Generation Y bringt Manager zum Umdenken

Seine Wochenarbeitszeit ­beziffert Manfred Gerger, Geschäftsführer der Hella Fahrzeugteile Austria, mit bis zu 60 Stunden pro Woche. Und manchmal ist für den Chef von 420 Mitarbeitern im Werk in Großpetersdorf nach einem langen Arbeitstag auch zu Hause noch nicht Schluss: „Es kommt des Öfteren vor, dass man Firmenthemen mit nach Hause nimmt und dann im Homeoffice noch an dem einen oder anderen Projekt weiterarbeitet", sagt Gerger.

Stress ohne Grenzen

Christian Korunka, Professor am Institut für Angewandte Psychologie an der Uni Wien, sieht, dass der Hella-Austria-Geschäftsführer keinen Einzelfall darstellt: „Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind heute durch­lässiger denn je. Daher liegt die ­Verantwortung für die Trennung heute in vielen Fällen bei den ­Berufstätigen selbst."

Ernst Luckner, Mitglied der Geschäftsleitung von Swarco Futurit Verkehrssignalsysteme aus Neutal, dreht daher bewusst sein ­Handy ab, wenn er sich unter der Woche eine Auszeit am Golfplatz gönnt. So tankt er Kraft für die Arbeit im 200-Mitarbeiter-Unternehmen. „Es ist wichtig, dass ich mich dann ganz auf den Sport konzentriere." Das gilt auch am Wochenende, wenn er eine Kindervoltigiergruppe in Kirchberg leitet. „Kinder erkennen sofort, wenn man nicht bei der Sache ist."

Bettina Kubicek, Forscherin am Institut für Angewandte Psychologie an der Uni Wien, bestätigt Luckner dabei: „Das gedankliche Abschalten wird dann am besten erreicht, wenn auch Arbeitsmittel wie Mobiltelefone oder Tablets für eine bestimmte Zeit abgeschaltet werden."

Die Folge von zu wenig Abgrenzung könne Stress sein, sagt Korunka. Dieser entstünde einerseits wegen der Selbstkontrollanforderungen, andererseits aber auch dadurch, dass ein Teilbereich des Lebens, zum Beispiel die Familie, zu kurz kommt. Laut aktuellem Hernstein Management Report beklagt fast die Hälfte der befragten Manager, konkret 42 Prozent, eine zumindest partielle Unvereinbarkeit von Privat- und Berufsleben.

Managementpositionen in Teilzeit sind jedoch nur selten eine Alternative. Aus der Umfrage unter 1500 Managern aus Deutschland und Österreich geht zwar hervor, dass mit 49 Prozent rund die Hälfte der Betriebe Managementstellen auch in Teilzeit ­anbieten, aber nur 15 Prozent der Befragten nehmen eine solche Option auch wahr – dem Klischee entsprechend sind diese meist weiblich.

Junge präferieren Freizeit

Die Studie zeigt aber auch, dass sich die Prioritäten zunehmend ändern. 66 Prozent der langjährigen Führungskräfte geben an, dass Mitarbeiter heute anders geführt werden wollen als noch vor einigen Jahren. Dabei wird gerade der Generation Y, also den Mitarbeitern, die zwischen 1980 und 1994 geboren wurden, nachgesagt, den Spaß mit Freunden und Zeit für die Familie über Arbeit und Erfolg zu stellen.

Auch Gerger erkennt in seinem Betrieb, dass sich die Präferenzen diesbezüglich verschieben: „Ungefähr ein Drittel unserer Belegschaft nimmt die Freizeitoption in unseren Arbeitsverträgen in Anspruch, davon waren die meisten unter 45 Jahre." Seit einem Jahr bietet der Kollektivvertrag der der Fahrzeugindustrie die Wahlmöglichkeit einer sechsten Urlaubswoche anstelle einer Lohnerhöhung. Gergers Conclusio: „Jüngere legen mehr Wert auf Freizeit."

Auch sonst trägt das Unternehmen den neuen Strömungen im Lifestyle seiner Mitarbeiter Rechnung und bietet mehr Homeoffice-Lösungen an. Die Möglichkeit dazu haben mehr als 60 Personen. Außerdem verfügt das Unternehmen über fünf vertraglich vereinbarte Telearbeitsplätze.

Leave a Reply