Lokalsport: BHC-Trainer Hinze gibt den Psychologen

Von der Klingenhalle in Solingen zur Rothenbach-Halle in Kassel, in der die MT Melsungen ihre Heimspiele der Handball-Bundesliga austrägt, sind es gerade einmal 213 Kilometer. Zweieinhalb, maximal drei Stunden, dürfte die Fahrt im Bus dauern. Und obwohl es eigentlich nur ein Katzensprung ist, reist der Bergische HC schon heute nach Kassel, übernachtet dort und spielt dann morgen Abend (19 Uhr) gegen Melsungen. Ist die frühe Anreise nicht ein wenig übertrieben?

Sebastian Hinze verteidigt diese Idee - schließlich war es ja auch seine. "Ich habe vor drei Wochen, nach dem Spiel in Wetzlar, signalisiert, dass ich nach Melsungen gerne zwei Tage fahren würde", berichtet der BHC-Trainer, der die Tour nach Kassel vor der Saison ursprünglich nur für einen Tag geplant hatte. Der Grund für die Änderung: "Ich hoffe, dass wir dann fokussierter sind. Wir müssen körperlich topfit sein, und das gelingt besser bei einer Zwei-Tages-Tour." Nun sollte die Reise nach Kassel aber auch nicht die strapaziöseste sein, die es in der Bundesliga zu bewältigen gibt. Auch Hinze weiß: "Das ist so ein Mittelding, was man einen Tag oder zwei Tage fahren kann. Aber wir haben bei einer Zwei-Tages-Tour sicher mehr Chancen, Sachen zu besprechen, als wenn man im Bus sitzt. Es muss alles passen, und das gehört dann dazu." Das ist aber auch nur ein Teil der Wahrheit, denn Hinze setzt mit der frühen Anreise auf einen Kniff: "Manchmal ist das Wohlbefinden bei einer Zwei-Tages-Tour besser", sagt er und gibt zu: "Okay, das ist Idioten-Psychologie."

Anders sieht das beim Thema Auswärtsbilanz aus. Bislang konnte der BHC in fremden Hallen noch nicht gewinnen, doch Hinze lässt dieses Thema gar nicht groß aufkommen: "Wenn ich irgendwas immer wieder sage oder schreibe, verankert sich das - das ist dann keine Idioten-Psychologie, sondern Psychologie. Am besten, wir punkten einfach in Melsungen, dann hat es sich damit." Dass das alles andere als einfach wird, ist dem Trainer bewusst: "Das wird mordsschwer. Deren erste und zweite Welle hat neben der von Flensburg die höchste Qualität in der Liga. Zudem haben sie körperliche Präsenz im Rückraum und sind auf jeder Position weltklasse besetzt. Ihre Hauptwaffe ist der Schwung, den sie über die schnelle Mitte, erste und zweite Welle mitnehmen. Wir müssen sie so oft es geht zum Positionsspiel zwingen. Dafür brauchen wir vernünftige Abschlüsse und ein gutes Rückzugsverhalten."

Diese beiden Dinge stimmten in der ersten Viertelstunde des letzten Spiels indes überhaupt nicht, und so sieht Hinze in dieser Phase auch den "Knackpunkt" für die unnötige 27:30-Heimniederlage gegen Friesenheim. "Da haben wir es leider nicht geschafft, unsere optimale Leistung abzurufen. Nach dem 4:9 hatten wir Stress im Kopf." Da kann ein Psychologe als Trainer nicht schaden, und genau den gibt Hinze dann auch noch mal: "Ich glaube nicht, dass es gegen Friesenheim an der Einstellung lag. Das war vielleicht etwas im Unterbewusstsein, etwas gar nicht Messbares. Wichtig ist, Lösungen dafür zu finden. Mein Ansatz ist, ein Problem zu lösen und nicht, das Problem zu einem Problem zu machen."

Quelle: RP

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