Geldpoltik ist Psychologie

Hätten wir es nicht schon längst geahnt, so wüssten wir es spätestens seit dem Start der „Abenomics" des japanischen Premiers Shinzo Abe im heurigen Frühjahr: Geldpolitik ist vor allem angewandte Psychologie.

Die japanische Wirtschaft begann ja heuer im ersten Quartal, schon kräftig zu wachsen, bevor die angekündigten Liquiditätsspritzen durch Anleihenkäufe überhaupt begonnen hatten.

Studie über Fed-Politik

Jetzt ist dieser Effekt auch wissenschaftlich bewiesen: Die US-Notenbank Fed hat - aus Sorge, nach Einstellung ihrer Anleihenkäufe könnten die Zinsen für die Staatsschuld massiv steigen - untersucht, wie sich ähnliche geldpolitische Schritte bisher ausgewirkt haben.

Das Ergebnis: Überschießende Folgen gab es bisher nur, wenn geldpolitische Maßnahmen (in der Vergangenheit waren das Zinsänderungen) den Markt unvorbereitet getroffen haben. Kamen Zinssteigerungen gut vorbereitet und daher für den Markt nicht überraschend, so hielten sich auch ihre Auswirkungen in Grenzen.

Ausstieg aus Geldschwemme muss kommen

Ganz neu ist auch das nicht: Für die Wirtschaftspolitik (konkret für die Inflationsbekämpfung) haben das die US-Ökonomen Christopher Sims und Thomas Sargent bereits nachgewiesen und dafür 2011 den Wirtschaftsnobelpreis gewonnen: Erwartbare (und erwartete) Wirtschaftseingriffe der Politik bewirken so gut wie gar nichts.

Es beruhigt aber zu wissen, dass diese Erkenntnis auch bei Fed-Chef Ben Bernanke angekommen ist. Er wird also den - unvermeidlichen - Ausstieg aus der Liquiditätsdroge lang und sorgfältig genug vorbereiten, um schlimme Folgen auf die Realwirtschaft zu verhindern.

Bei seinem EZB-Kollegen Mario Draghi müssen wir uns diesbezüglich ohnehin keine Sorgen machen: Erstens ist die von der EZB in den Markt gepumpte Überschuss-Liquidität ohnehin bereits wieder auf den EZB-Konten gelandet. Und zweitens hat der den Anleihenkauf-Wahnsinn seiner Kollegen in New York und Tokio von Anfang an nur virtuell mitgemacht: mit seiner Ankündigung, notfalls unbegrenzt Anleihen der Krisenstaaten aufzukaufen, falls deren Zinsen zu stark steigen. Bisher musste er keine einzige Anleihe kaufen. Geldpolitik ist nämlich - wir wussten es und Draghi weiß es auch - angewandte Psychologie.

 

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