Die Traumkenner



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Die Traumkenner

Die meisten Träume vergisst man sofort. Doch es gibt Menschen, die erinnern sich an jedes Detail. Forscher untersuchen nun, was dabei im Gehirn passiert.

Bei Menschen, die sich gut an Träume erinnern konnten, wurden verstärkte Hirnaktivitäten festgestellt: Schlafende Frau. Foto: Gallery Stock

Bei Menschen, die sich gut an Träume erinnern konnten, wurden verstärkte Hirnaktivitäten festgestellt: Schlafende Frau. Foto: Gallery Stock

Gedächtnis

Man kann lernen, mehr Träume im Sinn zu behalten – sofern man den Träumen mehr Aufmerksamkeit schenkt. Wenn man morgens aufwacht, sollte man die Augen geschlossen halten, sich nicht bewegen und sich laut oder leise fragen: «Was habe ich geträumt?» Und dann erzählt man sich den Traum in Worten als eine chronologische Geschichte und gibt ihr einen Namen. Dann erst sollte man aufstehen und den Traum aufschreiben.

Eine weitere Strategie: So oft es geht fünf Minuten lang aus dem Fenster schauen und alles beobachten: Farben, Leute, Gebäude, Bewegungen, Tiere. Auch Details: wie schnell sich jemand bewegt. Wie sein Hemd aussieht. Ob ein Kind mit einem Ball spielt. Alles möglichst haarfein wahrzunehmen, ist hier das Ziel. Nach den fünf Minuten alles genauso detailliert aufschreiben. Wer so sein Gedächtnis im wahren Leben trainiert, schärft es wahrscheinlich auch für die Wahrnehmung seiner Träume. (KW)

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Die meisten Träume schiessen davon, sobald wir ins Reich des vollen Bewusstseins zurückkehren. Und zwar so fix, dass wir es oft kaum glauben. Eine «sehr besondere Form des Vergessens» sieht darin der Neurowissenschaftler und Psychoanalytiker Mark Solms vom Groote Schuur Hospital in Kapstadt.

Diesem Vergessen widmen sich auch die französischen Neurowissenschaftler Perrine Ruby und Jean-Baptiste Eichenlaub. Für ihre Probanden ist das nicht gerade vergnüglich. Eine Nacht lang wurden die gut 40 Versuchsteilnehmer immer wieder daran gehindert, auch nur ein Auge zu schliessen. Nur damit sie am nächsten Tag um 13 Uhr in einem ätzend lauten Hirnscanner höchstwahrscheinlich schlummern würden. Die französischen Forscher wollten wissen, ob und wie sich das Gehirn von Leuten unterscheidet, die sich oft an Träume erinnern oder die fast alle ihre Träume sofort vergessen. In einem aufwendigen Auswahlverfahren hatten die Forscher zuvor ermittelt, wer sich mindestens fünfmal wöchentlich morgens an seine Träume erinnert. Und wer nur zweimal monatlich bis gar nicht.

In der Maschine liegend, versanken die meisten Probanden tatsächlich in den Schlaf. Derweil machte der Scanner Aufnahmen ihres träumenden Gehirns. Nachdem sie aufgewacht waren, nahm die Maschine noch Fotos des ruhenden Gehirns auf. Bei den guten Traum-Erinnerern war der temporo-parietale Knotenpunkt besonders rege im Vergleich zu den schlechten Traum-Erinnerern. «Die verstärkte Hirnaktivität in diesem Bereich erleichtert es uns, auf äussere Reize zu achten und eine Art Wachheit während des Schlafs zu behalten», sagt Eichenlaub. So finden Trauminhalte offenbar leichter Zugang ins Gedächtnis.

Zuvor hatten die Franzosen ermittelt, dass gute Traum-Erinnerer schlecht schlafen: Sie werden in einer Nacht doppelt so oft wach wie die schlechten Traum-Erinnerer – aber alles in einem «normalen» Bereich. Ihr Gehirn ist aus irgendeinem Grund «reaktiver» auf Geräusche in der Umwelt, was es dem Gedächtnis in den kurzen Wachphasen offenbar erleichtert, das meist absurde Traumgeschehen einzubrennen.

Realität und Illusion trennen

Dann stellten die Forscher auf den Hirnbildern fest, dass auch der mediale präfrontale Kortex der ausgezeichneten Traum-Erinnerer im REM-Schlaf heiss läuft. Er ist Teil der Frontallappen, die im Schlaf weitgehend ausser Betrieb, aber nötig sind, um etwas im Gedächtnis abzulegen. Ebenfalls interessant: Die Gehirne der guten Erinnerer laufen auf Hochtouren, wenn das sogenannte Standardnetzwerk aktiviert ist, was etwa beim «Tagträumen» der Fall ist. Studien legen nahe, dass Menschen, die sich ausgiebig mit ihrer Innenwelt beschäftigen, über ein stärker aktives Standardnetzwerk verfügen. Offenbar erleichtert dieser Hirnzustand irgendwie auch den Zugang zu den eigenen nächtlichen Träumen. Überhaupt hat die Fähigkeit, sich an Träume zu erinnern, etwas «mit einer ganz speziellen Organisation des Gehirns zu tun, die mehr Aufmerksamkeit und Erinnerung an Träume erlaubt», wie Eichenlaub resümiert.

Welche körperlichen und psychologischen Motive allerdings dahinterstehen, bleibt weitgehend unklar. Aber es gebe, meint Mark Solms, «gute Gründe, Träume zu vergessen». Denn die träumerische Erfahrung sei eine Art halluzinatorisches Erlebnis und deshalb zu trennen von unseren realen Erlebnissen im Wachzustand: «Sonst kämen wir in einen psychotischen Strudel.» Was bedeutet: Wir könnten nicht mehr trennen, was wirklich ist und was Illusion.

Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass die Ereignisse und Assoziationen des Tages das Gedächtnis überfrachten – der Speicher ist voll. Um Platz zu schaffen, geht das Gehirn beim Träumen die frischen Inhalte durch und schmeisst alles raus, was nicht wichtig ist. Ein guter Grund also, sie lieber gleich zu vergessen. «Klingt auch plausibel», sagt Solms, «ist aber genauso unbewiesen.» Er gibt zu bedenken, dass das Gedächtnis «an den Rändern des Schlafs spürbar schlechter funktioniert». So gesehen kämen die Träume, die vor allem in den Randphasen des Schlafs auftreten, zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.

Albträume bleiben besser haften

Bislang sind auch alle Versuche gescheitert, die Erinnerungsfähigkeit an Träume bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen zuzuordnen. «Depressive allerdings erinnern sich noch seltener an Träume als andere», sagt Solms – es sei denn, sie schlucken bestimmte antidepressive Medikamente, die Träume sogar sehr lebhaft und detailliert ins Gedächtnis befördern. Umgekehrt entsinnen sich Leute mit einer grossen bildlichen Vorstellungskraft besonders gut an Träume.

Offenkundig erinnern wir uns öfter an Albträume als an Träume, die etwa die schönste Liebesgeschichte reflektieren. Wobei uns Albträume in der Regel fast immer wecken – dann ist die Chance höher, sie zu behalten. Auch in Zeiten seelischer Not, wenn wir aufgewühlt sind, finden wir unsere Träume leichter im Gedächtnis wieder. «In diesen Phasen schläft man auch schlechter», vermerkt Solms und fügt an: «Wir haben keinerlei Hinweise, dass man sich öfter an existenzielle Träume erinnert.» Gleichwohl hält er eines für wahrscheinlich: «Die Träume, die wir behalten, sind die verstörendsten; die Träume, über die wir dann wirklich nachdenken sollten.» (Tages-Anzeiger)

Erstellt: 12.12.2014, 21:25 Uhr


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