Erzählung mit viel Abstand

Mit Literaturdozentin Lucy Lachenmaier zerpflückten sie den Roman um Arzt und Heiler Franz Anton Mesmer und seiner berühmten Patientin Maria Theresia Paradis.

Durch ihre distanzierte Erzählperspektive lässt Alissa Walser viel Platz für Interpretation und das kam den Literaturtrefflern natürlich sehr entgegen. Heiß diskutiert wurde deshalb nicht nur der Stil der geschriebenen Gedanken, der mit der deutschen Grammatik gar nichts gemein hat. Ab welchem Bekanntheitsgrad ist so ein Stilmittel als Kunst und nicht als grobes Vergehen an der deutschen Sprache zu sehen, das bewegte die Leser. Gleichermaßen faszinierte Inhalt und Psychologie der Geschichte. Während die einen die Behandlung mit Magnetismus als kompletten Blödsinn abtaten, brachen andere eine Lanze für alternative Heilmethoden in einer Zeit, da Psychologie ein Fremdwort war. „Ich würde sie sofort auf die Couch legen“, bekannte eine Furtwanger Leserin zur Schockerblindung der jungen Pianistin Paradis. Dennoch verweigert die Autorin jede Identifikationsmöglichkeit und das schätzen die Literaturtreffler wenig. Mit einem distanzierten Blick von oben lässt sie die historisch belegten Figuren agieren und gewährt mit den unvollständigen, abgehakten Sätzen dennoch einen tieferen Einblick in den Verlauf der medizinischen Therapie und den Gewissenskonflikten der Hauptpersonen.


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