Kommentar zu Renten in West und Ost: Psychologie spielt mit

Der Staat muss gleichwertige Lebensbedingungen für alle Bürger schaffen - bei den Renten in Ost und West wird sich aber immer eine Seite benachteiligt fühlen, kommentiert Petra Wettlaufer-Pohl.

Es dürfte die Quadratur des Kreises sein, das Rentenrecht in Ost- und Westdeutschland zu vereinheitlichen. Denn eine Seite wird sich immer benachteiligt fühlen. Ob es tatsächlich so ist, ist angesichts der vielen komplizierten Stellschräubchen, an denen es zu drehen gilt, eine andere Frage.


Denn oft spielt auch hier die Psychologie eine Rolle. Viele Menschen in Ostdeutschland fühlen sich schon allein deshalb benachteiligt, weil ein Ost-Rentenpunkt weniger wert ist als ein West-Rentenpunkt - wobei das bei der seit 2014 geltenden sogenannten Mütterrente tatsächlich ungerecht ist: Warum sollte Kindererziehung in Kassel höher bewertet werden als in Erfurt?

Westdeutsche wiederum reagieren verärgert auf die Höherbewertung der Einkommen im Osten, die dank der wirtschaftlichen Entwicklung in den neuen Ländern inzwischen auch höhere Anwartschaften bedeuten kann.

Es muss das Ziel eines Staates sein, möglichst gleichwertige Lebensbedingungen für seine Bürger zu schaffen. Dass dies schwierig werden würde, war 1990 den meisten Menschen klar, an die Rente dürfte im Freudentaumel der Einheit kaum einer gedacht haben. Doch sie zeigt, dass es auch 25 Jahre später noch schwierig sein kann.

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