Frontalangriff aufs Automobil und abenteuerliche Studien

Die Psychologie nennt das „sozial erwünschtes Antwortverhalten“. Das heißt: Die Befragten geben im Rahmen einer Studie eine ihrer Meinung nach sozial erwünschte Antwort, die aber nicht ihrer tatsächlichen Einstellung entspricht. Was einem im Redaktionsalltag so an Studien ins Haus flattert, ist schon allerhand. ElectroDrive Salzburg hat beim Karmasin-Institut eine Studie zum Thema Elektromobilität in Auftrag gegeben (800 Telefoninterviews) und kommt zu dem Schluss: „E-Mobilität nimmt Fahrt auf“. 69 Prozent der Salzburger haben eine sehr positive oder positive Einstellung zur Elektromobilität. Rund Dreiviertel der Befragten geben an, dass Umweltfreundlichkeit der wichtigste Aspekt bei Elektromobilität sei. Jeder Vierte kann sich vorstellen, in den nächsten drei bis fünf Jahren eine Elektroauto zu kaufen. Tatsache ist, dass sich die Dinger zurzeit schlichtweg nicht verkaufen lassen. Das liegt an den hohen Anschaffungskosten, an der geringen Reichweite und der fehlenden Infrastruktur.

Eine aktuelle Studie des Institutes „puls Marktforschung“ (1.600 Autokäufer wurden befragt) kommt auch zu wischiwaschi-Ergebnissen: 17 bzw. 13 Prozent der deutschen Autokäufer sehen im Benzin- bzw. Dieselmotor die Zukunft. An Hybridantriebe glauben 48 Prozent, an den Elektromotor 39 Prozent.

Das Automobil ist momentan zahlreichen Frontalangriffen ausgesetzt. Umweltzonen, exorbitante Parkgebühren, hohe Spritpreise und vor allem schlecht recherchierte autofeindliche Artikel in Publikumsmedien sorgen für erheblichen Unmut in der Automobil-Branche. Nachdem der „Kurier“ in einem Artikel SUVs („Säuft unglaublich viel“) pauschal verdammt und des übermäßigen Kraftstoffverbrauchs geziehen hatte, sorgte jüngst das Nachrichtenmagazin „profil“ mit der Coverstory „Die gefährlichste Erfindung der Welt - das Auto“ für einen tendenziösen, armselig recherchierten Artikel. Die Granden der Autobranche reagierten prompt und präsentierten Fakten, die den Tatsachen schon näher kommen als die oberflächlich zusammengetragenen Behauptungen der „profil“-Autorinnen. Ich habe oftmals betont, dass ich es nicht für sinnvoll erachte, wenn die Interessenvertreter bei jedem neuen Schutzweg und bei jeder Fußgängerzone „Anschlag auf den Autofahrer“ schreien, weil dann die Gefahr besteht, dass derartig inflationäre Stellungnahmen von der Politik nicht mehr ernst genommen werden. Zurzeit aber, da das Auto und der Autofahrer tatsächlich abenteuerlichen Anschuldigungen ausgesetzt sind, ist die starke Stimme der Interessenvertreter wirklich notwendig (Seite 10).

Ich lebe in der Andreasgasse im siebten Wiener Gemeindebezirk. Dieser Tage erhalte ich einen Brief vom grünen Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger. Der schreibt: „Ab 24. Mai wird die Andreasgasse an vier Tagen zur Spielstraße. Die Wohnstraße wird nachmittags jeweils drei Stunden für den Autoverkehr gesperrt. Das Angebot reicht von Gummihüpfen bis zum Dosenstelzenlauf.“ Aha. Die Andreasgasse ist eine kleine Gasse mit einem großen Park, der sich vortrefflich zum Gummihüpfen eignet. Wenn die rot-grüne Stadtregierung weiterhin trommelfeuerartig autofeindliche Maßnahmen beschließt, werden beide Parteien bei den nächsten Wien-Wahlen 2015 die Rechnung präsentiert bekommen. Profitieren werden die rechten Hetzer. Die ÖVP ganz sicher nicht.



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