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Hypnotisiert im Schlaflabor

Viele Menschen halten Hypnose für Hokuspokus. Doch inzwischen hat sich die Methode etabliert. Ein Selbstversuch im Schlaflabor.

Unbequem: Um die Aktivität des Hirns während des Schlafens zu messen, werden mehr als 100 Elektroden am Kopf angebracht. Foto: Laif

Tiefschlafhypnose

Kontrolltext

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Die Tür des Containers wird geschlossen. Jetzt ist es dunkel im Schlaflabor der Universität Zürich-Nord. Nur durch einen kleinen Spalt dringt noch etwas Licht herein, wo Kabel für Messgeräte und Computer nach draussen führen. Das Bett für den selbstverordneten Mittagsschlaf im Auftrag der Wissenschaft ist bequem, doch einige der insgesamt 128 Elektroden am Kopf drücken etwas. Ein ungewohntes Gefühl.

Gedankenblitze rasen mir durch den Kopf. Gleich wird mir also ein Hypnotiseur über Lautsprecher 13 Minuten etwas ins Ohr flüstern, damit ich danach in einen möglichst langen Tiefschlaf falle. Doch bin ich überhaupt hypnotisierbar? Und wenn ja, was passiert mit mir? Wache ich normal wieder auf? Erzähle ich merkwürdige Dinge aus einem Traum? Oder geistere ich vielleicht sogar schlafwandelnd umher? Völlig willenlos? Oder verwirrt?

Schritt für Schritt in Tiefschlaf

Die ruhige Stimme eines Mannes durchbricht nun die Stille und erfüllt den rund sechs Quadratmeter grossen Raum. Der Hypnotiseur fordert mich auf, eine bequeme Position zu wählen, meinen Blick auf einen Punkt zu richten, und er versichert mir, dass alles in Ordnung sei. Ich solle mich entspannen. Und dann zählt er ruhig und langsam, sehr langsam bis zehn. Dabei baut er banale Aussagen und abgedroschene Redewendungen über die Bedeutung der gerade erwähnten Zahl ein.

Zum Beispiel, dass alle Dinge zwei Seiten haben. Oder aller guten Dinge drei sind. Man die Sechs auf den Kopf stellen kann und die Acht aus zwei übereinandergesetzten Nullen besteht. Anschliessend lädt er mich auf eine kleine Reise zum Meer ein. Dort, wo bunte Fische schwimmen und schöne Korallenriffe sind. Er überlässt es mir, ob das Meer eher grünlich oder bläulich aussieht. Und ob die Sonne im Wasser glitzert und ein angenehm warmes Licht reflektiert.

Mit dieser Methode konnte der Schlafforscher Björn Rasch von der Universität Freiburg i. Ue. und die Psychologin Maren Cordi von der Universität Zürich in einer vor kurzem in der Fachzeitschrift «Sleep» veröffentlichten Studie zeigen, dass junge, gesunde, gut hypnotisierbare Frauen während einer 90-minütigen Siesta einen um 80 Prozent erhöhten Tiefschlafanteil aufwiesen. Verglichen jeweils mit einem Kontrollexperiment, bei dem die selben Probandinnen ebenfalls im Container auf dem Bett lagen, aber einen wissenschaftlichen Text über Lagerstättenkunde hörten. Und dabei vieles über die natürlichen Anreicherungen von festen, flüssigen und gasförmigen Rohstoffen erfuhren, die für wirtschaftliche oder industrielle Zwecke genutzt werden können.

Fehlende Erinnerung

Anders als sie höre ich nur den Text für die Tiefschlafhypnose. Tiefer und tiefer tauche ich nun in die Welt des Meers ein, lasse mich wie ein Fisch im Wasser treiben. Merke noch, wie ich müder werde, meine Arme schwerer und schwerer, und ich langsam aber sicher in den Schlaf sinke. Plötzlich bin ich weg, habe keine Erinnerung mehr.

Eine spätere Auswertung meines Hypnogramms bestätigt dieses Empfinden. Nach 6 Minuten und 30 Sekunden sei ich eingeschlafen, sagt mir die Forscherin. Ich sei sogar ein paar Minuten später in den Tiefschlaf gefallen. Der Elektroenzephalograf, der mithilfe der Elektroden am Kopf die Hirnaktivität während der verschiedenen Schlaf­phasen aufzeichnet, hat dies genau fest­gehalten. Der Zeitpunkt des Tiefschlafs trat nach 12,5 Minuten ein.

Doch dann wache ich abrupt auf, weiss nicht mehr, wo ich bin und wundere mich, warum es plötzlich so ruhig um mich herum geworden ist. Für einen kurzen Moment bin ich jetzt wieder voll bei Bewusstsein, die Hypnose ist vorbei. Für mich sei sie zu kurz gewesen, erklärt Cordi. Ich sei insgesamt nur eine Minute im Tiefschlaf gewesen und dann gleich aufgewacht. Später sei ich zwar mehrmals wieder eingeschlafen, habe aber nur das Stadium S 2 und nicht S 3 erreicht, also keine Tiefschlafphase mehr.

In der Tat schlummere ich nach der Hypnose zwischendurch immer wieder ein und bin in einem Zustand zwischen Wachsein und Schlafen. Die Gedanken an das Meer und die bunten Fische beim Korallenriff sind jedoch nicht mehr präsent. Dennoch versuche ich, mich zu entspannen, sodass ich immer wieder für ein paar Minuten einschlafe und davor sowie danach an alles Mögliche denke. Von Versuchskaninchen bei Experimenten für die Forschung über Schuhe im Garten, die von Füchsen geklaut werden, und warum es immer nur einer ist, den sie für ihre Jungen zum Spielen mitnehmen, bis hin zu meinem vollgestopften Terminkalender.

Hypnose nur mit Worten

Wäre ich nicht ausgerechnet unmittelbar am Ende der Hypnose in den Tiefschlaf gefallen, hätte sich wie bei den anderen Versuchsteilnehmerinnen diese Schlafphase stabilisieren können, erklärt mir Cordi. Derzeit mache sie eine Studie mit Frauen ab 60, die ähnlich wie die jungen Frauen ebenfalls eine verlängerte Tiefschlafphase hätten. Ob die Methode auch bei Menschen mit Schlafstörungen funktioniert und man dadurch letztlich weniger Schlafmittel einnehmen muss, wagt sie nicht zu sagen, da die Versuche bisher erst bei gesunden Probandinnen getestet wurden.

«Wir nutzen das gesprochene Wort und die individuelle Vorstellungskraft, um Menschen in Trance zu versetzen», sagt Rasch. Dabei entscheide jede Person selbst, wie weit sie die Suggestivkraft beanspruche und dem Hypnotiseur folge. Deshalb müsse man sich auch keine Sorgen machen, dass man unter einer klinischen oder therapeutischen Hypnose ferngesteuert werde und Dinge tue, die man nicht wolle. Dies käme nur in seltenen Fällen in Showhypnosen vor.

Nach 45 Minuten im dunklen Container scheint wieder künstliches Licht von draussen herein. Dank dem kurzen, aber dennoch erholsamen Schlafexperiment weiss ich, dass ich mit etwas Fantasie in diese Welt des Unterbewusstseins abtauchen kann. Dennoch bin ich froh, dass das Nickerchen im Labor vorbei ist, da die Elektroden weiterhin unangenehm sind und man sich — so stark verkabelt — auch überwacht fühlt. (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 14.06.2014, 08:59 Uhr


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