"Kontakt zur Jugendliebe gefährdet Ihre Beziehung"

Seit fast 20 Jahren studiert die kalifornische Psychologie-Professorin Nancy Kalish Paare, die sich getrennt und später wieder gesucht haben. Tausende dieser sehnsüchtigen Menschen hat sie schon befragt. Ihre Erkenntnis: Viele Neuauflagen haben ein Happy End, etliche verursachen aber auch schmerzhafte Nebeneffekte.

Warum suchen so viele im Internet ihre Ex-Lieben?

Das meiste ist Neugier. Das heißt nicht, dass sie wieder zusammenkommen wollen. Ich habe mal eine Gruppe von Leuten befragt, die noch nie eine alte Liebe wiederbelebt haben. Auf die Frage, ob sie sich das überhaupt vorstellen könnten, haben viele geantwortet: "Nein, zur Hölle" oder "Wer will so was?".

Aber die, die wieder zusammenkommen, haben Ihren Studien zufolge gute Chancen, zusammenzubleiben?

Ja, das sind Menschen, die sehr gute Erinnerungen aneinander haben, und die durch schicksalhafte Umstände getrennt wurden, durch Umzüge oder die Eltern. Die sind oft sehr verbittert, dass sie auseinandergerissen wurden. Denken Sie an Prinz Charles und Camilla! Er wollte heiraten, sie war nicht gut genug für die Familie. Doch die beiden haben sich nicht vergessen. Das ist typisch. Wenn die Liebenden wieder zueinanderfinden, sind sie oft in anderen Partnerschaften. Das ist dann schmerzhaft.


Muss man sich sorgen, wenn der Partner die oder den Ex wiedertrifft?

Unbedingt. Der normale Partner macht so etwas nicht. Viele Leute, die sehr glücklich verheiratet sind und mal eben im Internet "Hallo, wie geht's?" sagen, machen sich nicht klar, dass die Gefühle zurückkommen und sie sich ein großes Problem zulegen. Sie lieben dann ja zwei Leute. Das ist wie eine Zeitmaschine, in der das neue Ich mit dem alten zusammentrifft.

Facebook ist also gefährlich für Beziehungen?

Absolut. Es fehlen ja die Aufpasser. Die Menschen wussten auch ohne Internet, wie sie sich wiederfinden konnten. Aber damals machten sich die Leute auf die Suche, wenn sie wirklich auf Romantik aus waren. Früher musste man ja Freunde oder Eltern nach der alten Liebe fragen.

Was macht die Jugendliebe so unwiderstehlich?

Wir fühlen uns wohl mit den Leuten, mit denen wir aufgewachsen sind. Die meisten meiner Freunde kenne ich aus der Schulzeit. Das ist ja eine besondere, ganz intensive Zeit, niemals mehr investiert man so viel Zeit und Energie in Freundschaften.

Wie nah muss man sich eigentlich gekommen sein, um sich nicht mehr vergessen zu können?

Meine Studien zeigen, dass es keinerlei sexuelle Kontakte gegeben haben muss. Manchmal findet auch eine Frau später zum Exfreund ihrer Freundin, wenn die beiden längst auseinander sind.

Gehen Frauen anders mit ihrer Jugendliebe um als Männer?

Meistens trennen sich die jungen Frauen von den Männern, sie sind einfach frühreifer. Ich habe in meinen Fragebögen die Teilnehmer gefragt, wie lange sie gebraucht haben, um sich von der Trennung zu erholen. Die meisten Frauen haben ein oder zwei Jahre angegeben. Einige Männer haben geschrieben: "Ich kam nie über die Trennung von ihr hinweg."

Welche der untersuchten Liebesgeschichten hat Sie besonders bewegt?

Ich mag Geschichten von Leuten, die lange auseinander waren. Auf meiner Website lostlovers.com gibt es dazu ein eigenes Kapitel. Eines der Paare war 75 Jahre voneinander getrennt und hat sich wiedergefunden, nachdem beide verwitwet waren. Sie haben an ihrem 95. Geburtstag geheiratet.

Ein echtes Happy End.

Insbesondere im Vergleich zu jemandem, der 34 ist, kleine Kinder hat, mal auf Facebook schnell einen Ex anspricht, dann ein paar SMS schreibt. Schließlich folgt das erste heimliche Treffen und die Ehe ist ruiniert.

Haben Sie noch eine wichtige Botschaft zu dem Thema?

Aber ja, an alle Eltern, denen die Liebschaften ihrer Kinder unsympathisch sind: Lasst sie in Ruhe! Ein versoffener Junge kann später ein erfolgreicher Manager werden! Früher heiratete man seine Jugendliebe. Heute denken wir, dass die Kinder erst mal ihre Erfahrungen sammeln sollen. Die braucht nicht jeder. Teenager-Liebe ist echte Liebe. Wenn man sie auseinanderbringt, riskiert man Herzschmerz, wie im Fall von Charles, Camilla und Lady Diana.

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