Die Wildgänse kommen

Im Sdwesten werden Gnse zur Plage, und seine massiven Hinterlassenschaften verderben jedweden Appetit.

Eine Nilgans bei der Sichtung neuen Territoriums. Die Einwanderer breiten sich im Land aus, ihre Hinterlassenschaften sind gefrchtet.

Foto: Andreas Holger Klein

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Eine Nilgans bei der Sichtung neuen Territoriums. Die Einwanderer breiten sich im Land aus, ihre Hinterlassenschaften sind gefrchtet. 

Gnse werden allseits geschtzt – in Psychologie und Verhaltensforschung seit Konrad Lorenz, in der Gastronomie sptestens seit Erfindung der Weihnachtsgans, bevorzugt in Begleitung von Rotkraut und Kndeln. Im Sdwesten allerdings wird das Federvieh nun zur Plage, und seine massiven Hinterlassenschaften verderben jedweden Appetit. Schuld tragen mal wieder die Auslnder – und die einheimische Tierliebe.

Es sind schlimme Zustnde, wie sie bei Invasionen blich sind: Freibder machen dicht, Wiesen werden unbegehbar, spielende Kinder kriegen die Krtze – und Hundehalter stehen unter permanentem Rechtfertigungszwang: Nein, dieser Riesenhaufen ist nicht von Bello, er fiel vom Himmel.

Weil sie den Sdwesten zunehmend einsauen, beschftigen Kanada- und Nilgnse, Grau- und Rostgans (die den Namen nicht deshalb trgt, weil sie zu lange im Wasser schwamm) nun sogar die Landesregierung. Allesamt sind die Genannten Einwanderer, entweder ausgesetzt oder aus der Gefangenschaft geflchtet. Einmal in Freiheit, vermehren sie sich vor allem entlang des Rhein und des Neckars (man verzeihe das schrge Bild) grad wie die Karnickel.

Noch Anfang der 70er Jahre brteten keine Wildgnse im Land, dann ging es rasend schnell: Fast lckenlos hat sich die Graugans seither am Oberrhein zwischen Offenburg und Mannheim festgesetzt, die Kanadagans, bis in die 90er Jahre weitgehend unbekannt, tat es ihr nach. Besonders fruchtbar ist die Nilgans, sie schafft bis zu drei Gelege pro Jahr, wei das Landwirtschaftsministerium. Binnen dreier Jahre hat sich ihr Bestand um die Hlfte erhht, vom Rhein aus zieht sie ostwrts. Die Rostgans nimmt das Land, wo sie alte Verwandte wie die Brandgans kennt, gleich doppelt in die Zange: Sie wandert sowohl aus niederlndischem wie aus Schweizer Luftraum unbehelligt ber die Grenzen.

Alle sondern gleichermaen riesige Kothaufen ab voller Bakterien, Pilze, Salmonellen und Viren. Immerhin: Das chemische Untersuchungsamt in Karlsruhe gibt Entwarnung, die Ansteckungsgefahr sei gering, Badener und Schwaben mssten derzeit keine bsen Keime frchten. Zudem wacht die EU ber unser aller Wohlergehen: Forschungsprojekte an rund 600 noch lebenden Gnsen ergaben keinen kritischen Befund.

Whrend Rost- und Graugans gansjhrigen Schutz geniet, drfen Kanada- und Nilgans abgeschossen werden. Auch gegessen? Unabhngig von der Zahl der Flugstunden divergieren die Rezeptempfehlungen stark: „Im Hochofen entsorgen“, raten die einen. Andere Stimmen meinen, ohne Federkleid seien alle Gnse gleich. Der entscheidende Tipp geht ohnehin an den Tierliebhaber: Blo nicht fttern. Die unteren Verwaltungsbehrden drfen bei Zuwiderhandlung sogar Strafen verhngen. Solche Verwarnungsgelder investiert der kleine Tierfreund dann besser in eine tiefgefrorene polnische Hafermastgans.

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