Leichte Zweifel

POTSDAM - Für die psychologischen Aspekte seines Sports hat sich Robert Kopiske schon immer interessiert. Nun kann der Judoka vom UJKC Potsdam sein Interesse richtig ausleben. Der 23-Jährige studiert seit wenigen Tagen Psychologie. „Das ist megaspannend“, sagt der Erstsemestler.

Fraglich ist indes, wie sehr die Psyche der Potsdamer am Samstag (15 Uhr/Arena im Luftschiffhafen) gefordert sein wird. Nach dem 10:3-Sieg im Viertelfinal-Hinkampf der Mannschafts-Bundesliga beim TSV Großhadern spricht sehr viel für den dritten Endrundeneinzug der UJKC-Männer. „Aber wir dürfen nicht überheblich an die Sache herangehen“, warnt Robert Kopiske. Das Hinkampf-Ergebnis sei allerdings eine gute Grundlage und ein psychologischer Vorteil. „Unsere Gäste wissen, dass es für sie sehr schwer wird.“ Aus 14 Kämpfen braucht Potsdam nur vier Siege, um den Erfolg perfekt zu machen.

Für die hervorragende Ausgangslage hatte auch Kopiske mit zwei Siegen in der Klasse bis 60 Kilogramm gesorgt. Vor knapp einem Jahr war der dreifache deutsche Einzelmeister ins Limit bis 66 Kilogramm gewechselt. Vor zwei Wochen kochte er jedoch etwa vier Kilo ab. Der Reiz: Kopiske wollte unbedingt gegen Großhaderns Tobias Englmaier antreten. Dessen Status als deutsche Nummer eins im Leichtgewicht war einer der Gründe für Kopiskes „Rückschritt“. Kopiske: „Es ging mir darum zu zeigen, wo ich stehe.“ Die Mission ist eindrucksvoll gelungen. „Es tat gut, ihn zu werfen“, so Kopiske.

Englmaier stand in der Gunst des Bundestrainers vor Kopiske, hat sich für die Olympischen Spiele in London qualifiziert, weil er bei internationalen Wettkämpfen mehr vorzuweisen hatte. „Das wertet der Bundestrainer höher als das direkte Duell“, erzählt Kopiske, der den Konkurrenzkampf auf einer sportlichen Ebene halten will. „Wir haben kein persönliches Problem. Ich habe Tobias zur Olympiateilnahme gratuliert.“

Das will Kopiske 2016 auch schaffen und wagte sich dafür in die „66“. Er komme diesem Limit schon näher, bilanziert Kopiske, doch vollständig angekommen fühle er sich noch nicht. „Die 66 ist statischer. In der 60 habe ich das Gefühl, vielen kräftemäßig überlegen zu sein.“

Und dieses Gefühl ist für die Psyche sehr wichtig. Deshalb denkt der Potsdamer an den dauerhaften Rückschritt. „Ich muss mit dem Bundestrainer und meiner Trainerin reden“, sagt Kopiske, der von der Potsdamer Olympiasiegerin Yvonne Bönisch betreut wird. Auf jeden Fall sei es wichtig gewesen, „die 66er Erfahrung zu machen“. Aber er fühle sich im Leichtgewicht wohler. Wenn es am Samstag zum Kampf gegen Englmaier kommt, will er das erneut beweisen. (Von Ronny Müller)

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