Gelotophobie: Wenn Lachen wehtut

Forscher untersuchten die körperlichen Reaktionen bei Beleidigungen. Bei Probanden, die unter Gelotophobie leiden, verlangsamten sich die Herzschläge

Klagenfurt – Der Mensch hat ein fundamentales Bedürfnis danach, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Er tendiert dazu, sich um Akzeptanz zu bemühen und Ablehnung zu vermeiden. Wie Individuen interpretieren, wann sie positiv oder negativ aufgenommen werden beziehungsweise wie stark sie auf Signale aus ihrem Umfeld reagieren, hängt von vielerlei Faktoren ab: "Wir kennen in der Psychologie das Konzept der Ablehnungssensibilität, der 'rejection sensitivity'", erläutert Nilüfer Aydin vom Institut für Psychologie der Uni Klagenfurt.

Das kann sich etwa in der sogenannte Gelotophobie zeigen – der Angst davor, ausgelacht zu werden. "Das Konzept beschreibt die Disposition, soziale Ablehnung ängstlich zu erwarten, jederzeit bereit zu sein sie wahrzunehmen und stark darauf zu reagieren. Dies ist insbesondere in ambivalenten Situationen der Fall", ergänzt die Wissenschaftlerin.

Experiment

Betroffene Personen gehen häufig davon aus, dass das Lachen anderer Personen im Sinne eines "Lächerlich-Machens" gegen sie gerichtet ist. Forscherinnen und Forscher der Universitäten Graz, München und Klagenfurt haben nun untersucht, wie das Herz der Betroffenen auf hämisches Lachen und Beleidigungen reagiert.

Dazu haben die Wissenschaftler 18 Probanden, die unter Gelotophobie leiden, und 24 Teilnehmer ohne Gelotophobie zu einem Experiment eingeladen. Sie wurden darum gebeten, für fünf Minuten Rechenaufgaben zu lösen. Unterbrochen wurden sie dabei von zwei standardisierten (zuvor aufgenommenen) beleidigenden Aussagen (beispielsweise: "Ich habe keine Ahnung, warum Sie so lange dafür brauchen. Eigentlich sind die Aufgaben ein Kinderspiel.") und von einem (zuvor aufgenommenen) Lachen.

Herz reagiert auf Beleidigungen

Die Stimuli wurden – Zufälligkeit simulierend – über die Gegensprechanlage eingespielt. Das Forscherteam kommt dabei zum Ergebnis, dass die Teilnehmer, die unter Gelotophobie leiden, eine Reaktion ihres Herzens zeigen, die charakteristisch für jene bei sozialer Ablehnung ist.

Die Herzschläge verlangsamen sich für mehrere Sekunden und zeigen eine weitere Verminderung nach der Konfrontation mit dem sozialen Stimulus. Überraschend dabei ist, dass sich die Herzreaktion bei den eingespielten Beleidigungen aber qualitativ davon unterscheiden. "Außerdem konnten wir mit unserer Studie zeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Gelotophobie, die konzeptionell nahe dem Konzept der Ablehnungssensibilität steht, und einer erhöhten aggressiven Wut gibt", erläutert Aydin. (red, 9.6.2015)

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