Gefährliche Hochstimmung im Job: Schlechtere Entscheidungen wegen guter Laune

Wenn der Chef oder die Kollegin schlechte Laune haben, sollte man sich darüber nicht ärgern. Denn das kann gut für das Unternehmen sein. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass positiv gestimmte Menschen in bestimmten Situationen offenbar nicht optimal entscheiden.

Wenn die Kollegin schlechte Laune hat, trifft sie unter Umständen bessere Entscheidungen (Foto: contrastwerkstatt - Fotolia.com).

Bei vielen Entscheidungen wie etwa beim Wohnungskauf oder der Jobsuche gibt es kein Zurück mehr: Man bekommt nacheinander verschiedene Angebote, die man jeweils annehmen oder ablehnen kann. Bei einer Ablehnung steht das Angebot nicht mehr zur Verfügung – zum Beispiel wurde die Wohnung bereits an den nächsten Interessenten verkauft. Bei solchen Entscheidungen hängt die Qualität der Wahl eng damit zusammen, wie viele Angebote vor dem Entscheid begutachtet werden. Dabei sind sowohl eine zu kurze als auch eine zu lange Suche suboptimal: Bei einer kurzen Suche ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass später noch ein besseres Angebot kommt; bei einer sehr langen Suche steigt das Risiko, dass man das beste Angebot schon gesehen und bereits abgelehnt hat.

Die Forscher der Fakultät für Psychologie der Universität Basel untersuchten, wie ältere und jüngere Erwachsene Entscheidungen treffen; zusätzlich gaben die 64 Probanden über ihre momentane Stimmungslage Auskunft. Sie erhielten Entscheidungsaufgaben am Computer vorgesetzt, bei denen sie für 60 verschiedene Produkte – von Flachbildschirmen über Rasenmäher bis zu Kühlschränken – jeweils das günstigste Angebot finden sollten. Bei jedem Angebot konnten sie sich entscheiden, ob sie das Produkt für diesen Preis kaufen oder lieber weitersuchen wollten; dann verfiel das Angebot aber. Im Ganzen konnten sich die Probanden bis zu 40 Preisangebote pro Produkt ansehen. Die Psychologen fanden heraus, dass ältere Erwachsene früher ein Angebot annahmen und insgesamt mehr für die Produkte zahlten als jüngere. Die Tendenz, weniger lange zu suchen, hing dabei nicht mit ihren kognitiven Fähigkeiten, sondern mit der Stimmung der Versuchspersonen zusammen: Je positiver ihre Stimmung, desto früher entschieden sie sich, ein Angebot anzunehmen, also eine Option zu akzeptieren, anstatt weiterzusuchen. Eine zweite Studie ausschließlich mit jüngeren Erwachsenen – 81 Studierenden im Durchschnittsalter von 23 Jahren – zeigte, dass auch diese eher bereit waren, Angebote früher anzunehmen, wenn sie mit Bildern in eine positive Stimmung versetzt wurden.

Die Ergebnisse belegen, dass auch die aktuelle Stimmungslage einen wichtigen Einfluss auf das Entscheidungsverhalten hat. Eine positive Stimmung kann also Angebote in einem rosigeren Licht erscheinen lassen und damit zu einer flüchtigeren Informationssuche führen. Ein bisschen schlechte Stimmung und ein damit verbundener kritischerer Blick schaden also nicht.

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