drei Monaten steigen der Zulauf und damit auch ihre Vermittlungsquote. "Ich hatte keinerlei Vorkenntnisse, was die Selbstständigkeit angeht", verrät Bachmann, die Literatur, Geschichte und Politik studiert hat. "Als Angestellte muss man stark umdenken, um Unternehmerin zu werden." Deshalb habe sie sich von der Idee bis zur eigenen Firma anderthalb Jahre Zeit gelassen.

Zuerst absolvierte sie Praktika bei großen Partnervermittlungs-Instituten. "Die Arbeit dort machte mir prinzipiell Spaß, doch es gab es bei allen Instituten etwas, das mich sehr störte - mal war es das Geschäftsmodell, mal die Vermittlungsverträge oder die Zielgruppenausrichtung", erinnert sich Bachmann. Daher beantragte sie einen Existenzgründungszuschuss des Arbeitsamts und wagte den Sprung in die Selbstständigkeit. Seit einigen Monaten bildet sie sich zudem als Psychologische Beraterin und Coach weiter.

Gleck's zielt vor allem auf Leute zwischen 30 und 60, die mit Online-Partnervermittlungen schlechte Erfahrungen gemacht haben oder abgeschreckt sind von Chats, Profil-Listen und hohen Preisen. Gleck's liegt mit Beiträgen von 299 Euro für ein halbes und 349 Euro für ein ganzes Jahr im Mittelfeld.

In Bachmanns Kartei zeichnet sich das Bild einer homogenen Gruppe von gebildeten Leuten ab: Rechtsanwälte, Unternehmer, Lehrer, Mediziner. "Ich vermittle am liebsten Leute, die so ähnlich ticken wie ich", sagt die Inhaberin, die mittlerweile mit einer freiberuflichen Partnerin die Anfragen bearbeitet. Sie selbst würde niemals mehrere tausend Euro für eine Vermittlung zahlen oder nach der Arbeit noch lange am Computer sitzen, um 40 Profile durchzuschauen.

Und? Haben ihre Bemühungen Erfolg? Neun von zehn Kunden gäben positive Rückmeldung zu den Treffen mit potenziellen neuen Partnern, sagt Eva Bachmann. Zwar verliebten sich nur "rund zwölf Kunden pro Jahr", doch zumindest entstünden immer neue Freundschaften und Freundeskreise. "So lernen meine Kunden wiederum neue potenzielle Partner kennen", erzählt die ehemalige Greenpeace-Mitarbeiterin.

Eines aber musste die Mutter eines Sohnes zunächst einmal lernen, nachdem sie sich zu Beginn oft vergriffen hatte: "Auch wenn die meisten es erst nach genauem Nachfragen zugeben: Männern ist die Erscheinung der Frau sehr wichtig."

www.glecks.de

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