False Memory: Wenn dein Gehirn dich betrügt!

Von Psychologie aktuell Redakteurin Judith Nixon.

Kaum ein Phänomen ist so gruselig und unheimlich wie das, was man unter False Memory Syndrom versteht. Es geht dabei um falsche Erinnerungen, die so weit reichen können, dass man steif und fest an Ereignisse glaubt, die niemals stattgefunden haben.

Menschen mit diesen falschen Erinnerungen würden sogar einen Test am Lügendetektor bestehen, so sehr glauben sie an ihre Fantasie.

Sogar Lügendetektoren versagen!

Der Betroffene glaubt unerschütterlich, sich an ein Ereignis zu erinnern, sieht es sogar vor dem inneren Auge und hat Gefühle dazu.

Gleichwohl: es hat niemals stattgefunden! Die falsche Erinnerung (false memory) kann dabei dermaßen drastisch sein, dass keine Folter der Welt und auch kein Test ihr so einfach auf die Schliche kommen könnte.

Es ist, als erinnere sich der Betreffende an ein reales Ereignis, das jedoch niemals passiert ist - zumindest nicht in diesem Raumzeitkontinuum.

Rasend gefährlich!

Richtig gefährlich wird es, wenn unsichere Therapeuten mit in diese Falle tappen und aus Menschen beispielsweise Missbrauchsopfer machen, die sie niemals waren. Andererseits will man natürlich auch keinem Menschen eine falsche Erinnerung unterstellen.

Es ist ein Dilemma, und wie jedes Dilemma nicht leicht zu lösen. Eine der renommiertesten Forscherinnen auf diesem Feld ist Elizabeth Loftus. Die Psychologin hat viele Forschungen über das Gedächtnis durchgeführt.

In einem Experimente gelang es ihr, mittels Fotos bei etwa der Hälfte der Probanden eine Erinnerung an eine Kindheitserinnerung zu erzeugen, die niemals geschehen war! „In der Therapie aber kann das katastrophale Folgen haben", wird Loftus von Fachzeitschriften zitiert.

Eine Warnung!

Bisweilen werde, so Loftus, von unerfahrenen Therapeuten durch suggestives Nachfragen so lange herumgestochert, bis der Patient meine, sich an etwas "erinnern" zu können. Oft handele es sich dabei um vermeintlichen Missbrauch, es könne aber auch jedes andere Thema sein.

In einem weiteren Interview warnt Loftus: „Ich rate zu einer gewissen Vorsicht bei Erinnerungen, die beim Patienten erst in Psychotherapien auftreten. Manchmal passen diese eher zu den Vorstellungen des Therapeuten als zur Realität. Leider kommt es vor, dass manche Behandler sich in eine feste Hypothese versteigen, die sie dann unbedingt beweisen wollen."

Bildet Euch endlich weiter!

Das False Memory Syndrom ist selten. Aber es existiert. Und wenn man es mit ihm zu tun hat, kann es katastrophale Konsequenzen für viele Menschen haben - einschließlich des Behandlers. Daher tut Fortbildung Not. Jeder Arzt oder Therapeut sollte sich mit diesem Phänomen auseinandersetzen und es kennen.

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