Mannheim – Hightech und Psychologie – Im Herzstück der Mannheimer Parkhausbetriebe

Mannheim - Hightech und Psychologie - Im Herzstück der Mannheimer Parkhausbetriebe

07.02.2012 09:02 | Rubrik: Regional
| Ort: Mannheim

Mannheim / Metropolregion Rheinneckar - -ke- Zwischen Flachbildschirmen und Verwaltungsarbeit pendelt der Arbeitstag. Von wüsten Beschimpfungen bis hin zum Notfallmanagement findet sich so ziemlich alles, was sich von einem gängigen Arbeitsalltag unterscheidet. Es sind die Menschen, die das Herzstück der Mannheimer Parkhausbetriebe, die Parkleitzentrale in C 1, pulsieren lassen. Um das zu können, braucht es viele Talente. Ayse Yildiz und Karl Gerngroß sind zwei Beispiele von vielen, die das täglich unter Beweis stellen.

In den Hightech-Räumen direkt unterhalb des MPB-Verwaltungstrakts laufen die Fäden zusammen. Hier werden die Abläufe aus insgesamt 59 Parkhäusern, Parkflächen und Tiefgaragen von Mannheim über Schwetzingen bis Sinsheim koordiniert. Der Taktschlag ist mit 24/7 hoch. Vierundzwanzig Stunden an allen sieben Wochentagen gilt es, im Schichtbetrieb den Kunden vor Ort reibungslosen Ablauf zu bieten. Mal weigert sich der Geldschein, vom Parkautomaten eingezogen zu werden, mal ging das Ticket schlicht verloren.

In solchen Fällen braucht es eine Psychologin. Ayse Yildiz hat diesen Beruf nicht erlernt. Sie ist Informationstechnikerin und versteht es, Touchscreens effizient zu bedienen, nüchtern und korrekt Vorfallslisten zu pflegen, aber auch, mit Emotionen umzugehen. Und die kommen schon mal vor. „Das sind Situationen, in denen es auch an die Grenze gehen kann“, erklärt die 37jährige. Sie hat gelernt, mit Beschimpfungen umzugehen. Balance wahren, sich selbst zurücknehmen, nicht vom Unmut anstecken lassen: „Da hilft auch manchmal eine kleine Gesprächspause oder ein beruhigendes Wort.“

Schließlich ist Ayse Yildiz via Netzwerk optisch und akustisch mit den Parkkunden verbunden und hilft ihnen aus ihrem jeweiligen Dilemma. „Zu jeder Tages- und Nachtzeit optimalen Service bieten. Nach diesem Prinzip arbeiten wir hier“, sagt Yildiz.

Und tatsächlich lässt sich dies live miterleben. „Sie stehen am Kassenautomaten Nummer 1“, spricht sie nach einem kurzen Blick auf den Bildschirm in ihr Mikrofon. „Können Sie mir bitte sagen, wann Sie eingefahren sind?“ Sobald sie feststellt, dass das Parkticket fehlerhaft war, lässt Yildiz den Zahlbetrag auf Knopfdruck neu errechnen und binnen Sekunden hält die eben noch unglückliche Kundin ein neues Ausfahrtticket in der Hand.

„Ja“, lächelt Yildiz ruhig „das sind eher Kleinigkeiten, die immer mal wieder vorkommen“ und trägt das Geschehen penibel mit Datum und Uhrzeit in ihrer Vorfallsliste ein. Am Computer, versteht sich. Den notwendigen Ausgleich findet die junge Frau in Ihrer Freizeit bei Literatur und kreativer Malerei.

Techniker Karl Gerngroß widmet sich einer seiner vielen Passionen: Er sammelt Blechspielzeug und antiquarische Objekte. Auf diesem Gebiet ist es ebenso zu Hause wie bei den vielfältigen Aufgaben, denen er sich am Arbeitsplatz stellt. Mit 56 Lebens- und 32 MPB-Dienstjahren ist der gebürtige Mannheimer Urgestein der Mannheimer Parkhausbetriebe und Allrounder in technischen Dingen. „Nach so langer Zeit sind mir die Geräte vertraut“, verrät er. „Schließlich habe ich mit der technischen Entwicklung Schritt gehalten. Gerade auf dem Gebiet der Elektronik ging das ja rasend schnell in den letzten Jahren.“

Gerngroß, gelernter Elektroinstallateur, wird immer dann gerufen, wenn es im wahrsten Sinne des Wortes klemmt. Doch ein „Münzklemmer am Parkautomaten stellt keine großen Anforderungen an mich. In meinem Berufsbild muss ich in der Lage sein, mit der Bohrmaschine umzugehen oder auch einen Computer auseinander- und wieder zusammenzubauen“. Während Gerngroß Fragen beantwortet, erledigt er mit sicherer Routine eine Terminkoordination: Per Handy dirigiert er den Monteur einer Lieferfirma der gerade in N 6 vor Ort ist, auch noch ins Parkhaus an der SAP Arena. „Dort muss ein Quittungsdrucker auf USB umgestellt werden“, klärt er auf.

Teil seiner Zuständigkeiten sind auch die beiden Parkplätze und das Parkhaus in Schwetzingen, die von den Mannheimer Parkhausbetrieben betreut werden. Zwar ist auch hier Routine die Linie, an die er sich hält, aber immer mal wieder hat er Prioritäten zu setzen. „Da heißt es manchmal, binnen Sekunden während der Fahrt im Auto zu entscheiden, was jetzt gerade Vorrang hat.“ Und in solchen Fällen ist für ihn eines klar: „Immer dort, wo Kunden direkt betroffen sind, geht es zuerst hin.“

Ansonsten heißt es für Gerngroß, sich an den jeweiligen Monatsplan zu halten, der ihm die Routinemaßnahmen vorgibt. Und im 21. Jahrhundert liest sich so ein Pflichtenheft, als sei es für einen Informatiker oder Netzwerker geschrieben: „Detektoren resetten, Geräte booten, Fotozellen überprüfen“ so lauten nur drei der über dreißig Einzelaufgaben pro Parkhaus, denen er allmonatlich nachzugehen hat.

Während der Techniker auch Papierreste aus den Parkautomaten entfernt, oder den Barcodeleser mit einer Pumpe ausbläst, dürfen Begriffe wie Lichtwellenleiter und Glasfaserkabel keine böhmischen Dörfer für ihn sein. Mit einem Beispiel zu dienen, fällt ihm nicht schwer: „Photozellen müssen erkennen, ob gerade ein Bus oder ein Pkw ein- oder ausfahren will. Schließlich gibt die jeweilige Schranke unterschiedliche Fahrbreiten frei und die Tarife variieren natürlich auch.“ Hier ist regelmäßige Prüfung und gelegentliches Nachjustieren angesagt.

„Das ist nur ein kleiner Baustein in unserem Qualitätsmanagementsystem. Die Laufsicherheit muss zu jeder Zeit gewährleistet sein“. So sieht Karl Gerngroß die Zusammenhänge, während auch schon der Schichtnachfolger auf die Übergabe wartet. In schnellem und zielgerichtetem Informationsgespräch wird erläutert, was erledigt ist und was ansteht, werden Prioritäten abgewägt und gesetzt. Mit ein wenig Verspätung kann Gerngroß dann die Heimfahrt antreten. Nach Schichtende darf er sich wieder seinen Hobbies widmen, zu denen er auch schmunzelnd seine beiden Enkelkinder zählt.

Zwischen Hightech und Psychologie pendeln die beiden Mitarbeiter der Parkleitzentrale. Sie tun das in enger Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen, die im Drei-Schicht-Betrieb ständig Leistung bringen. Nahtlos greifen ihre Tätigkeitsfelder ineinander und man versteht sich auch mit knappen Worten. Angesichts der Herausforderung, der sie sich stellen, ist das auch Notwendigkeit: Reibungsloser Ablauf für den Kunden.

BU zu Karl Gerngross: Rufbereit bei schnellen Entscheidungen – Karl Gerngroß

BU zu Ayse Yildiz: Ayse Yildiz: Touchscreen und ein wenig Psychologie

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