Du stinkst! – Und du bist frech!

Sachlich bleiben

Die Fachleute Negri und Knill sind sich ­einig: Kritik bringt uns weiter, durch sie können wir uns verbessern. Aber das funktioniere nur, wenn sie nicht als Bedrohung wahrgenommen werde. Der Kritisierende – aber auch der Kritisierte in seiner Reak­tion – muss also den richtigen Ton treffen. Es hilft laut Knill, locker ins Gespräch zu gehen und sich genug Zeit zu lassen. Wer kurz vor dem Mittagessen und mit einem Loch im Bauch eine Grundsatzdiskussion mit dem Partner führen will, riskiert, dass die Kritik falsch ankommt. Klingelt das Handy während des Gesprächs dreimal, ist das ebenfalls wenig förderlich. Ausserdem sollte man vor Augen haben: Ziel ist es, ­etwas zu verändern. Beide Parteien sollen beim Treffen Lösungsvorschläge bringen, damit die Kritik nicht ohne Folgen bleibt.

Kritik kann einen ziemlich aus der Bahn werfen. «Manchmal geraten ganze Wertesysteme ins Wanken», sagt Negri. In der Folge verschliessen sich viele Kritisierte, werden wütend oder flüchten gar aus dem Gespräch. Solche Reaktionen seien normal. «Man sollte dem Gegenüber Zeit geben, sich mit dem Gesagten auseinanderzusetzen.» Manchmal sei ein zweiter Termin eine gute Variante.

Will man bei Kritik locker und souverän bleiben, gilt es, tief durchzuatmen «und ­genau zuzuhören», rät Kommunikationsexperte Knill. «Sofortiges Kontern und Rechtfertigen bringt meist wenig. Statt­dessen wartet man ab, fasst das Gehörte zusammen und findet heraus, ob man die Kritik richtig verstanden hat. Ist man un­sicher, fragt man nach.» Dann erst folgt die Reaktion. Das kann laut den Experten ­ruhig ein Satz wie dieser sein: «Das ist ­happig, das muss ich mir erst durch den Kopf gehen lassen.» Wichtig ist, das Thema im ersten oder in einem Folgegespräch abzuschlies­sen. Negri: «Sonst schwingt es immer mit und belastet die Beziehung.»

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