Gute Laune macht entscheidungsfreudig

Nachrichten
aus der Wirtschaftspsychologie

23. April 2012

Gute Laune macht entscheidungsfreudig

Wer positiv gestimmt ist, entscheidet schneller, jedoch nicht unbedingt besser. Das berichten Bettina von Helversen und Rui Mata von der Fakultät für Psychologie der Universität Basel. Sie untersuchten, in welcher Stimmung ältere und jüngere Menschen Entscheidungen treffen. Dabei gaben Ältere eine positivere Stimmung an und entschieden im Schnitt schlechter als Jüngere.

Viele Entscheidungen wie etwa beim Wohnungskauf oder bei der Jobsuche sind sequenziell: Man bekommt nacheinander verschiedene Angebote, die man jeweils annehmen oder ablehnen kann. Nach einer Ablehnung steht das Angebot nicht mehr zur Verfügung – weil etwa die Wohnung bereits an den nächsten Interessenten verkauft wurde.

In der ersten Studie untersuchten die Basler Forscher, wie ältere und jüngere Erwachsene, die meisten mit einem Universitätsabschluss, sequenzielle Entscheidungen trafen. Zusätzlich gaben die 64 Studienteilnehmer über ihre momentane Stimmung Auskunft.

Sie erhielten Entscheidungsaufgaben am Computer, bei denen sie für 60 verschiedene Produkte – von Flachbildschirmen über Rasenmäher bis zu Kühlschränken – jeweils das günstigste Angebot finden sollten. Bei jedem Angebot konnten sie sich entscheiden, ob sie das Produkt für diesen Preis kaufen oder lieber weiter suchen wollten. Danach verfiel das Angebot. Dabei konnten sich die Probanden bis zu 40 Preisangebote pro Produkt ansehen.

Die Psychologen fanden heraus, dass ältere Erwachsene früher ein Angebot annahmen und insgesamt mehr für die Produkte zahlten als jüngere. Die Tendenz, weniger lange zu suchen, hing dabei nicht mit den kognitiven Fähigkeiten, sondern mit der Stimmung der Versuchspersonen zusammen. Je besser ihre Laune war – und Ältere waren besser gelaunt als Jüngere –, desto früher entschieden sie sich, ein Angebot anzunehmen.

Eine zweite Studie ausschließlich mit jüngeren Erwachsenen – 81 Studierende im Durchschnittsalter von 23 Jahren – zeigte, dass auch sie eher bereit waren, Angebote früher anzunehmen, wenn sie mit Bildern in eine positive Stimmung versetzt wurden.

Die Ergebnisse machen deutlich, dass nicht nur kognitive Fähigkeiten wichtig sind, um gute Entscheidungen zu treffen, sondern dass auch die Stimmung einen wichtigen Einfluss auf das Entscheidungsverhalten hat.

Eine positive Stimmung kann Angebote in ein besseres Licht rücken und damit zu flüchtigerer Informationssuche und schnellerer Entscheidung führen. Die Qualität der Entscheidung kann durchaus darunter leiden.

Wirtschaftspsychologie-aktuell.de

Weiterführende Informationen:

Bettina von Helversen Rui Mata (University of Basel and Max Planck Institute for Human Development, Berlin). (2012). Losing a Dime With a Satisfied Mind: Positive Affect Predicts Less Search in Sequential Decision Making (PDF). Psychology and Aging, advance online publication.

Gerald Traufetter (2007). Intuition: Die Weisheit der Gefühle. Spiegel online.

Frank Gerbert (2004). Psychologie: Die Intelligenz der Gefühle. Focus online.

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