Gut durch die Krankheit kommen

Eine schwere Krankheit kann Ängste, Depressionen und sogar Lebenskrisen auslösen. Hilfe leistet hier die klinische Psychologie. Wie, das erzählt Christian Zniva, Leiter dieses Instituts am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz.




Unser Ziel ist es, gemeinsam mit dem Patienten an einer Verbesserung der Lebensqualität zu arbeiten, um gut durch die Zeit der Erkrankung zu kommen“, sagt Christian Zniva. Er und sein Team betreuen im Spitalsalltag vor allem Krebspatienten. „Der erste Schritt ist, zu schauen, wo der Patient seine Stützen hat, in der Familie, bei seinen Freunden? Und dann gemeinsam zu überlegen, wie man mit dieser veränderten Situation am besten umgeht“, sagt Zniva. Hilfreich sei auch, Menschen an die Bewältigung früherer Lebenskrisen zu erinnern. „Und an die Strategien, die ihnen damals bei der Überwindung der Krise geholfen haben.“

Am Anfang stehe zumeist die „Warum-Frage“. „In diesem Stadium ist es besonders wichtig, den Menschen die Schuldgefühle zu nehmen. Man soll versuchen, zu vermitteln, dass niemand Schuld hat. Bei Krebs gibt es ohnehin keine eindeutigen Antworten, keiner kann mit Sicherheit sagen, woher er kommt“, sagt Zniva. Die große Herausforderung sei, die Situation anzunehmen. „Zu sagen: das ist jetzt so und wie geht‘s weiter. Weg von der Vergangenheit mit ihrem Warum hin zur Zukunft: Was ist jetzt zu tun.“

„Schluss mit dem Kampf!“

„Patienten erwarten oft von uns, dass wir ihnen helfen, positiv zu denken – damit sie den ,Kampf gegen den Krebs’ aufnehmen können.“ Dabei sei das überholt. „Wissenschaftliche Studien haben längst widerlegt, dass es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen der Psyche und dem Krankheitsverlauf gibt“, sagt Zniva. „Diese Information kann Patienten entlasten.“ Denn es sei gar nicht nötig, ständig gut gelaunt gegen den Krebs zu kämpfen. „Das führt oft nur zu einem verkrampften Umgang und kostet außerdem viel zu viel Kraft.“

Heute würde man mit anderen Bildern arbeiten. „Ich beschreibe Krebs gerne als einen Weg mit Stolpersteinen, auf dem man – einen nach dem anderen – wegräumt.“

 

Das Institut

Das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern ist das einzige in Oberösterreich, das eine eigene Abteilung für Klinische Psychologie führt. Der Bedarf an einer klinisch-psychologischen Mitbetreuung wird dabei mithilfe des sogenannten „Hornheider-Screenings“ erhoben.
„Das ist ein Fragebogen, den Patienten am ersten Tag ihres stationären Aufenthalts bekommen. Die Antworten werden mit einem Punktesystem ausgewertet, das zeigt, wie dringend jemand psychologische Hilfe braucht“, sagt Christian Zniva. Der Fragebogen gewährleiste aber auch, dass Patienten über das Angebot der Klinischen Psychologie informiert würden. „Oft trauen sich die Menschen nicht, nachzufragen, das heißt, er hilft, die Schwelle zur psychologischen Betreuung möglichst niedrig zu halten.“
Und er ist nicht zuletzt ein wichtiges Signal: „Er soll dem Patienten in unserem Krankenhaus zeigen, dass uns nicht nur sein körperliches Wohl wichtig ist, sondern er als Mensch in seiner Gesamtheit.“

 

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