Forscher der Uni Würzburg untersuchen Verhalten bei Tunnel-Unfällen

Ein neues Labor an der Universität Würzburg soll das Verhalten von Autofahrern bei Unfällen in Tunneln erforschen helfen. Das am Donnerstag gestartete Projekt trägt den Namen CAVE ("Computer Animated Virtual Environment") und wird mit 900.000 Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert. Es ist Teil eines bundesweites Forschungsvorhaben zur Sicherheit von Brücken und Tunneln (SKRIBT).

"Die Unglücke im Gotthard- und Montblanc-Tunnel haben gezeigt, dass alleine die technische Forschung nicht ausreicht, um die Sicherheit zu erhöhen", sagte Paul Pauli, der Inhaber des Lehrstuhls für Psychologie. Mit dem CAVE sei es möglich, auch interdisziplinär das Verhalten von Menschen zu erforschen. So können etwa Puls, Schweißausbrüche und auch die Blicke in dem drei mal vier Meter großen Areal überwacht werden.

Je nachdem wie sich der Proband im CAVE dreht, sieht er mithilfe einer 3D-Brille an allen Wänden und auch an der Decke und am Boden ein dreidimensionales Bild des Tunnels, der darin stehenden Autos und eines brennenden Lastwagens. Er kann auch durch einen Notausgang in den Nachbartunnel flüchten. Die Bilder werden von sechs Hochleistungsprojektoren erzeugt, die von zwölf Computern mit 3D-Daten gefüttert werden.

Vom Prinzip her sei sie Simulation mit einem Computerspiel vergleichbar, nur eben mit wissenschaftlichem Anspruch, sagte Projektleiter Andreas Mühlberger. "Die Personen selber fühlen sich aber nicht im Spiel", stellte Pauli klar. Sie zeigten trotz der Simulation aber durchaus Reaktionen wie Herzklopfen oder auch schwitzen.

Zu den optischen Reizen kämen akustische, künftig soll mit einer speziellen Anlage auch noch Brandgeruch simuliert werden. Die Testpersonen werden per Zeitung oder Internet geworben. "Wir machen dann mehrere Durchgänge, je fünf bis zehn Minuten, insgesamt 45 Minuten", sagte Pauli. Dabei könnten verschiedene Szenarien durchgespielt werden, etwa die normale Einfahrt in den Tunnel vor einem Unfall oder das Aussteigen bei einem schon brennenden Lkw.

Das Projekt soll drei Jahre laufen. Dann sollen die Erkenntnisse ausgewertet werden. Im Ergebnis könnte es bauliche Veränderungen an den Tunneln geben, aber auch Informationsschriften für Autofahrer über richtiges Verhalten in der Röhre. Mühlberger kann sich auch spezielle Schulungen etwa für Lkw-Fahrer vorstellen. Dies werde sicher nicht "von heute auf morgen" gehen. Es sei aber durchaus wahrscheinlich, dass das Projekt konkrete Auswirkungen in der Realität habe.

http://www.skribt.org

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