„Lehre ist wie ein Bühnenauftritt“ – NOZ

Dass er neben der Esslinger Professorin Dr. Nina Kölsch-Bunzen diesjähriger Preisträger ist, erfuhr der promovierte Psychologe an einem Freitagmorgen. Den nach der Bekanntgabe der Preisträger einsetzenden Presserummel um seine Person nimmt der 36-Jährige mit Humor: „Den sind sonst nur unsere Professoren gewohnt.“ Seine Freude über die Auszeichnung war riesig. Und der passionierte Paraglider war überrascht. In aller Regel erhielten den Preis bisher „arrivierte Professoren, die auf lange Erfahrung in der Lehre bauen können“. Für Persike ist die Auszeichnung selbst das Wichtigste, nicht das damit verbundene Preisgeld.

Persike ist Dozent für Statistik und Methodenlehre am Psychologischen Institut der Johannes-Gutenberg-Universität (JGU) in Mainz. Fächer, die bei vielen Studenten als trocken und staubig gelten. Zunächst. Der Emsländer aber begeistert mit seinen kreativen Lehrmethoden. „Durch Nutzung multimedialer Instrumente gelingt ihm eine intensive individuelle Begleitung der Studierenden. Er hat Entwicklung und Einführung elektronischer Prüfungsformen nicht nur im eigenen Fach, sondern in der gesamten Universität vorangetrieben“, sagt Prof. Dr. Ursula Gather anerkennend. Lob kommt aus berufenem Munde: Gather ist Vizepräsidentin des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft und die Hochschulkonferenz (HRK).

Dass Persike selbst einmal Studierende unter seinen Fittichen haben würde, war alles andere als klar, als er in Bayreuth das Studium der Betriebswirtschaftslehre begann. Eine „Verlegenheitslösung“ sei das gewesen. 22-jährig schrieb sich der Meppener, der „nie wirklich geplant hat“, an der Uni in Münster ein. Sein großes Interesse galt den Computern. Als Hilfskraft bekam der Student einen Nebenjob, schrieb 20 Stunden wöchentlich Programme. Sie ermöglichen Auswertungen und Experimente in Statistik und Methodenlehre.

2004 eröffneten sich neue berufliche Perspektiven. Sein Mentor Prof. Dr. Günter Meinhardt ging nach Mainz, wollte Persike, der gerade das Diplom gemacht hatte, an seiner Seite wissen. Das Drängeln des Profs half – zögerlich. Hochschulkarriere wollte Persike nicht machen. Meinhardt packte seinen Schützling psychologisch clever an dessen Ehre: „Malte, jetzt hör auf mit deiner Bausparermentalität.“ Da konnte der Emsländer nicht mehr ablehnen. Er wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter an der JGU. Seine eigene akademische Ausbildung sieht der Absolvent des Meppener Gymnasiums Marianum als „kurvenreich“. „Sie war ganz und gar nicht so, wie es sein sollte, glaubt man dem, was man manchmal von Personalmanagern hört.“ So dauerte es einige Zeit, bis Persike von den Naturwissenschaften in der Schule über die Psychologie wieder bei der Statistik landete. Jetzt aber sei er genau da, wo er sein wollte. „Ich könnte mir keinen anderen Job vorstellen“, betont der Meppener, Neffe von Rainer Persike, Interims-Cheftrainer des SV Meppen. An das Meppener Marianum als Sprungschanze erinnert er sich gerne: „Es war eine wunderbare Zeit. Dort gab es wenigstens für mich eine ziemlich perfekte Mischung aus Leistungsanspruch, Lernangeboten und der Freiheit, die eigenen Interessen und Fähigkeiten zu entdecken.“

Seine „Studis“, wie er die Studenten gerne nennt, bezieht Persike in die Lehre ein, wo immer es geht. Sein Umgang mit ihnen ist locker. Sich gegenseitig zu duzen gehört für ihn zum „kollegialen Umgang“ miteinander dazu. Seine Zuhörer im Hörsaal zu motivieren ist dem Koordinator des Tutorennetzwerkes auf Facebook ein Anliegen. Viele Studis kämen mit „praktisch nicht existierendem Vorinteresse“ in seine Statistikveranstaltungen. Viele hätten sogar eine Abneigung oder gar Angst vor Mathematik. Auf diese Berührungsängste und fehlendes Interesse versucht Persike einzugehen.

„Lehre ist wie ein Bühnenauftritt“ – nach diesem Motto doziert der Emsländer. Er möchte seine Studis mitreißen und nicht mit knochentrockenen und endlosen Tafelanschrieben langweiligen. „Statistik mit Entertainmentwert“ nennt der 36-Jährige das. Das kommt an. Bei den meisten baue sich nach großer anfänglicher Skepsis in den nur drei Monaten eines Semesters „unheimlich schnell Wissen auf“, bildeten sich völlig neue Konzepte in ihren Köpfen.

Couch im Büro

Neben der Dozententätigkeit ist Persike auch in der Forschung tätig. Die Gebiete am Psychologischen Institut sind dafür vielfältig. Sie reichen von der Gesichtserkennung bis zur Güte von Bauchentscheidungen. Für den Wissenschaftler ist das „spannender als jedes Kino“. So spannend, dass in seinem Büro eine Couch steht. Nicht die sprichwörtliche Psychologencouch, wie man meinen könnte, nein, ein Notschlafplatz. Den braucht er hin und wieder schon mal, wenn er bis tief in die Nacht über einer experimentellen Fragestellung gebrütet oder an einer statistischen Auswertung gearbeitet hat.

Und wann ist für Persike eine Vorlesung gut? „Wenn viel gelacht wurde und meine Studis fortwährend gute Nachfragen stellen.“ Die schlimmste Lehrveranstaltung sei die, in der auf den Satz „Gibt es noch Fragen?“ keine Reaktionen kämen.

Ob die kommen, das will Malte Persikes Mutter demnächst vor Ort ausloten. „Sie hat angekündigt, sich in eine meiner Veranstaltungen zu schleichen, um zu sehen, was der Sohnemann den Studis so alles erzählt“, schmunzelt er. Viele Lachfalten umspielen seine Augen dabei. Auch bei der Frage, wer ihn denn zur Verleihung des Ars-legendi-Preises am 23. April in Hamburg begleitet. „Neben Studentenvertretern und dem Präsidenten der Uni kommt meine Freundin mit. Das Abendkleid ist schon gekauft. Für sie natürlich“...

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